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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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stürzte von seinem luftigen Sitz und landete mit einem harten Aufprall im Morast.
    Das war im Plan nicht vorgesehen.
    Ein Kinderspiel, nicht wahr?
    Der erste Sklavenjäger hörte den Schrei und riß sein Pferd herum, während er nach seinen Waffen tastete.
    Das war im Plan nicht vorgesehen.
    Valeran erhob sich aus der Deckung und brachte die Armbrust in Anschlag.
    »Übernimm den vorderen!« rief er und zielte auf den Mann, der Mikyn aus dem Baum gezerrt hatte und jetzt mit seitlich vorgerecktem Schwert auf den Jungen eindrang. Doch um Mikyn zu helfen, mußte der alte Kämpe notgedrungen den zweiten Gegner außer acht lassen.
    Das war im Plan nicht vorgesehen.
    Der Sklavenjäger zog und warf ein Messer.
    Die Zeit hielt inne und ein Augenblick erstarrte zur Ewigkeit:
    Valeran, den Zeigefinger um den Abzug der Armbrust gekrümmt, folgte aufmerksam jeder Bewegung des grauhaarigen Mannes, der Mikyn mit dem Schwert bedrohte, denn er wußte, wenn er mit dem ersten Schuß fehlte, war das Schicksal des Jungen besiegelt
    - das Wurfmesser, das blitzend durch die Luft wirbelte -
    - Jason, der unbewußt den Arm ausstreckte, seinem Lehrer und Mentor eine Warnung zurufen wollte, dem Mann, der ihm viel mehr ein Vater gewesen war, als er es jemals sein konnte -
    Er mußte Valeran warnen. Er durfte ihn nicht sterben lassen. Doch er befand sich mit in diesem erstarrten Augenblick, war ein Teil des furchtbaren Geschehens, nicht nur ein Zuschauer.
    Das war im Plan nicht vorgesehen.
    Und dann geriet das Bild wieder in Bewegung:
    Der Reiter, der es auf Mikyn abgesehen hatte, ließ mit verwundertem Gesichtsausdruck das Schwert aus der kraftlosen Hand fallen und tastete unbeholfen nach dem Armbrustpfeil, der bis zur Befiederung in seine Brust eingedrungen war.
    Zwei weitere Bolzen sprossen aus dem Leib seines Kumpanen, und auch das entsetzt steigende Pferd wurde getroffen.
    Und Valeran sank rücklings zu Boden. Aus dem blutigen Teich, der einmal sein rechtes Auge gewesen war, ragte der Holzgriff eines Wurfmessers.
    Das war im Plan nicht vorgesehen.
    Ein Kinderspiel.
    Jason begann zu laufen. Und lief immer schneller.

Kapitel zehn
Entscheidungen
    Drei können ein Geheimnis bewahren, sofern zwei von ihnen tot sind.
    Benjamin Franklin
    »Wir haben nicht viel Zeit«, bemerkte Ahira und starrte in die Dunkelheit hinaus. Der Regen hatte nachgelassen, aber auch das leichte Nieseln genügte, um Jasons Spur zu verwischen. Nur wenige Meilen entfernt, grenzte der Wald an die gerodeten Felder der Bauernhöfe um Wehnest; von dort aus konnte er jede Richtung einschlagen.
    Ihm folgen, jetzt? Bei Nacht einen Waldweg entlangzureiten, war für Pferd und Reiter eine prachtvolle Gelegenheit, ein Auge zu verlieren, oder auch beide; wenn sie offenes Land erreichten, kamen sie vielleicht einigermaßen schnell und sicher voran.
    Doch offenes Land war Meilen entfernt. Es hätten ebensogut Lichtjahre sein können.
    Ahira konnte sich mit dem Gedanken nicht anfreunden.
    Warum mußten die Menschen eine unangenehme Lage noch verschlimmern? Der Zwerg zuckte die Schultern. Das war typisch für sie.
    »Möglicherweise kehrt er um«, meinte Aeia und schob sich noch einen Happen Gulasch in den Mund. »Ich glaube nicht daran, aber es könnte sein. Die Sturheit liegt in der Familie«, fügte sie hinzu, nicht ohne Stolz.
    Bren Adahan schaute zu ihr hin, die Flammen des Kochfeuers tanzten in seinen Augen. Mit schmutzigen Fingern kämmte er sich durch das sandfarbene Haar. »Ich begreife nicht, wo das Problem liegt. Nach Mikyns Worten hat Jason den Kampfplatz erst ... verlassen, als bereits alles entschieden war. Das sieht mir nicht wie Feigheit aus.«
    »Das findest du.« Walter Slowotski schüttelte den Kopf. »Und ich finde das auch. Mir erscheint ein solches Verhalten nicht feige, sondern eher zimperlich. Aber wenn er es nun für feige hält?«
    Wer verstand es besser als Walter, das Augenmerk auf das Wesentliche zu lenken.
    Adahan verstand nicht, was gemeint war; er zuckte wieder die Schultern. »Na und? Wir suchen ihn, finden ihn und überzeugen ihn vom Gegenteil. Es ist nicht ungewöhnlich, daß man als Junge in Panik gerät, wenn es zum erstenmal um Leben und Tod geht.«
    »Erzähl das dem Jungen«, sagte Ahira. Bitte, erzähl das dem Jungen.
    »Na gut, ich werde ihm nachreiten.« Bren Adahan breitete die Hände aus. »Aber ich begreife immer noch nicht, wo das Problem liegt. Wir können ohne weiteres ein halbes Dutzend Männer auf die Beine bringen, die ihn suchen und

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