Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Geste der Höflichkeit - bevor er sie zurückgab. »Guter Stoff. Stecks jetzt weg, der Tag ist noch nicht zu Ende. Danerei, du räumst weiter auf. Araven, du suchst Bren und Aeia und sagst ihnen, daß alles vorbei ist - aber vorsichtig, Junge, ruf beim Gehen ihre Namen. Du - wie heißt du? Keevan, hol Walters und mein Pferd; wir reiten zurück zu den anderen, um zu sehen, wie es ihnen ergangen ist.«
Ahira warf ihm einen Blick voll grimmiger Befriedigung zu; mit einer weit ausholenden Armbewegung deutete er auf den von Leichen übersäten Kampfplatz. Einige erweckten noch den Anschein von Leben und starrten mit offenen Augen ins Leere, andere waren so grausam verstümmelt, daß man sie kaum noch als Menschen zu erkennen vermochte.
Und über dem Platz hing ein ekelhafter Gestank. Im Tod hatten sich die Schließmuskeln der Sklavenjäger gelöst - ein unbewußter Reflex, der darauf abzielt, das Aas den Raubtieren weniger schmackhaft erscheinen zu lassen.
Ahira schüttelte den Kopf. »Erinnerst du dich an die Zeit, als dir so was auf den Magen schlug?«
Walter Slowotski schluckte zweimal. »Nee«, sagte er und rang sich ein Lächeln ab, das selbst Ahira für echt halten mußte. »Das war vor langer Zeit, in einer fernen Galaxis ...«
Wie immer waren die Aufräumungsarbeiten eine ermüdende Angelegenheit, aber die Vertrautheit dieser Routineprozedur wirkte beruhigend. Der Hauptangriff unter Daherrin war verhältnismäßig reibungslos abgelaufen, wenn auch nicht ganz ohne Verlust. Der Krieger, der Walter und Ahira anrief, als sie sich dem Ort des Geschehens näherten, berichtete von etlichen Verwundungen bei den eigenen Leuten und den befreiten Sklaven und, schlimmer noch, zwei Krieger waren gefallen - Sereval und Hervan, Männer, die Walter nur flüchtig gekannt hatte -, und bei den Sklaven gab es beinahe ein Dutzend Todesfälle durch fehlgegangene Kugeln und Bolzen.
Es ließ sich nicht ändern. Zu den weniger angenehmen Tatsachen des Lebens gehört auch, daß Unschuld keine verläßliche Rüstung ist.
Selbst nach der langen Zeit ohne Kämpfe fand sich Daherrins Truppe ohne Schwierigkeiten in die gewohnte Routine nach der Schlacht, jeder einzelne schlüpfte mühelos in seine zweite Rolle.
Nebenberufliche Schmiede arbeiteten mit Hammer und Meißel an den Sklavenketten, während nebenberufliche Köche die Vorräte der Sklavenjäger sichteten, Trockenfleisch austeilten und große Töpfe mit Gulasch aufs Feuer hoben, derweil zwei andere ein im Kampf getötetes Pferd zerlegten. Andere, die jetzt den Platz von Sanitätern einnahmen, begutachteten sämtliche Verletzungen, teilten freigiebig Salben und Verbände aus und geizten mit Heiltrank. Eine Abteilung hob die Gräber für die Bestattung der getöteten Sklaven und der beiden getöteten Krieger aus, während andere Krieger auf dem Posten von Quartiermeistern die toten Sklavenjäger entkleideten und nach persönlichen Besitztümern durchsuchten.
Wer nichts anderes zu tun hatte, schleifte die toten Sklavenjäger ein gutes Stück in den Wald hinein, wo sie verrotten konnten. Allgemein wurde so verfahren, daß die Leichen an Ort und Stelle liegen blieben, als unverhohlene Warnung, aber diesmal wurde eine Ausnahme gemacht: Aufgrund des unverändert andauernden Regens hatte Daherrin den - nach Walters Ansicht klugen - Entschluß gefaßt, hier das Nachtlager aufzuschlagen und Kriegern wie Sklaven etwas Ruhe zu gönnen, bevor sie in aller Frühe den Rückmarsch nach Heim antreten mußten.
Einige der Männer fanden Schutz unter aufgespannten Planen, während andere um die sechs Kochfeuer standen, die tapfer gegen den Regen ankämpften, der inzwischen zu einem melancholischen Nieseln abgeflaut war.
Annähernd fünfhundert befreite Sklaven zu versorgen, zu verpflegen und für die Nacht unterzubringen, war eine schwierige Aufgabe, die Daherrin allerdings bereits weitgehend gemeistert hatte, als Slowotski und Ahira von den Pferden stiegen.
Der Zwerg gab einem schlaksigen, noch sehr jungen Reiter einige knappe Anweisungen und versetzte ihm abschließend einen freundschaftlichen Schlag gegen das Bein. »In Ordnung. Sieh zu, daß du den Wagen einholst - und du bürgst mir persönlich für jeden einzelnen in der Gruppe; es darf niemand zu Schaden kommen oder verlorengehen.«
»Verstanden, Daherrin.« Der Junge gab seinem Pferd die Sporen.
»Wie ist es euch ergangen?« erkundigte sich Daherrin.
»Keine Probleme. Aeia verwundet, die Wunde versorgt«, berichtete Ahira. »Sonst
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