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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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klar, warum ich Magie nicht leiden kann?
    Das Problem bestand natürlich darin, daß mein Verstand die Wechsel erspähen wollte, das Flackern oder Vermischen, Verschieben oder Verwandeln, und daß er nicht dazu fähig war. Man kann es sich so vorstellen, als ob man Farbbanden im Infrarot erkennen wollte; auch etwas, wozu ich nicht aus gestattet war.
    Ich vermute, daß ich gerade viel zu sehr damit beschäftigt war, wie sich die Stadt wohl hinter der nächsten Straßenbiegung präsentieren würde, als uns das Pack ansprang. Davor muß man um Ehvenor herum ununterbrochen auf der Hut sein, denn es gibt zuviel Magisches dort, und sich in der Nähe von Magie herumzutreiben, kostet manche Menschen den Verstand. Ich vermute, es bewirkt, daß sie sich untereinander in Ruhe lassen, denn sonst würden sie sich schnell umbringen. Aber ich kann nicht behaupten, daß ich das weiß, denn es ist nicht mein Fach.
    Doch in mein Fach gehörte, was mir gerade noch einen Warnschrei entlockte, als ich es erblickte: drei dunkle Gestalten, die sich aus den Bäumen fallen ließen, und die klauen-fingrige Hand, die nach Tennettys Schulter griff und sie zu Boden zerrte.

Kapitel Vierundzwanzig
In dem wir den möglichen Ursprung eines vorher familiären Ausdrucks kennenlernen
    Gewaltlosigkeit ist kein Kleidungsstück, das man willkürlich an- und ausziehen kann. Sie hat ihren Sitz im Herzen, und sie sollte ein untrennbarer Teil unseres Wesens sein.
    - MOHANDAS K. GANDHI -
    Nur ein einziges Mal würde ich mir einen Feind wünschen, dem gegenüber Gewaltlosigkeit eine brauchbare Alternative wäre - insofern brauchbar, als sie nicht damit enden würde, daß ich auf der Spitze eines Spießes tanzen oder in winzige, mundgerechte Stücke zerschnitten würde.
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Ich schrie den anderen eine Warnung zu, als ich auf den breiten, haarigen Rücken einhieb. Ich konnte nur einmal zuschlagen, ehe ich das Schwert herumreißen mußte, um den, der mich mit ausgestreckten Klauen bedrohte, aufzuspießen.
    Die Standardübung dafür ist einfach: Man pariert die Waffen des Gegners, stößt zu, zieht dann mit einer Drehung zurück, wobei man aus einer schmalen Wunde, die ihn nicht in seiner Geschwindigkeit beeinträchtigen sollte, eine breite reißt, welche ihm bestimmt zu schaffen macht - sofern man sein Schwert herausgezogen hat, damit man aufs neue parieren oder etwas anderes niedermetzeln kann. Zum einen darf es dem Gegner dabei unter keinen Umständen gelingen, durch ein Ablenkungsmanöver deine volle Aufmerksamkeit zu beanspruchen, während ein änderer sich auf dich stürzt; zum anderen darf er dich nicht durch Selbstaufopferung dazu bringen, zuviel Zeit damit zu verschwenden, ihn zu töten und dich so dem nächsten auf dem Tablett zu servieren.
    In allen Fällen heißt es parieren, zustoßen und heraus mit einer Drehung, aber fix.
    Unglücklicherweise war das Wesen nicht nur größer und kräftiger als ein Mensch, sondern auch schneller: Es riß mir das Schwert aus der Hand, das bis zum Heft in seinem behaarten Bauch steckte, packte mich im Bärengriff und riß mich von den Füßen. Das heißt, nicht ganz im Bärengriff, denn während es wohl meinen rechten Arm gegen meine Seite drückte, gelang es mir, die linke Hand zu befreien und ihm meine Knochenbrecherfaust in seine ledrige Visage zu schmettern, einmal, zweimal, dreimal.
    Falsch, falsch, falsch! Denn das hatte noch weniger Wirkung als das Schwert. Es war, als schlüge man auf einen lederüberzogenen Felsbrocken ein.
    Die beiden massigen Arme preßten den Atem aus mir heraus und hörten nicht auf, mich so fest zu drücken, daß das Heft meines Schwerts kräftig gegen meine Gedärme gequetscht wurde. Warmes Blut, sein warmes Blut, rann mir den Leib und die Beine hinunter, aber nicht es, sondern ich verlor die Kraft. Ihm schien das Schwert in seinem Bauch nichts anzuhaben.
    Mir wurde schwarz vor Augen. Trotzdem gelang es mir, meinen freien Arm herüber zu mogeln, unter seinen behaarten Arm zu schieben und eine meiner Steinschloßpistolen aus dem Halfter an meinem Oberschenkel hervorzufingern. Ich spannte den Hahn, während ich die Pistole zu seinem Kopf hochbrachte, und schloß die Augen, als ich den Lauf gegen seine Schnauze setzte.
    Ich zog den Abzug durch. Feuer und Feuchtigkeit spritzten mir ins Gesicht. Mit einem Röcheln plumpste das Ungeheuer zu Boden und gab mich dabei frei.
    Mein nächster Atemzug schmeckte nach Schwefel und Feuer, nach Blut und widerlichem Schweiß und nach

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