Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
im Süden, in Ehvenor, Umschau zu halten, was die Feen anbieten - ich muß erst ein paar Tage und Münzen in einer Händlerkneipe opfern, um mir den Klatsch anzuhören. Bei all dem Zeug, das ich mit mir herumschleppe, werden Kyreen und Dyren mich begleiten, obwohl ich sogar noch eine stärkere Leibwache gebrauchen könnte. Schade, daß du nicht in Frage kommst.«
»Oh?«
»Ich kenne dich nicht lange genug. Zu großes Risiko.« Falikos kramte in seiner Satteltasche und zog einen kleinen Lederbeutel heraus. »Übrigens ist hier dein Lohn - wie abgemacht. Ich habe einen kleinen Bonus hinzugefügt, für die Narbe. Heute nacht brauche ich dich nicht, du kannst nach Pandathaway hinein, wenn du möchtest. Doria? Dir schulde ich nichts mehr, oder?«
Die Klerikerin schüttelte den Kopf. »Nein - es ist nichts vorgefallen, das extra berechnet werden müßte.«
»Dann bleibt mir nur, euch beiden Lebewohl zu sagen.« Er beugte sich vor und deutete mit der Hand voraus. »Die Meldestation ist ...«
»Ich bin schon einmal in Pandathaway gewesen, Falikos«, sagte Doria in entschiedenem Ton.
Der Viehhändler nickte. »Dann lebt wohl.« Er zog sein Pferd herum und trabte davon.
»Also los, Jason«, meinte sie. »Ich möchte gegen Abend in der Stadt sein.«
Jason drehte sich nach Indeterminist um, der am Heck des Wagens festgebunden war. Als er sah, daß der Wallach mühelos hinterhertrottete, stieß er einen scharfen Pfiff aus und ruckte an beiden Zügelpaaren.
»Nett von ihm, uns heute auszuzahlen«, bemerkte er. Falikos hätte ihn auch beauftragen können, bis zurm Morgen das Lager zu bewachen.
»Unsinn. Laß dich nicht so leicht einwickeln.« Doria schüttelte den Kopf. »Du hast ein behütetes Leben geführt. Bevor man Pandathaway betreten darf, ist eine Gebühr zu entrichten. Manchmal wird sie auch von Kriegern gefordert, manchmal nicht. Falikos mochte sich nicht auf ein Glücksspiel einlassen; wären wir noch bei der Herde, müßte er für uns zahlen. Ich kann nicht einmal etwas gegen diese kleine Unverfrorenheit unternehmen. Elmina hat die Bedingungen mit ihm ausgehandelt, nicht ich. Aber genug davon.«
Sie musterte ihn eindringlich. »Irgendeine Vorstellung, was du als nächstes tun möchtest?«
Er hob die Schultern. »Ich sollte wohl irgendeine Arbeit finden können. Oder ich versuche mein Glück im Kolosseum«, schwindelte er. Als erstes mußte er einen Ort finden, um seine Waffen zu laden; zum zweiten mußte er in Erfahrung bringen, wo Ahrmin sich aufhielt und dann der letzte Punkt: Ahrmins Tod.
Du hast meinen Onkel Chak umgebracht, Bastard.
Doch würde er sein Vorhaben zu Ende bringen oder auch diesmal versagen?
Nicht wieder. Nein.
Doria schwieg geraume Zeit. Dann: »Denk einmal nach, Jason. Glaubst du nicht, dein Vater hat schon versucht, Ahrmin aus dem Weg räumen zu lassen?«
Jason schüttelte den Kopf. »Nein. Er würde niemals so etwas tun.«
»Jason, werd endlich erwachsen.« Doria gab sich keine Mühe, ihre Belustigung zu verbergen. »Du wärst überrascht von dem, was dein Vater alles tun würde. Doch in einem stimme ich dir zu: Dein Vater hätte keine guten Männer ausgesandt, um Ahrmin zu ermorden, denn er weiß, daß Ahrmin in Pandathaway mindestens ebensogut abgesichert ist, wie Karl in Biemestren oder Heim. Schwertkämpfer, Bogenschützen, Magie - seine Sicherheitsvorkehrungen sind schlicht unüberwindlich.«
»Was?« Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag: Sie wußte, daß er es auf Ahrmin abgesehen hatte. »Wie bist du darauf gekommen, daß ich ...«
Sie schaute ihn an. »Das bedurfte keines großen Scharfsinns. Man sieht dir förmlich an, daß du glaubst, etwas beweisen zu müssen, indem du ausziehst und den größten Drachen tötest, den du finden kannst.«
Bei seinem verdutzten Blick kicherte sie und meinte: »Tut mir leid - ein geflügeltes Wort von der Anderen Seite. Der entscheidende Punkt aber ist, daß du genauso handelst, wie dein Vater es zu tun pflegte: Du konzentrierst dich auf eine Sache und läßt alles andere außer acht. Nicht gut, Jason. Gar nicht gut. Was du vorhast, will überdacht sein; es erfordert ein wenig Geduld und Umsicht. Du kannst dich nicht Hals über Kopf in ein gefährliches Abenteuer stürzen, wie«, sie schenkte ihm ein warmes Lächeln, »es die Art deines Vaters ist.«
Sie hatte gewußt, was er plante. Sie hatte es gewußt und ihm diese Tatsache vorenthalten. Daß sie recht hatte mit ihrer Mahnung, sein Vorhaben sorgfältig zu planen, machte keinen
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