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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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laß mich doch«, flehte Bren Adahan, der neben ihr kniete, aber Walter stieß ihn achtlos beiseite.
    Viel später ging ihm auf, daß er sich so benahm, wie Karl es getan haben würde - dieser monomanische Cullinane vermochte sich nie auf mehr als jeweils eine Sache zu konzentrieren.
    »Sanitäter, verdammt«, brüllte er, als er sich zu ihr beugte. »Wirbrauchen einen Sanitäter. Hier ist jemand verletzt.« Er riß ihr Pistole und Pulverhorn aus den Händen und packte ihre beiden Handgelenke mit der linken Faust, ohne auf ihren schwachen Protest zu achten. »Ich entscheide, wo hier die Prioritäten liegen, verstanden?« sagte er und versuchte ihr Hemd hochzuziehen, um an die Wunde heranzukommen. Der nasse Stoff klebte steif und schwer an ihrer Haut.
    Indem er alle zehn Finger in den Stoff krallte, zerriß er das Hemd, bis die häßliche Verletzung in ihrer Seite zum Vorschein kam. Die Kugel hatte ihren Körper ungefähr in Höhe der Nieren glatt durchschlagen. Blut sickerte in stetem Strom aus dem Einschußloch. Um die Blutung zum Stillstand zu bringen, preßte er die Handfläche auf die Wunde, zuckte aber sofort zurück, als sie aufschrie und von ihm abzurücken versuchte.
    »Nein«, sagte sie und wehrte sich dermaßen kraftlos gegen seinen Griff, daß es ihn erschreckte. »Später. Du mußt nachladen, oder ...« Ihre Worte erstickten in einem Gurgeln, als ein Krampf ihren Körper schüttelte und ein Schwall von blutigem Erbrochenem aus ihrem Mund quoll. Ein par Spritzer trafen sein Gesicht.
    Der Läufer kam mit der Messingflasche, die den Heiltrank enthielt; aus dem Augenwinkel beobachtete Slowotski, wie Bren Adahan dem Mann das Gefäß aus der Hand riß und den Korken herauszog. Er goß etwas davon über die Wunde, dann zwang er Aeia den Flaschenhals zwischen die Lippen, während Slowotski sie festhielt.
    Doch ein zweiter Krampf überschüttete Walter mit verschwendetem Heiltrank und saurer Galle. Während er den Kopf schüttelte, um die brennende Flüssigkeit loszuwerden, versuchte er sie noch fester zu umklammern. Bren benetzte Ein- und Ausschußloch erneut mit dem kostbaren Trank, doch der Erfolg war nicht sehr groß.
    »Versuch es noch einmal - Aeia, du mußt das trinken«, sagte Bren.
    »Kann nicht ...«
    Walter Slowotski bemühte sich um seine Kommandostimme:
    »Trink, Aeia. Jetzt«, befahl er.
    Gott, ich höre mich an wie Karl, dachte er, als sie einmal mühsam schluckte und dann in seinen Armen erschlaffte.
    »Nein!« schrie Bren Adahan, während Walter ihre kalte, durchnäßte und so furchtbar stille Gestalt an die Brust drückte.
    Nein. Das darf nicht sein.
    Aber - Gott und alle Heiligen seien gepriesen - das Klopfen stammte nicht allein von seinem Herzen. Auch ihres schlug noch.
    »Sie lebt, Bren.« Walter merkte plötzlich, daß er von einem Ohr zum anderen grinste. »Sie lebt.« Als er ihre Handgelenke umfaßte, konnte er den Puls fühlen. Dünn und langsam, aber ein unverkennbares Lebenszeichen. Er bildete sich ein, ihren Herzschlag hören zu können.
    Irgendwo in dem Unwetter bellte Ahira Befehle; ein Baum stürzte zu Boden. »Walter«, rief der Zwerg. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Walter erhob sich mit Aeia auf den Armen. »Bren - bring sie weg von hier. Ich möchte nicht, daß sie am Ende noch etwas abbekommt.«
    Mit einem grimmigen Nicken nahm Bren die kraftlose Gestalt entgegen und hielt sie mit einem festen, doch behutsamen Griff. Er sagte nichts, warf nur einen raschen Blick zurück, bevor er den Kopf zwischen die Schultern zog und im Regen verschwand.
    Schlau, Slowotski, unheimlich schlau. Wie gut du dieses Geheimnis bewahrt hast.
    Slowotski hatte sich immer etwas auf sein Motto ›Der Kavalier genießt und schweigt‹ zugute gehalten, doch irgendwie schien es nie viel zu nützen. Die interessierten Parteien wußten meistens ziemlich schnell Bescheid.
    Zur Hölle damit. Er wischte sich das Erbrochene von Gesicht und Brust, während er durch den inzwischen knöcheltiefen Matsch zum Weg zurückwatete.
    Das muß warten.
    »Das kann warten«, sagte Ahira, als hätte er seine Gedanken gelesen. Der Zwerg schwang die Holzaxt gegen den Stamm eines Baumes; Splitter, so groß wie Slowotskis Faust, schwirrten durch die Luft. »Und lade endlich deine Pistolen.«
    Walter schaute auf den Boden, wo er die Waffen fallengelassen hatte; naß und schlammig lagen sie auf den Blättern. Um sie wieder gebrauchsfertig zu machen, brauchte es mehr als ein paar Tücher und ein paar Minuten.
    »Keinen Zweck;

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