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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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vierte?
    Ich persönlich würde Dich vorziehen, aber Ranella - entschuldige: Meisterin Ranella; sie besteht darauf - hätte es lieber, daß Du ihr jemanden schickst. Auf diese Art hat sie jemanden, der sie in der fortgeschrittenen Vermessungstechnik unterweisen kann; die Horizontalpeilung beherrscht sie schon.
    Noch ein wohlgemeinter Rat: Nach Deinen Worten zu urteilen, ist Petros - und sag dem Jungen, er soll die Finger von meinem Sprößling lassen! - durchaus in der Lage, in Deiner Abwesenheit Wahlen durchzuführen, also komm her. Mir scheint, daß eine kleine Luftreise Dir guttun wird.
    Nun, entscheiden mußt Du selbst. Aber wenn Du Dich zur Reise entschließen solltest, laß nichts davon durchsickern. Es braucht niemand zu wissen, daß Du Heim verläßt; damit öffnen wir womöglich irgendwelchen Schwierigkeiten Tür und Tor.
    In der Zwischenzeit macht die Stahlerzeugung in Furnael gute Fortschritte, und ich hoffe, das neue Bessemerwerk nächstes Jahr in Betrieb nehmen zu können. Der Zeitplan ist immer noch derselbe: in fünf Jahren schnelle Truppentransporter, denen ein Gleisnetz von Grenze zu Grenze zur Verfügung steht; in zehn Jahren volle kommerzielle Auslastung ... und dabei will ich es bewenden lassen. Ich muß noch einen Brief an Slowotski und den Zwerg abfassen, und dann gehe ich Kaiser spielen.
    Wahrscheinlich verdiene ich es nicht besser; warum mußte ich darauf bestehen, daß alle Kapitalverbrechen im Kapitol verhandelt werden.
    Wie immer, alter Freund, gelten Dir
    alle guten Wünsche
    Karl Cullinane
    Schon in den alten Tagen, bevor Karl den Platz des verstorbenen, selten betrauerten Prinzen Pirondael eingenommen hatte, wurden in Bieme die Gerichtsverhandlungen im Thronsaal abgehalten. Nicht daß Gerichtsverhandlungen besonders häufig stattfanden: Die Rechtsprechung bei Hofe befaßte sich ausschließlich mit Angehörigen des Adels, gegen die formell Anklage erhoben wurde. Die niedere Rechtsprechung fiel in die Zuständigkeit des Adels und wurde häufig dergestalt ausgeübt, daß besagter Edelmann es seinen Soldaten überließ, das Strafmaß zu bestimmen, alles, von einer halbwegs erträglichen Auspeitschung bis zu einer ausgesucht grausamen Hinrichtung, als Abschreckung für künftige Übeltäter.
    Darüber mußte Karl nachdenken, als er das Gerichtshaus betrat und zwei der vier Torwachen sofort neben ihm einschwenkten, um ihn auf seinem Weg den Gang hinunter zu begleiten.
    Die Dinge ändern sich, aber sie ändern sich nicht schnell genug. Es war ihm gelungen, die Anzahl und Arten der Verbrechen zu verringern, und er hatte durchzusetzen vermocht, daß Kapitalverbrechen in Biemestren verhandelt wurden, im Thronsaal des Kaisers, doch in seinem Wunsch nach Veränderung stieß er an Grenzen.
    Er war auf die Mitarbeit der holtischen Barone angewiesen, daran gab es nichts zu deuteln. Das Stahlwerk ›Klein Pittsburgh‹ in der Baronie Furnael produzierte bis jetzt nur minderwertiges Eisen und war weit davon entfernt, sich selbst zu tragen; man hatte es mit Steuergeldern erbaut, eingetrieben von eben jenen Baronen.
    Die Grenze zu Nyphien ließ sich keinesfalls von Tyrnaels Truppen allein sichern; das bedeutete ein stehendes Heer, und sowohl das Geld als auch die Männer wurden von den Baronen bereitgestellt.
    Und der Bau der Eisenbahn? Dazu brauchte man Arbeitskräfte und Gelder. Steuergelder. Den benötigten Stahl mußte man irgendwie von der Produktion abzweigen - vorausgesetzt, daß die Bessemeranlage bis dahin arbeitete -, außerdem galt es die Wegerechte zu beschaffen, ob nun mit Geld oder mit sanfter Gewalt, und nach allen Seiten abzusichern.
    Es war nicht damit zu rechnen, daß die Bauern - der Fels, auf dem jede agrarorientierte Gesellschaft gründete - die Mittel aus reiner Herzensgüte zur Verfügung stellten; Bauern waren auch nicht selbstloser als andere Leute. Und die Verehrung für den Souverän hatte da ihre Grenzen, wo Geld ins Spiel kam. Man würde sie zur Mitarbeit überreden müssen, und dazu bedurfte es, wenn schon nicht der Zuneigung, so doch der Unterstützung der herrschenden Klasse.
    Er war auf die Barone angewiesen, und deshalb mußte er in allem, was er tat, äußerst behutsam vorgehen.
    Natürlich hatte sich einiges geändert, besonders in Holtun.
    Die Militärregierung bot ihm einen ausgezeichneten Vorwand, tiefgreifende Umschichtungen in der Gesellschaft vorzunehmen, und jeder holtische Baron war sich im klaren darüber, daß Rebellion gegen den kaiserlichen Statthalter eine

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