Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
heftiger regnete und harte Tropfen gegen seine Brust schlugen. Er hetzte in die Deckung des Waldes und hörte unterwegs eine rauhe Stimme flüstern: »Jeder auf seinen Platz und noch nicht feuern.« Zuerst wurde ihm gar nicht bewußt, daß es sich um seine eigene handelte.
Hinter der Biegung ertönten weitere Schüsse, bei deren Klang er instinktiv nach den Pistolen in seinem Gürtel tastete, den Messern an seiner Hüfte und dem Schwertgurt, der über seiner linken Schulter hing, damit er ihn leichter abschütteln konnte.
Er vermochte nur vier von seinen Leuten auszumachen; die anderen vier hatten unter Ahiras Führung weiter unten am Weg Posten bezogen, so daß ihr Trupp über zwei Feuerlinien verfügte.
Wenn alles klappte.
Es goß in Strömen, wie ein eisiger Schleier hing der Regen zwischen den Bäumen.
Hufschlag dröhnte auf dem harten Boden; zu viert nebeneinander galoppierte die Nachhut der Sklavenjäger den Weg entlang.
Den nackten Rücken gegen die rauhe Borke eines Baumes gelehnt, griff Walter nach einer der Pistolen und spannte im Anheben den Hahn, wobei er hoffte, betete, daß die Feuchtigkeit nicht an das Zündpulver gedrungen war.
Die vier Sklavenjäger in der vordersten Reihe prallten fast gleichzeitig gegen das Seil. Das straff gespannte Leder schleuderte sie aus den Sätteln, als wären sie Holzkegel.
Nur daß bei Kegeln kein Genick mit einem schaurigen Knacken brechen konnte. Kegel stürzten nicht zu Boden und wanden sich schreiend im Todeskampf.
Zwei der Pferde stolperten und gingen zu Boden, der eine Reiter warf sich zur Seite, der andere kam unter sein Tier zu liegen und wurde zermalmt.
Von den nächsten vier Sklavenjägern vermochte einer sich rechtzeitig zu ducken, doch ein Gewehrschuß in die Schulter fegte ihn aus dem Sattel und zu Boden. Walter Slowotski war aufgesprungen, legte seine erste Pistole auf vierten heranstürmenden Sklavenjäger an und feuerte, sobald er den Mann über Kimme und Korn anvisiert hatte.
Die Pulverladung mußte zu stark gewesen sein; sie ging mit einem Knall los, der Walter bis ins Mark durchschüttelte. Er verfehlte und sollte nie erfahren, wohin die Kugel flog.
Doch das Mündungsfeuer der Pistole und der Schußknall lenkten die Aufmerksamkeit der Sklavenjäger auf ihn, die sich inzwischen soweit gefaßt hatten, ihre Pferde zu zügeln und nach den Waffen zu greifen. Einige hatten die Schwerter gezogen, andere die Lanzenschäfte in die Hüfte gestemmt, wieder andere hielten die Armbrust schußbereit.
Der Sklavenjäger, auf den er angelegt hatte, senkte die Lanze zum Stoß und spornte sein Pferd zum Galopp.
Es war merkwürdig, überlegte Walter, während seine Finger nach der zweiten Pistole tasteten, was man in solchen Augenblicken alles wahrnahm: den unter den Hufen aufspritzenden Schlamm, die geblähten Nüstern des Pferdes, eine Ader, die am Hals des bärtigen Mannes pulsierte, einmal, zweimal, dreimal ...
... und zerplatzte, als eine Schrotladung den Mann aus dem Sattel stieß und sein Gesicht in eine unkenntliche blutige Masse verwandelte.
Walter nahm die letzte Pistole aus dem Futteral und spannte den Hahn. Ungefähr zehn Sekunden mochten vergangen sein, seit der erste der Sklavenjäger gegen das Seil prallte, und schon waren acht von ihnen erledigt.
Er hatte die Pistole noch nicht ganz erhoben, als eine Gewehrsalve drei weitere Gegner ausschaltete, und Slowotski sah sich gezwungen, ein neues Ziel anzuvisieren. Auch diesmal verfehlte er; die Kugel traf statt des Reiters den Hals des Pferdes, als das Tier mit der Vorderhand in die Luft stieg.
Das Pferd schrie.
Etwas pfiff an Walters Ohr vorbei, und er verspürte einen stechenden Schmerz, während Feuchtigkeit über seine Wange rieselte.
Ein Sklavenjäger, ein blonder Knabe etwa in Jasons Alter, suchte mit zitternden Fingern die Sehne seiner Armbrust neu zu spannen, aber Walter hatte bereits sein Messer geschleudert, und noch während es mit dumpfem Schlag in den Leib des Jungen drang, sandte er eine zweite Klinge hinterher.
Dann trat hinter den letzten Sklavenjägern Ahira in den Regen hinaus, einen topfähnlichen Stahlhelm auf dem Kopf, den Leib in ein neues Kettenhemd gehüllt, das ihm bis zu den Knien reichte.
Sein frisch aus dem Unterholz geschnittener Stab war leicht dreimal so lang wie er selbst und dicker als Walters Handgelenk, doch der Zwerg hielt ihn unternehmungslustig in den großen Händen.
Mit einem kehligen Schrei schwang Ahira den Stab gegen den nächsten Gegner; unter der
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