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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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todbringenden Ende von Schwert oder Gewehr befanden.
    Er schürzte die Lippen. »Zwickt es dich wieder?« Tennetty vertrug Friedenszeiten nicht recht; dies war nicht das erstemal, daß sie eine solche Bitte aussprach.
    Oder das erstemal, daß er sie erfüllte. »Ich wünsche dir viel Spaß, und richte allen Grüße von mir aus, ja? Nur sei auf dem Rückweg vorsichtig mit dem Gepäck; ich möchte Ellegon nicht überlasten.«
    »Danke, Chef.« Sie lächelte. »Hättest du nicht Lust mitzukommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid - zuviel Arbeit.
    Außerdem werde ich zu langsam. Ich möchte nicht in der Gegend sein, wenn du dich in Schwierigkeiten bringst.« Er bedachte sie mit seinem Ich-meine-es-verdammt-ernst-Blick. »Und ich will nichts davon hören, daß du den Jungen in Gefahr gebracht hast; er ist noch viel zu jung.«
    »Da hast du recht. Aber es ist zu dumm«, meinte sie, griff nach der Tintenflasche, verkorkte sie und stellte sie sanft auf den Fenstersims.
    »Was tust du?«
    Sie zuckte die Schultern. »Hast du nicht gesagt, du wirst zu langsam ...«
    In einer fließenden Bewegung zog sie mit der rechten Hand den Dolch und stürzte sich auf ihn, wobei sie die Klinge zu einem Stoß von unten nach oben bereithielt, um ihn mit einer einzigen knappen Bewegung von der Leiste bis zum Brustbein aufzuschlitzen wie eine Forelle.
    Die Reflexe des Kriegers übernahmen seinen Körper; mit dem linken Fuß trat er gegen ihre Hand, mit dem rechten stieß er sich vom Fenster ab, rollte einmal über den Boden und schnellte empor.
    Noch ließ sie nicht von ihm ab; er packte einen Seidenteppich und schleuderte ihn in ihre Richtung, um sie wenigstens so lange aufzuhalten, bis er sein Schwert aus dem Ständer gegriffen hatte.
    Die Scheide warf er beiseite; Tennetty hielt ihr eigenes Schwert bereits in der Hand und stand ihm en garde gegenüber.
    Langsam senkte sie die Schwertspitze und schob den Dolch in den Gürtel zurück. »Nicht mehr in Form, ja?«
    Seufzend ließ er gleichfalls die Waffe sinken. »Ich wünschte, du würdest das lassen. Wirklich.«
    »Ich wünschte, du würdest mir nicht weismachen wollen, daß du alt und träge wirst. Ich mußte dich einfach vom Gegenteil überzeugen.«
    Er wußte es besser; sie hatte sich überzeugen müssen, nicht ihn. »Tut mir leid, Ten, aber es läßt sich beim besten Willen nicht einrichten. Ich muß Hof halten, anschließend reite ich zurück nach Arondael, um bei den Manövern die Oberaufsicht zu übernehmen.« Es war eine Sache, Arondael für etwaige Gewalttaten verantwortlich zu machen, und etwas anderes, diesen Topf unbeaufsichtigt brodeln zu lassen.
    Sie schüttelte den Kopf. »In der vorletzten Nacht habe ich soviel Spaß gehabt wie lange nicht mehr. Es schien mir, als lägen unsere gemeinsamen Kämpfe Jahre zurück. Der Friede lastet zu schwer auf uns blutrünstigen Typen. Dich eingeschlossen.«
    Sie begriff es einfach nicht. Tatsache war, daß Karl Cullinane Gewalt verabscheute. Er schreckte nicht davor zurück, er beherrschte ihre Regeln, aber er hatte keine Bedenken, ihr aus dem Weg zu gehen, wo immer es möglich war.
    Er rieb die drei Fingerstümpfe an seiner linken Hand. Gewalt hatte ihren Preis; mit dem Verlust von nur drei Fingern war Karl Cullinane gut davongekommen. Tennetty hatte einst ein Auge verloren; Chak, Rahff, Aveneer und all die anderen waren gestorben. Manche schnell, manche langsam - aber tot waren sie allesamt, tot, tot, tot.
    Das Bewußtsein der Sterblichkeit senkte sich wie eine schwere Last auf Karl Cullinanes Schultern. Wieder massierte er die Stümpfe. Nur ein paar Zentimeter weiter nach links, aus dem Explosionsschatten hinaus, und es hätte ihn womöglich den Kopf gekostet.
    So hatte er nur drei Finger verloren ...
    *Betrachte es von der Seite - niemand beherrscht das Siebener-Einmaleins besser als du.*
    Vielen Dank, Ellegon. »Ein andermal, in Ordnung? Und laß mich jetzt bitte allein, ich möchte diesen Brief hier fertigschreiben.«
    Sie nickte wortlos, schob das Schwert in die Scheide, drehte sich um und ging.
    Er sammelte die verstreuten Schreibutensilien auf, entkorkte die Tintenflasche, tauchte die Feder ein und begann wieder zu schreiben.
    ... was die Vermessung des Geländes angeht, Lou, so sehe ich nur drei Möglichkeiten. Entweder:
    1. Du wirst einen Vermesser für mich ausbilden müssen
    oder
wir machen es, so gut wir es selber fertigbringen
oder
Du gibst nach, kommst her und kümmerst dich selbst darum.
    Siehst Du noch eine

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