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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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kriminalbraunen Umhang mit vielseitig verwendbarem Kapuzenkragen. Ein besonders kurzes Kurzschwert wird von einem Waffengürtel gehalten, mit Koppeln aus Tuch anstelle von Metall, so daß man beim Gehen keine metallischen Geräusche verursacht. Ein feiner lederner Todschläger steckt im Gürtel. Eigentlich die Waffe eines Straßenräubers, könnte aber durchaus auch zur Ausrüstung eines Leibwächters gehören. Zwei Paar Wurfmesser, hier und dort im Gewand versteckt, und ein ziemlich großer Beutel, der etwas Geld, einige Flaschen eines Heiltranks und einigen anderen Krimskrams enthält, lässig über die rechte Schulter geworfen. Handschuhe aus weichster Schweinehaut, sehr griffig auch bei einem eng geflochtenen Lederseil, das ich kurzerhand zu einem Fassadenkletterer - Geschirr zusammengebunden hatte, durch welches man das eine Ende eines langen Kletterseils laufen lassen konnte.
    Die Straße war wie ausgestorben. Während Ahira ein Ende des Seils sicherte, warf ich das andere Ende über die Balkonkante und ließ mich in die Nacht hinunter.
    Normalerweise kommt man auf zweierlei Wegen in der Stadt herum - entweder man bleibt auf den Hauptstraßen oder man versucht, sich durch kleine Gassen und Hinterhöfe durchzuschlagen. Ich ging an verschiedenen Gassen vorüber, ehe ich das fand, wonach ich suchte: eine Wirtschaft auf der anderen Seite der Straße, aus deren offener Tür wilde Seemannslieder in die Nacht hinausdröhnten. Gegenüber, auf dieser Seite der Straße, ein erhöhter Gehsteig.
    Ich stocherte etwas Erde darunter hervor. Dann schlüpfte ich aus Schuhen, Strümpfen, Handschuhen, Umhang, Gürtel, Schwert und Hemd, rollte alles säuberlich in meinem Umhang zusammen und stopfte dieses Bündel unter den Gehsteig. Schließlich spachtelte ich wieder sorgfältig die Erde darüber an ihre alte Stelle.
    Ahiras Einwand war schon berechtigt. Jemand, der so aussah, wie ich gerade ausgesehen hatte, hatte nun wirklich nichts herumschleichenderweise in der Stadtmitte und schon gar nichts in der Nähe der besagten Pfähle der Bestrafung zu suchen. Weder allein, noch in Begleitung.
    Mit entblößtem Oberkörper richtete ich mich auf, warf meinen Beutel über die Schulter und marschierte quer über die Straße auf die Wirtschaft zu.
    Erstmal einen kleinen Schluck Bier. Nein, lieber ein ganzes Faß voll.
    Die Straße unter meinen bloßen Füßen fühlte sich kalt an, als ich sie überquerte. Dann tauchte ich durch die breite Eingangstür in Lärm, Licht, Leben und Gesang ein.
    »Ahoi«, sagte ich. »Will hier denn keiner eine Runde mit 'nem alten Seebären trinken?«

Kapitel fünfzehn
In dem eine alte Bekanntschaft kurz aufgefrischt wird
    Es schien mir schon immer so zu sein, daß die meisten Seeleute ihre Zeit damit verbringen, Dingen komische Namen zu geben.
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Ich glaube nicht, daß es besonders gut lief, als ich das erste Mal zum Segeln ging. Einige Leute haben einfach keinen Sinn für Humor ...
    Ich hatte einen Sommerjob in einem Jugendlager in Michigan. Eigentlich mußte ich nur Lastwagen fahren, und das machte mehr Spaß, als man vielleicht annimmt. Meine Aufgabe war es, Campingwagen für Ausflügler abzuschleppen. Es handelte sich um Leute, die in Kanada auf dem Fluß eine Kanufahrt unternahmen, in Upper Peninsula im Wald wanderten oder in einem Nationalpark Überlebenstraining und ähnliches machten. Die mußte ich auch zurückholen. Die Wohnwagen wurden hinten an Lastwagen angehängt, die eigens zu diesem Zweck etwas umgebaut worden waren. Das war natürlich illegal - alle Gesetze gaben Normgrößen für Schulbusse vor - , aber solange es keine Unfälle gab, wurden die Leute vom Jugendlager von niemandem behelligt.
    Zwei gute Seiten hatte der Job. Eine war die Landschaft. In jenem Teil der Welt ist es wunderschön. Die andere kam meiner Faulheit entgegen. Wenn es nämlich keine Camper gab, die herumgefahren werden mußten, hatte ich überhaupt nichts zu tun.
    Dann hing ich einfach im Camp herum. Um mich fit zu halten, rannte ich fünf Meilen am Tag, besserte Waldwege aus oder ähnliches. Doch hauptsächlich gammelte ich herum und las. Stash und Emma schickten mir jede Woche ein CARE-Paket mit fünf Packungen M & M, zehn neuen Taschenbüchern, mehreren Paar Socken und einem Dutzend Kondome, die total nutzlos waren. (In einem Camp, das nur für Jungen war, fand ich keinerlei Bedarf für Kondome.)
    Eines Tages fragte mich einer der Camper - ich glaube, es war einer aus der sechsten Klasse -, ob

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