Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
Vom Netzwerk:
die Führung übernommen, während die beiden unseren Spuren folgten. So weit, so gut.
    Das einzige Problem war Andy: Sie war zu ruhig, und ihre Schritte waren zu leicht und zu unbeschwert, bis wir an einer Stelle stehenblieben, wo die Straße sich verzweigte. Ich schüttelte den Kopf. Diese Abzweigung war vorher nicht dagewesen. Die Straße hatte an dieser Stelle zwar einen Schlenker gemacht, aber sie hatte sich nicht verzweigt.
    Nun tat sie es.
    Andy lächelte und murmelte leise ein paar kurze Silben vor sich hin. »Nach rechts«, meinte sie dann und entspannte sich wieder.
    Sie blickte mir einen Moment in die Augen. »Es geht schon in Ordnung, wenn wir jetzt miteinander sprechen. Für die nächste halbe Meile dürften keine Entscheidungen mehr notwendig sein.«
    »Wäre schön, wenn sich das in der nächsten Zeit nicht ändert.«
    »Verlaß dich lieber nicht darauf.«
    Ich bemühte mich, zuversichtlich zu lächeln. »Wie kommst du zurecht?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin okay. Ich komme schon klar.«
    »Gut«, erwiderte ich. »Aber wir können umkehren, wann immer du willst.«
    Sie blinzelte nicht mehr mit den Augen. Ich wußte nicht, was das zu bedeuten hatte, und ich weiß immer noch nicht, was das bei ihr bedeutet. Aber sie hatte aufgehört zu blinzeln.
    »Das möchte ich nicht«, versicherte mir Andy. Dann stellte sie noch einmal klar: »Nein, wir kehren jetzt nicht um. Wir gehen weiter.«
    »Hinter uns ist gerade die Abzweigung verschwunden.« Ahiras Stimme war einfach zu ruhig.
    Ich wandte mich um und sah, wie die Straße hinter uns eine Biegung machte und sich genau dort im Nebel auflöste, wo die Abzweigung war. Gewesen war. Sein müßte. Wie auch immer.
    »Na gut«, murmelte ich. »Sie hat mir sowieso nicht gefallen.«
    Der Nebel vor uns wurde noch dichter.
    »He, Ahira? Woher wußten Tennetty und du, daß ihr abbiegen müßt?« Infrarot kann Nebel tiefer durchdringen als sichtbares Licht, und Zwerge können im infraroten Bereich besser sehen als Menschen.
    Er nutzte jetzt diese Fähigkeit, und wir schritten wieder aus, während der Nebel sich so stark verdichtete, daß ich kaum noch zwei Schritte weit sehen konnte.
    »Laßt uns enger aufschließen«, meinte Tennetty und winkte Jason näher heran. »Einer für alle, alle für einen, stimmt's?«
    Ich hatte große Lust zu widersprechen, aber Ahira nickte. »Das klingt gut. Andrea?«
    Andy schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht nachdenken. Der Nebel ist zu dicht, auf dem Boden, in meinen Augen, in meinem Kopf.« Sie krümmte den Rücken, als würde sie damit rechnen, geschlagen zu werden; dann entspannte sie sich, und während sie einen Zauberspruch flüsterte, fuchtelte sie mit den Fingerspitzen in der Luft herum, als schriebe sie unsichtbare Buchstaben in den Dunst.
    Der Nebel zog sich weiter um uns zusammen, bis ich kaum noch meine Füße erkennen konnte, geschweige denn Ahira, der doch direkt vor mir ging.
    Mein Herz hämmerte.
    Ehrlich - ich bin normalerweise nicht klaustrophobisch. Einer meiner Zwergenfreunde (nicht Ahira; er hat für Höhlenforschung nichts übrig) und ich waren einmal in einer Höhle eingeschlossen und mußten volle drei Tage warten, bis endlich Hilfe kam. Ich hatte damit keine Probleme. Ich brachte meinem Freund bei, wie man auf zwergisch Gespenst spielt. Jedenfalls hat die Festigkeit der Höhlenwände etwas Beruhigendes. Niemand kann mit klauenbewehrten Fingern durch eine Höhlenwand hindurchgreifen, um dir das Herz herauszureißen. In der Enge eines Zwergentunnels sind keine Fallgruben oder Stolperdrähte verborgen, und auch keine seltsamen Kreaturen, die nur darauf lauern, aus dem Nichts hervorzuspringen und ...
    Ganz ruhig, Walter.
    Andy hatte uns durch ihre Magie nach Ehvenor geführt. Ahira war in der Lage, durch den Nebel hindurchzublicken, wenigstens ein kleines bißchen weiter, als ich es vermochte, und hatte uns dadurch vor überraschenden Angriffen geschützt. Tennetty, Jason und ich dagegen waren nutzlos. Aber das kümmerte uns herzlich wenig.
    »Nur noch ein kleines bißchen weiter«, ertönte Andys Stimme aus dem Dunst. Sie war nur noch als unbestimmter Schatten zu erkennen.
    Nebelschwaden wallten an meinen Knien hinauf und stiegen dann bis auf Bauchhöhe. Jetzt konnte ich nur noch die Hand vor den Augen erkennen.
    »Hier«, stieß Andy hervor, »eine scharfe Rechtsdrehung und dann einen Schritt nach vorn. Nein, nicht ihr anderen. Nur Ahira. In Ordnung. Walter, du bist der nächste.«
    Ich wandte mich nach

Weitere Kostenlose Bücher