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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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gibt es nichts zu erzählen.«
    »Es sieht gut aus«, meinte Daherrin mit einem Lächeln, das seine lückenhaften Zähne sehen ließ. »Es gefällt mir nicht, zwei Mann verloren zu haben, aber wie es aussieht, wird es dabei bleiben.«
    Walter schüttelte den Kopf. »Was meinst du damit ›wie es aussieht‹? Der Posten sagte ...«
    »Wir haben noch keine Nachricht von der Gruppe, die die Vorhut unschädlich machen sollte.« Der Zwerg hob die Schultern. »Aber keine Sorge - die Vorhut bestand nur aus zwei Mann, und sechs von uns lagen im Hinterhalt.«
    Hufe schleuderten Matschklumpen in die Luft, Geverens Pony stürmte den Weg entlang. Noch bevor das Pferd zum Stehen gekommen war, hatte der Zwerg sich aus dem Sattel geschwungen und wäre auf dem glitschigen Boden beinahe ausgerutscht.
    »Ahira, Walter Slowotski«, sagte er. »Wir haben ein Problem.«
    »Was ...«
    »Valeran ist tot. Und Jason Cullinane ist verschwunden.« Ein grimmiger Ausdruck trat auf sein Gesicht. »Als die Schießerei losging, nahm er Reißaus. Er sprang auf sein Pferd und nahm Reißaus.«

Kapitel neun
Jason Cullinane
    Ich habe mich gerettet;
was kümmert mich mein Schild?
    Ich werde mir einen anderen beschaffen,
    der nicht weniger gut ist.
    Archilochus
    Ich komme mit. Kaum war es heraus, da wußte Jason, daß er einen schrecklichen Fehler begangen hatte.
    Doch war es nicht das, was man von ihm erwartete, verlangte? Man setzte große Erwartungen in seinen Sohn. Er nicht weniger als alle anderen.
    Eingeschlossen Aeia und Valeran. Nun, vielleicht hätte Aeia ihm ein gutmütig-herablassendes Lächeln geschenkt, auch wenn er bei Riccettis Aufforderung schweigend aufgestanden wäre, um den Raum zu verlassen, doch der alte Soldat, der mit vielem nicht einverstanden zu sein schien, was Jason Cullinane tat oder darstellte, reagierte auf Jasons hastig hervorgestoßene Worte mit einem beifälligen Kopfnicken, dem höchsten Lob, zu dem er sich Jason gegenüber je hatte hinreißen lassen.
    Es war nicht gerecht. Es war einfach nicht gerecht. Und wenn es als selbstverständlich galt, daß andere Sechzehnjährige sich mit Schwert, Bogen oder Gewehr in den Weg von Armbrustbolzen und scharfen Klingen stellten - weshalb mußte er, Jason, dasselbe tun? Die anderen waren so phantasielos - wußten sie nicht, daß Schwerter tiefe Wunden schlugen, daß Pfeile und Bolzen das schutzlose Fleisch durchbohrten?
    Wußten sie das nicht?
    »Ruhig, Junge«, murmelte Valeran, der neben ihm in dem Unterholz am Wegrand kauerte, wo sie im kalten Regen auf die Vorhut der Sklavenjäger warteten. »Karl würde sagen, ›das ist ein Kinderspiel«, meinte er. Die englischen Worte klangen seltsam aus seinem Mund.
    Mit der linken Hand tätschelte Valeran die Armbrust, die er schußbereit auf den Knien hielt. »Nichts weiter als ein schlichtes, anspruchsloses Gemetzel. Blutig, aber unkompliziert - und was zu tun ist, haben wir doch oft genug geübt und besprochen, nicht wahr?«
    »Ja, Valeran«, erwiderte Jason und war dankbar, daß die Umstände ihn zwangen, im Flüsterton zu sprechen, denn er wußte, bei einem lauten Wort hätte seine Stimme versagt.
    Ein Kinderspiel.
    Die Pferde hatten sie weiter oben am Weg in den Wald geführt und festgebunden; es standen sechs Männer aus Heim gegen zwei Kundschafter der Sklavenkarawane; der Plan, nach dem sie vorgehen sollten, war simpel, narrensicher. Sofern der Hauptangriff bereits im Gange war - wenn sie Gewehrschüsse von weiter unten hörten -, stand es ihnen frei, die Pistolen aus den Öltüchern zu nehmen und zu gebrauchen. Andernfalls waren sie auf Schwert und Armbrust angewiesen - und auf die Würgeschlinge, die Jasons alter Freund Mikyn, der in der Astgabel einer bejahrten Eiche hockte, als Überraschung für die Sklavenjäger bereithielt.
    Ein Kinderspiel.
    In einiger Entfernung klang rascher, trommelnder Hufschlag auf.
    »Haltet euch bereit«, sagte Valeran.
    Die beiden Reiter kamen in Sicht, der zweite reichlich zwanzig Schritt hinter seinem Vordermann, um nicht von den Schlammspritzern getroffen zu werden, die von den Hufen des vorn gehenden Pferdes flogen.
    Lautlos, wie ein Spinnwebfaden, der zu Boden schwebt, senkte sich Mikyns Schlinge aus den grauen Regenschleiern ...
    ... und legte sich um den plötzlich ausgestreckten Arm des zweiten Reiters.
    Der Mann verfügte über ausgezeichnete Reflexe: Mit einem schrillen Ausruf schloß er die Faust um die Schnur und zog mit einem heftigen Ruck. Mikyn, der darauf nicht vorbereitet war,

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