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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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oder zumindest abschwächen. Nicht dass er ein Feind des weiblichen Geschlechts gewesen wäre, aber er fühlte sich im Umgang mit ihm nicht mehr besonders sicher. Er wähnte sich lieber als einsamer Wolf, der im Alleingang die Fälle löst, im Zweifelsfall mit einem Kollegen zusammen, nie jedoch mit einer Frau!
    Huber versuchte es erneut. »Hören Sie, Chef. Sie wird mir ständig dazwischen quatschen und meine Ermittlungen behindern. Außerdem ist es zu gefährlich. Wie Sie schon sagten: Sie ist keine Polizistin. Wie ist das überhaupt mit der Versicherung in solchen Fällen?«
    »Nun machen Sie sich mal locker, Huber. Es ist alles geklärt. Der Polizeipräsident will schnelle Ergebnisse, und als Frau Grassetti hier auftauchte, um das Protokoll zu unterschreiben, hat sie uns ihre Hilfe angeboten. Mir erschien das eine glänzende Idee zu sein. Es ist eine absolute Ausnahme, Huber. Bitte, lassen Sie mich nicht hängen, ich komme weder in diesem, noch in den anderen Fällen weiter. Sie ahnen ja nicht, was noch alles auf meinem Schreibtisch liegt …« Falkner machte eine ausladende Bewegung mit dem Arm, die das enorme Ausmaß seines Aktenberges andeuten sollte. Er fügte hinzu: »Frau Grassetti ist heute Morgen gegen acht auf die Wache gekommen und hat schon begonnen, ihre Dienste zur Verfügung zu stellen.«
    »Ihre Dienste zur Verfügung zu stellen«, witzelte Huber und schüttelte den Kopf. »Wie sich das anhört. Sie ist doch keine …«
    Falkner klopfte mit der flachen Hand auf den Schreibtisch »Schluss jetzt. Das Ganze ist beschlossene Sache. Sie ist gerade drüben bei Karl und hilft ihm, ein Phantombild anzufertigen. Außerdem hat sie uns versichert, dass sie alles über diese Lanze aus den Erzählungen ihres Onkels und aus ihrem Studium weiß. Glauben Sie mir, sie wird Sie bei Ihren Recherchen perfekt unterstützen.«
    »Aus den Erzählungen ihres Onkels?«, fragte Huber irritiert nach. »Wieso wusste Franz Burgner so viel über die Lanze? Ist das nicht ein bisschen ungewöhnlich für einen einfachen Wachmann? Das Museum ist doch voller Ausstellungsstücke … warum ausgerechnet diese Lanze?«
    Falkner gab sich unbekümmert. »War eben ein Steckenpferd von dem Alten. Es heißt, er sei in diese Lanze ganz vernarrt gewesen, sagte seine Nichte. Er hatte alles über sie gelesen und eine Menge Zeugs über ihre Geschichte archiviert.«
    »Ist ja verrückt, wer alles auf dieses Ding abgefahren sein soll. Kann ich überhaupt nicht begreifen …«. Huber stülpte die Lippen und schüttelte den Kopf.
    Falkner erhob sich aus der unbequemen Position auf der Tischkante und entspannte seine Beine. Schräg nach unten blickend, bemerkte er im Augenwinkel die Asche auf dem Boden und verwischte sie mit seinem Fuß.
    Huber dachte nach. Eine unbekannte Frau in polizeiliche Ermittlungen einzubeziehen, barg ein gewaltiges Problempotenzial, doch welche Alternative hatten sie schon. Hin und wieder musste man eben auf externe Mitarbeiter zurückgreifen, um die Ermittlungen zu beschleunigen, insbesondere dann, wenn der Polizeipräsident zügige Ergebnisse wünschte.

XV
    Am Morgen des folgenden Tages hielt es Dr. Richard Schneider nicht länger zu Hause aus. Er dachte zuerst daran, ins Büro zu fahren, doch dann fiel ihm etwas noch viel Wichtigeres ein. Er fühlte sich an diesem Morgen beschwingt und heiter. Nun würde sich das Blatt wenden, davon war er überzeugt. Er hatte erreicht, was er wollte, und wähnte sich am Ziel seiner Träume.
    Die Lanze lag sicher im Safe. Gleich nach dem Aufstehen war er in den Keller hinuntergeeilt. Er musste sich überzeugen, dass er das alles nicht nur geträumt hatte. Sie lag noch an der Stelle, an der er sie fast zärtlich deponiert hatte. Schön war sie, makellos. Sie glänzte überall, außer an den Stellen, an denen noch winzige rötlich-braune Reste des Blutes zweier Menschen klebten. Ehrfürchtig nahm er die Speerspitze auf und hielt sie empor. Wie lange er sie betrachtete, bewunderte, verehrte – die Zeit verrann wie im Flug. Sekunden, Minuten, bald eine Stunde kostbarer, nicht vergeudete Zeit der Versunkenheit. Seinen schmerzenden Finger spürte er kaum, nahm nur unterschwellig ein leises Pochen darin wahr.
    Zufrieden hatte er den begehbaren Safe verlassen und war mit einem Gefühl der Größe und dem Bewusstsein, dass großartige Zeiten auf ihn warten würden, nach oben gegangen. Er duschte und rasierte sich, kämmte die letzten Haare ordentlich zurück und zog den besten Anzug an, den er

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