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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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nicht wirklich ernsthaft darüber nachgedacht, bevor die Barkasse nicht sein hinteres Ende umrundete und den Blick auf das Schwimmdock freigab. Nun ja, in Wirklichkeit wa r das Schwimmdock eher ein klei ner, schmaler alter Kahn. Schwimmende Tonnen, die in Höhe der Wasserlinie vertäut waren, stabilisierten ihn an jedem Ende. Vermutlich sollte auf diese Weise verhindert werden, daß er sank oder stark schaukelte. Ein hölzerner Rahmen hing über der Reling des Kahns und sorgte im wesentlichen dafür, daß er an seinem Platz am Ufer festlag. Ganz offensichtlich war die Fracht auf ihm verstaut worden, nachdem er zum Dock zurückgekehrt war. Dann war das ganze Ding nach draußen zur Delenia gestakt und der Rahmen an seinem Platz befestigt worden. So konnte der Kahn mit einem angemessenen Grad an Sicherheit für Crew und Fracht in das Frachtnetz entladen und das Netz mit Hilfe einer Winde angehoben werden.
    Auf dem Deck waren zwei Seeleute gerade dabei, die Sicherung des Frachtkahns zu beenden. Die Frachtnetze lagen bereits sorgfältig zusammengelegt über der Reling und waren an ihrem Platz festgezurrt. Die Seeleute waren spät dran. In der Tat kann man einen Ladekran nicht einsetzen, bevor die Mastbäume entweder verstaut oder, was nor malerweise der Fall ist, auf der anderen Seite des Schiffes vertäut sind. Beide benötigen zum Herumschwenken denselben Raum, denn der langarmige Ladearm des Krans muß so lang sein, daß er die Möglichkeit hat, in einem großen Bogen herumzuschwingen. So kann der mechanische Vorteil genutzt werden, der es ein oder zwei Seeleuten ermöglicht, allein eine ganze Tonne Fracht vom Dock auf das Deck zu heben.
    Während meiner Zeit auf See und meiner Fahrten von Hafen zu Hafen hatte ich immer gern die Winde und den Kran bedient. Es war eine harte Arbeit, und ich fürchte, daß das nicht gerade charakteristisch für mich ist. Aber es ist etwas ganz Besonderes daran, wenn man in der Lage ist, mit so riesigen Kräften umzugehen, auch wenn es mit technischer Hilfe geschieht.
    Nun gut, kommen wir zur Sache.
    Als Tennetty leichtfüßig von der Barkasse auf das Schwimmdock sprang, befürchtete ich einen Augenblick, daß es abgetrieben werden könnte. Doch dann half sie mir hinauf. Ich hielt das Fläschchen noch immer sorgfältig mit der Hand umschlossen, so als ob alles davon abhinge.
    Und so war es ja auch.
    Daeran und seine Soldaten folgten uns auf den schwimmenden Kahn. Zwei von ihnen ließen Bast und Kenda vorsichtig auf den Boden gleiten. Von oben beugte sich der Kapitän vor, die Hände auf der Reling.
    Er mißfiel mir auf den ersten Blick - angefangen bei dem sorgfältig getrimmten Bart, der die Lippen einrahmte, die durch eine Reihe strahlend weißer, ebenmäßiger Zähne geteilt wurden, über den V-förmigen Körper eines Akrobaten oder Bodybuilders, bis hinab zu den baumstammartigen Beinen. Alles war mehr golden getönt als richtig gebräunt.
    Schöne Männer regen mich einfach auf.
    »Seid gegrüßt«, sagte er mit trügerisch ruhiger Stimme. Vielleicht täuschte ich mich auch. Vielleicht war er einfach nur ein Idiot, der noch nicht einmal begriffen hatte, wie leicht und schnell alles zum Teufel gehen konnte. »Ich bin Erol Lyneian, Kapitän der Delenia.«
    Ich nickte. »Walter Slowotski. Kapitän der Seele in meiner Brust.«
    »Oh, Mist«, murmelte Tennetty. »Ich wußte, daß du so reagieren würdest.«
    »Was hast du?«
    »Du kannst einfach nicht mit Konkurrenz umgehen, Slowotski«, erklärte sie. »Sei ein bißchen vorsichtiger.«
    »Wie ich sehe«, fuhr der Kapitän fort, »haben wir ein Problem. Warum kommt ihr nicht alle herauf, damit wir es besprechen können?«
    Es war genau richtig, daß Tennetty mich zur Vorsicht gemahnt hatte - es war meine Absicht gewesen, den abschließenden Tauschhandel an Bord des Schiffes zu tätigen, aber irgend etwas in der Stimme des Kapitäns rief in mir den Wunsch hervor, meine Meinung zu ändern.
    Es lief immer noch alles nach Plan. »Eine gute Idee«, antwortete ich.
    Ahira wartete am oberen Ende der Leiter auf mich. »Ich fürchte, wir werden Schwierigkeiten bekommen«, sagte er. Seine Stimme hatte jen en Klang angenommen, jenen über trieben ruhigen Tonfall, den er nur benutzte, wenn eine Situation aussichtslos zu werden drohte. »Die Delenia und Erol Lyneian treiben hier schon allzu lange Handel, und sie haben gute Handelsbedingungen.«
    »Wie gut?«
    »So gut, daß Erol Lyneian nicht mal Angst hat.«
    Das war schlecht. Ein Teil des Plans

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