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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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eine Spiegelfechterei seines Unterbewußtseins gewesen sein, um ihn vor einem Fehler zu bewahren.
    Trotzdem, es konnte nicht schaden. Er warf sich den Leinenrucksack über die Schulter.
    »Fialt, Rahff ...« Seine Stimme versagte. »Chak. Meine Freunde. Ich danke euch. Für alles.« Er hob das Jagdmesser zu einem knappen Gruß, dann schob er es in die Hülle, knotete es mit einem Lederriemen um die Hüften, holte tief Atem und verschwand mit einem Kopfsprung in dem Teich über der Tunnelöffnung.
    Auf der dem Meer zugewandten Seite der Insel tauchte er auf, eilte geduckt über die Felskuppe zum jenseitigen Ufer und sprang wieder ins Wasser, um so die Insel zwischen sich und das weiter draußen ankernde Sklavenschiff zu bringen. Wenn es ihm gelang, auch weiterhin in Deckung zu bleiben, konnte er die Verfolger aus der Welt schaffen, ohne unliebsame Aufmerksamkeit zu erregen.
    Tennettys Gruppe befand sich mehr als hundert Meter links von ihm, als er sich ans Ufer stemmte; die zwei Verfolger achteten so ausschließlich auf ihre Beute, daß sie nichts von Karl Cullinane sahen oder hörten, der aus dem Wasser stieg und sich an sie heranpirschte. Das einzige Geräusch, das er verursachte, war das Tappen seiner bloßen Füße auf dem Sand, und das wurde vom Rauschen der Wellen übertönt.
    Die Sklavenhändler schlichen weiter, der vordere in seiner merkwürdig geduckten Haltung, während der Mann mit den beiden Armbrüsten sich hinter ihm hielt.
    Nachdem er seinen Rucksack behutsam niedergestellt hatte, zog Karl Cullinane seinen Dolch und näherte sich ihnen auf Zehenspitzen. Vielleicht atmete er zu laut, vielleicht entschlüpfte ihm ein unbewußtes Knurren, oder sein Herz klopfte zu stark - was auch immer, als er noch ungefähr drei Meter von dem Armbrustschützen entfernt war, drehte der Mann sich mit einem scharfen Atemzug herum und hob die gespannte Waffe.
    Karl Cullinane wich einen halben Schritt seitwärts aus und warf sich auf den Gegner, gerade als dieser abdrückte.
    Der Bolzen streifte ihn links über den Rippen; er schlug die Armbrust beiseite, und die zweite Waffe verlor der Sklavenhändler, als er unter Karls Gewicht zu Boden stürzte.
    Der Mann krallte nach Karls Augen, während er mit der anderen Hand das herabstoßende Messer aufzuhalten versuchte.
    Fingerknochen brachen, als Karl Cullinane den Dolch einmal, zweimal, dreimal in die Brust des Sklavenjägers rammte, sich dann zur Seite rollte und aufsprang, um den zweiten Gegner anzugehen.
    Der andere Mann betrachtete ihn schweigend, mit weit aufgerissenen Augen, seine Kiefer mahlten, als wolle er etwas sagen. Doch nur ein rauhes Ächzen und ein dunkles Blutrinnsal drangen über seine Lippen, als er mit zuckenden Händen an dem Messer zerrte, das aus seiner Kehle ragte.
    Messer? Der Sklavenjäger fiel auf die Knie.
    Ein zweiter Dolch flog heran und bohrte sich in die Brust des Mannes.
    »Tennetty, Aeia, Bren, kommt her«, zischte Walter Slowotski hinter Karl. »Es scheint, daß wir ihn gefunden haben.«
    Als Karl sich herumdrehte, sah er drei Leute, Slowotski, Ahira und jemanden, den er nicht er... - nein, bei Gott! es war Avair Ganness! - unter den Bäumen hervorkommen.
    »O ihr, die ihr nicht den rechten Glauben habt«, tadelte Slowotski mit einem ungezwungenen Grinsen. »Du glaubst wirklich, ich schicke sie los, ohne im Hintergrund die Augen offen zu halten?«
    Während Karl sein blutiges Hemd abstreifte und die Schramme über seinen Rippen begutachtete, schleifte Ahira die Leichen in ein Versteck zwischen den Bäumen. Die anderen sammelten sich um Karl.
    »Schlimm?« erkundigte sich Ahira, der sich nach getaner Arbeit niederkniete und mit Sand die Arme säuberte.
    »Ich werd's überleben.« Es tat höllisch weh, aber die Wunde war nicht tief. Jedenfalls nicht schwer genug, um seinen kostbaren Vorrat an Heiltränken anzugreifen; er ließ sich von Tennetty einen Verband anlegen und nahm sich dann einen kurzen Moment Zeit, um Aeia und Ahira zu umarmen und Bren, Tennetty und Ganness die Hand zu schütteln, bevor er sich an Slowotski wandte.
    »Ist er in Biemestren oder hier bei euch?« fragte Karl.
    »Wer?« Slowotski runzelte die Brauen. »Oh, Jason. Nun, ich hoffe, er befindet sich inzwischen in Holtun-Bieme oder in Heim. Jetzt laß uns hier verschwinden. Ganness' Schiff liegt in einer Bucht, ungefähr ...«
    »Du hoffst?«
    Ihm dämmerte etwas.
    Slowotski hatte sich selbständig gemacht.
    Wieder einmal.
    Wie gewöhnlich.
    Wie immer.
    Karl schwang blindlings

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