Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Walter den jungen Adahan nicht gerade mit der Nase auf das Verhältnis zwischen ihm und Aeia stieß, schien dieser entschlossen zu sein, beide Augen fest zuzudrücken.
Bren Adahan runzelte einen Moment lang die Stirn, dann erhellten sich seine Züge. »Laßt mich für die Unterbringung sorgen. Ich habe eine Idee.«
Ahira, der wie üblich von seinem Reittier tüchtig durchgeschüttelt wurde, nickte. »Aber sicher. Wir treffen uns später auf dem Platz der Delphine. Das ist unten bei den Docks.«
»Wenn du uns dort nicht findest, versuch es auf den Stufen der Großen Bibliothek«, fügte Walter hinzu. Vielleicht hatte man den Platz längst eingeebnet und bebaut; es konnte nie schaden, eine Ausweichmöglichkeit einzuplanen.
Adahan versetzte seinem Pferd die Sporen. Aeia, nachdem sie dem Zwerg einen Blick zugeworfen und ein Nicken als Antwort bekommen hatte, folgte ihm. Walter Slowotski billigte diese Maßnahme; sie verstand es, Adahan an die Kandare zu nehmen. Jeden anderen übrigens genauso.
Tennetty kicherte wehmütig. »Wie zwei Welpen, die beiden.« Sie musterte Walter prüfend. »Taugt sie was?«
»Geht dich nichts an.«
»Na, Walter, ta havath.« Tennetty zuckte die Schultern. »Ich mag sie auch jung am liebsten.«
»Mädchen oder Jungen?« fragte er, um es sogleich zu bereuen, als ihr Gesicht sich verdüsterte. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen, hinzuzufügen: »Sachte, sachte, Tennetty - denk an deine Tarnung. Einem robusten Burschen wie mir die Kehle aufzuschlitzen, dürfte einige Aufmerksamkeit erregen.«
»Das mit der Tarnung wird nicht ewig dauern.«
»Genug, ihr beiden«, mahnte der Zwerg kopfschüttelnd. Gleich darauf fluchte er: »Verdammt, willst du dich wohl beruhigen!« als sein Wallach vor Schreck über ein graues, pelziges Etwas, das über die schmutzige Straße huschte, zu tänzeln und zu steigen begann.
»Schön«, flüsterte Tennetty. »Dann warten wir bis zu diesem anderen Mal. Sobald ich mit Karl sprechen kann.«
»Falls.«
»Sobald.«
Walter konnte Tennetty nicht begreifen. So ergeben sie Karl Cullinane war, schien der Gedanke an die Falle, in die der große Mann sehenden Auges hineinritt, sie nicht im mindesten zu beunruhigen. Offenbar war Karl in ihren Augen eine Naturgewalt, und nicht nur ein - wenn auch außergewöhnlicher - Mensch.
Der Zwerg versuchte mit zusammengekniffenen Augen, den Text auf einem Plakat zu entziffern, das an der Mauer eines Hauses vor ihnen klebte. »Hat das ... Scheiße.«
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Walter sprang vom Wagen und studierte das Plakat geraume Zeit. Zu schnell, es ging alles zu schnell. Es mußten Spione in Holtun-Bieme gelauert haben; Spitzel, die darauf vorbereitet waren, ihre Tarnung fallenzulassen und Hals über Kopf zu ihrem Auftraggeber zu stürmen. Vielleicht handelte es sich sogar um eine Reiterstaffette; andernfalls hätte die Nachricht gar nicht so bald hier eintreffen können.
Ein hochgewachsener Mann mit dem Stahlhelm und dem spitz zulaufenden Brustpanzer der Polizei Pandathaways näherte sich Walter und dem Zwerg.
»Interessiert?«
Geradezu mit Lichtgeschwindigkeit schlüpfte Walter in seine Rolle: »Aber klar bin ich interessiert«, sagte er und rückte an seinem Schwertgurt.
»Ihr kommt zu spät«, klärte der Stadtwächter ihn auf.
»Die Truppe ist vor zwei Tagen in See gestochen. Versteht Ihr mit dem Schwert da umzugehen?«
Walter richtete sich kerzengerade auf. »Guter Mann, ich bin Warrel aus der Ortschaft Horelt. Der Warrel aus Horelt.«
Der Wächter hob die Schultern - »Nie von Euch gehört.« - und entfernte sich.
Kaum war der Mann außer Sicht, da warf Ahira den Kopf zurück und lachte. »Der Warrel aus Horelt?« fragte er atemlos. »Wirklich? Doch nicht der Warrel aus Horelt?«
Sogar Tennetty grinste. »Und ich dachte, du wärst nichts als ein nutzloses Stück Fleisch.«
Walter Slowotski schnippte mit den Fingern. »Da er mich jetzt eingeordnet hat, wird er mich vergessen. Ich bin für ihn nichts weiter als irgendein Dorfbulle, der nach Pandathaway gekommen ist, um sich zu
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