Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
Schiffe von Männern im Lotsenboot, die mit Staken hantierten, und nicht von versklavten Robblern, wie früher.
Der Zwerg nickte. »Ein weiterer Posten auf der Haben-Seite.«
»Allerdings.«
»Davens Kommando, glaube ich. Oder war es Frandred?« fragte Aeia. »Ich kann mich nicht genau erinnern. Irgendwie mag ich sie beide nicht leiden.« Sie schüttelte sich.
»Daven, wenn ich mich recht erinnere«, erwiderte Ahira. »Ein Schlag in so unmittelbarer Nähe von Pandathaway war zuviel für Frandred. Er ist nicht gerissen genug für so was.«
»Gehen wir weiter«, flüsterte Tennetty.
Slowotski zog sachte an der Leine, die an Tennettys Halsreif befestigt war.
»Fester, Arschloch«, zischte sie ihn an. »Wenn unsere Tarnung nicht glaubhaft genug wirkt, sind wir so gut wie tot.«
»Schon. Aber mach mir später keine Vorwürfe«, entgegnete er. Einer der Matrosen, die das Boot beluden - nach Walters Ansicht war es reif für die Abwrackwerft -, schaute zu ihnen her, runzelte die Stirn, wandte sich ab und schaute wieder her.
»Scheiße«, bemerkte Walter. »Tennetty - tut mir leid. Dein Geschwätz habe ich mir jetzt lange genug angehört, Ettlenna«, fügte er mit erhobener Stimme hinzu und versetzte ihr mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht. Blut tropfte aus ihrem Mundwinkel.
Tennetty wimmerte.
Es war ein sehr glaubhaftes Wimmern.
Ein sehr glaubhaftes Wimmern.
Slowotski hätte zu gerne eine Bemerkung darüber gemacht, wie echt es sich anhörte, wäre ihm nicht rechtzeitig eingefallen, daß sie das Hervorrufen von Wehlauten bei anderen noch weit besser beherrschte.
»Ich habe drei Schiffe ausfindig gemacht«, erklärte Bren Adahan. »Nur drei, und keins davon fährt die Strecke bis Ehvenor.«
Slowotski runzelte die Brauen. Auch wenn es im Hafen von Pandathaway ziemlich ruhig zuging, lagen nach seiner Schätzung mindestens sechs Schiffe am Kai, die für ihr Vorhaben schnell genug waren.
Bren Adahan deutete seinen Gesichtsausdruck richtig und schüttelte den Kopf. »Du hast die Sache nicht gründlich genug durchdacht, Walter Slowotski. Wir brauchen ein Schiff mit höchstens zwei Masten, andernfalls müssen wir uns mit einer zu großen Mannschaft belasten. Und es muß geräumig genug sein, um uns und die Pferde aufzunehmen.« Er zog ein grimmiges Gesicht. »Ich werde Schiffszwieback nicht verkaufen; der Kaiser hat sie mir geschenkt.«
Ahira nickte. »Außerdem werden wir unsere Pferde in Mela … he . «
»Melahe?«
»Wirf mal einen Blick auf den großen Kasten dahinten. Den Rahsegler. Sieh dir mal den Kapitän an.«
Slowotski schaute. Sicher, es war ein großes Schiff, wenigstens nach hiesigen Maßstäben; abgesehen von einem dickbäuchigen Dreimaster an der letzten Pier war es der größte Segler im Hafen. Unter der Aufsicht eines kahlrasierten Mannes, bei dem es sich entweder um den Kapitän selbst oder sonst eine anerkannte Autoritätsperson an Bord handelte, arbeitete ein Trupp von wenigstens zwölf Männern an einem Ladekran, der eben ein Netz voller Leinensäcke auf Deck schwenkte.
»Na und?«
»Gebrauch deine Augen, Mann.«
»Ich gebrauche meine Augen. Sie können aber nichts Besonderes erblicken.«
Er sah nichts weiter als ein mit Rahsegeln betakeltes Schiff, für das mindestens eine zwölfköpfige Mannschaft nötig war. Anders als bei einem Schiff mit Lateinsegeln mußten hier die Matrosen in die Wanten steigen, um die Segel zu trimmen. Zugegeben, durch diese Bauweise wurde auf Deck zusätzlicher Raum gewonnen, und die Ladekapazität vergrößerte sich, doch um es zu führen, bedurfte es einer zahlreichen, gut ausgebildeten Mannschaft unter dem Befehl von jemandem, der die Zirrische See und sein Schiff kannte, nicht eines verängstigten Kapitäns, der mit einer Pistolenmündung an der Schläfe seine Befehle gab.
»Mir kommt immer noch keine Erleuchtung«, meinte Walter achselzuckend.
Bren Adahan nickte. »Ich muß Walter Slowotski recht geben. Das Schiff gehört nicht zu denen, die wir in Betracht ziehen sollten.«
»Aeia, Tennetty«, wandte der Zwerg sich an die beiden Frauen. »Schaut euch das Schiff genau an. Seht ihr ihn?«
»Nein; und das Boot kommt mir auch nicht bekannt ... oh.« Aeia kicherte. »Ihn.«
»Jau.«
Tennetty verzog einen Mundwinkel zu der Andeutung eines spöttischen Lächelns. »Er hat sich den Kopf rasiert. Und an dem Schiff hat er einiges verändert, seit wir ihm zuletzt begegnet sind - die Masten getauscht, ein erhöhtes Achterdeck hinzugefügt. Alles zur
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