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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Unterschied. Sie hatte ihn getäuscht.
    »Rutsch rüber«, sagte er. »Du versperrst die Tür.«
    »Nein. Ich möchte mit dir sprechen.«
    »Du wirst dich auf Selbstgespräche verlegen müssen.«
    Er legte die Zügel zusammen, drückte sie ihr in die Hand, hangelte sich zum Heck des Wagens und durch die rückwärtige Tür ins Innere.
    »Jason«, rief sie ihm nach. »Was hast du denn jetzt vor?«
    Er stopfte seine Habseligkeiten in die Satteltaschen und kramte das Gewehr aus dem Versteck. »Wie sieht's denn aus?«
    »Du wirst nicht gehen. Hör mich an. Dein Ausflug kann hier sein Ende nehmen. Noch kannst du umkehren. Bis du in Heim ankommst ...«
    »Nein.«
    »Dann bleib wenigstens die Nacht über bei mir. Pferde und Wagen stellen wir in der hiesigen Residenz der Hand unter; ich besorge uns ein Zimmer, und wir besprechen alles.«
    Sie murmelte rasch einige Worte, ließ die Zügel in der Luft hängen, erhob sich von der Bank und kroch in den Wagen, wo sie sich vor Jason hinstellte. »Ich schwöre dir, entweder legst du die Sachen hin und erklärst dich einverstanden, bis morgen bei mir zu bleiben, oder ich werde dich zwingen.« Sie wandte sich mit einer halben Körperdrehung von ihm ab, so daß sie ihm beinahe in Kampfhaltung gegenüberstand. »Ich schwöre es.«
    »Du kannst nicht.« Er grinste hämisch. »Du kannst mir nicht helfen, erinnerst du dich?«
    »Ich könnte.« Doria lächelte schmal. »Einmal. Die Zaubersprüche sind in meinem Kopf, Junge. Meiner - Stellung würde ich erst dann verlustig gehen, wenn ich sie tatsächlich dazu benutzte, dir zu helfen.«
    »Dies hier ist keine Hilfe.«
    »Ich nenne es so. Also, habe ich dein Wort?«
    »Nur zu, Doria. Versuch dein Glück. Was würdest du dann sein? Ein Nichts, ein Niemand - wie willst du dich durchschlagen?«
    Sie schüttelte bekümmert den Kopf. »Keine Ahnung. Aber ich schwöre, wenn du nicht hierbleibst und mich anhörst, werde ich meine Macht gebrauchen.«
    »Doria, das ist eine leere Drohung.«
    »Tatsächlich?« Sie schluckte, einmal, zweimal. »Also gut.« Ein Schleier legte sich über ihre Augen.
    Das war nicht bloß eine leere Drohung!
    »Warte! Nein - hör auf!« Er konnte die Worte gar nicht schnell genug hervorbringen. »Einverstanden, Doria. Einverstanden, verdammt. Ich bleibe und rede mit dir.«
    »Das richtige Wort heißt ›zuhören‹.«
    »Einverstanden. Wie du willst. Nur hör auf. Bitte.«
    Sie senkte die Hände, und ihre drohende Haltung entspannte sich. »Gut. Dann fahren wir jetzt durch den Zoll, in Ordnung?«
    Ihre Stimme klang ruhig und gelassen, doch auf ihrer Stirn stand Schweiß, und sie faltete die Hände, um das Zittern nicht merken zu lassen.
    Die Kontrolle an der Meldestelle fiel noch flüchtiger aus, als Jason vermutet hatte; der Elf erkundigte sich nach ihren Geschäften in Pandathaway, berechnete Doria ein Silberstück für das Betreten der Stadt und winkte den Karren durch das Tor.
    Genau in diesem Moment drehte sich der Wind und trug den Gestank der Straßen und Plätze heran: Pandathaway roch wie eine gut besuchte Latrine. Wie Biemestren an einem heißen Tag, nur noch aufdringlicher.
    Doria rieb sich vielsagend mit einem Finger die Nase. »So schlimm war es letztesmal nicht. Doch mit der Zeit gewöhnt man sich daran.«
    Zum Glück sprang der Wind erneut um, und das Atmen fiel ihnen leichter. Rechter Hand entdeckte Jason eine Reihe von Ställen; er lenkte den Wagen herum, der lärmend über das Straßenpflaster holperte.
    »Als erstes müssen wir einen ordentlichen Stall finden«, sagte er.
    »Nein, Jason, wir müssen eine Übernachtungsmöglichkeit für uns ausfindig machen. Das Gespann können wir bei meinen Schwestern unterstellen.«
    »Aber nicht mein Pferd. Zuerst kümmern wir uns um Indi.«
    »Na gut.«
    Das war ein Punkt, in dem er und Valeran sich einig gewesen waren: Zuerst wurden die Tiere versorgt, dann kümmerte man sich um die eigenen Bedürfnisse.
    Sie überließen das Pferd und einen erklecklichen Teil seines Lohns dem dritten Stallbesitzer, bei dem sie nachfragten, einem gelangweilten Zwerg, dessen Preise man nur als getarnten Straßenraub bezeichnen konnte.
    Und anschließend schlenderten sie über die Märkte.
    Alles war neu für ihn, und erst nach einer Weile fand er heraus, weshalb es ihn trotzdem so vertraut anmutete.
    Früher, als er noch klein war, bevor sie von Heim nach Biemestren übersiedelten pflegte Mutter hin und wieder U'len einen Abend freizugeben und selbst den Kochlöffel in die Hand zu

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