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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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das Tuch wegnahm, war es mit Blut getränkt.
    Doria hob eine Hand. »Komm nicht näher. Du machst es nur noch schlimmer.«
    Ein übler Geschmack stieg in seinen Mund; er kauerte auf Händen und Knien am Boden und übergab sich, bis sein Magen leer war und er nur noch trocken würgen konnte.
    »Jason ... Mir geht es bald wieder gut. Jason. Jason.«
    Er winkte ab, als sie sich zu ihm neigen wollte, und versuchte, seiner grollenden Eingeweide Herr zu werden. Er mußte in der Lage sein, sich zu beherrschen. Wenn sie morgen tatsächlich in Ahrmins Söldnertruppe eintraten, mußte er sich in der Gewalt haben.
    »Auch mir geht es gleich wieder gut«, sagte er. »Und nenn mich Taren. Selbst wenn wir allein sind.«

Kapitel einundzwanzig
Ahrmin
    In einem gut regierten Land ist Armut eine Schande. In einem schlecht regierten Land ist Reichtum eine Schande.
    Kung Fu Tse
    Mit heftig klopfendem Herzen stand Jason in der Reihe der Wartenden vor dem Gildehaus der Sklavenhändler.
    Die anderen vor ihm beeindruckten ihn nicht sonderlich; ein schmuddeliger Haufen käuflicher Schwertkämpfer.
    Aber durfte er wirklich auf sie herabschauen? Vielleicht waren sie keine Feiglinge.
    »Woher kommst du, Junge?« erkundigte sich der Mann vor ihm, vermutlich nur, um eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
    Jason tat so, als hätte er nichts gehört. Der Mann überlegte etwas zu lange, ob er sich beleidigt fühlen sollte, entschied sich dagegen und begann ein Gespräch mit seinem Vordermann.
    Doria hatte Jason davor gewarnt, sich in belanglose Plaudereien verwickeln zu lassen. Eine gezielte Befragung brauchte er nicht zu fürchten - der erfundene Taren ip Therranj war ihm vertraut genug, um befriedigend Auskunft geben zu können -, die größere Gefahr bestand darin, daß er sich aus Unachtsamkeit verplapperte.
    Das Gildehaus war ein trügerisch schönes Gebäude, oder vielmehr ein Gebäudekomplex: vier miteinander verbundene, dreistöckige Häuser aus schimmerndem, weißem Marmor um einen luftigen Innenhof. Das Eingangstor eines jeden Bauwerks flankierte ein Paar hoher kannelierter Säulen.
    Hinter einem Durchgang zum Innenhof hatte er die ausladenden Äste einer mächtigen Eiche erspäht. Der uralte Baum, der sich knorrig gen Himmel reckte, bot ein großartiges Bild.
    Doch die pompöse Fassade bröckelte stellenweise, und die abstoßende Wirklichkeit kam zum Vorschein. In einem Gang linker Hand knieten zwei in Lumpen gekleidete Frauen aus Melawei, die jüngere etwa in Jasons Alter, die andere vielleicht zehn Jahre älter, und scheuerten den Boden. Beaufsichtigt wurden sie von einem ungefähr fünfzehnjährigen Knaben, der hin und wieder seine viel-schwänzige Peitsche knallen ließ, um auf übersehene Schmutzflecken hinzuweisen, wirkliche oder angebliche.
    Jason vermochte nicht zu entscheiden, ob hinter dem Ganzen ein Sinn steckte, oder ob der Bengel nur seinem Vergnügen frönte. Blut tropfte vom Rücken der jüngeren der beiden Frauen, bildete Flecken auf dem Marmorfußboden und veranlaßte den Sklavenhändler, seine Bemühungen um die Reinlichkeit zu verdoppeln.
    Jason wandte den Blick ab, doch die Ohren konnte er nicht verschließen.
    Die Zahl der vor ihm Wartenden nahm stetig ab. Vor der Geräuschkulisse aus Peitschenknallen und erstickten Wehlauten schaute der Türhüter in den angrenzenden Raum und nickte.
    Der grauhaarige Soldat vor ihm war erst vor ein paar Minuten hineingewinkt worden, als der Wächter Jason zunickte.
    »Der nächste. Taren ip Therranj.«
    Jason folgte der Handbewegung des Wächters in den Vorraum, wo ein knochiger untertäniger Mann mit einem feuchten Tuch in der Hand vor ihm niederkniete.
    »Wegen der Teppiche«, erklärte der Türhüter, als der Sklave Jasons Sandalen und Füße zu waschen begann. »Auch die im Empfangssaal müssen geschont werden.«
    Die Seifenlauge sickerte schmierig zwischen seine Zehen. Jason versuchte, sich nichts von dem Widerwillen anmerken zu lassen, den er empfand.
    »Heb die Arme«, forderte der Türhüter ihn auf. Jason wurde gründlich abgetastet, der Mann untersuchte sogar den Inhalt von Jasons Börse und vergewisserte sich, daß in seiner Schwertscheide nichts anderes steckte als nur sein Schwert.
    »Feine Klinge«, meinte der Wächter, indem er das Schwert in die Hülle zurückstieß und es Jason überreichte. »Das kannst du bei dir behalten, nur den Dolch mußt du hierlassen.«
    Jason gab ihm sein Jagdmesser. Er machte sich keine Sorgen, daß das Nehara-Signet auf Schwert und Dolch

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