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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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morgen, dann könnt ihr es selbst lesen.« Damit stand er abrupt auf, rückte seine Brille auf die Nasenwurzel und straffte seinen Rücken. »Wisst ihr was? Meine Arbeit in Jerusalem ist hiermit erledigt. Ich fahr nach Hause und werde alles schnell wieder vergessen.«
    Lea trat vor. »Das kannst du nicht, Harvey. Vor zweihundert Jahren hat man es nicht für möglich gehalten, dass später einmal in jedem Wohnzimmer ein Apparat stehen würde, der Sendungen zeigt, die sogar live sind oder von einem anderen Platz der Erde übertragen werden. Oder dass Flugzeuge mit Überschallgeschwindigkeit den Himmel durchpflügen und dass man mit Mikrowellen Suppen erwärmt.«
    »Lea hat recht«, sagte Mosche. »Wir müssen uns der Zukunft stellen.«
    Smith war entschlossen zu gehen. und streifte einen Blouson über. »Das will ich aber nicht. Ich komme da nicht mehr mit. Ich schaff das einfach nicht. Ich kann mit Mühe und Not einen Computer bedienen. Mehr als ein einfaches Textverarbeitungsprogramm und ein paar E-Mails bekomme ich nicht hin. Und dieser ganze neue Schnickschnack, mit dem wir tagtäglich überflutet werden … Ich bin zu alt dafür, meine Lieben, das weiß ich jetzt und ich akzeptiere es.« Harveys Kopf sank auf die Brust.
    Mosche eilte auf den Professor zu und hielt ihn am Ärmel fest. »Ich bin davon überzeugt, dass es eines Tages technisch gesehen möglich sein könnte, einen Menschen durch die Zeit reisen zu lassen.«
    Smith wirbelte herum. »Ach ja. Und warum laufen nicht in unserer Zeit Leute auf der Straße herum, die aus der Zukunft stammen? Zeittouristen, die sich mal wieder die guten alten Autos ansehen wollen, die, die noch auf dem Boden mit vier Rädern herumfahren und noch nicht fliegen können? Nein, nein, Freunde. So funktioniert das nicht. Nicht mit mir.« Smith schüttelte heftig den Kopf und machte einen hilflosen Eindruck. »Genau dieses Paradoxon will nicht in mein Hirn.«
    Der Professor zog seine Aktentasche vom Tisch, klemmte sie unter den linken Arm und wandte sich der Tür zu. »Ich komme morgen noch kurz vorbei, um mich zu verabschieden, jetzt brauche ich erst einmal Schlaf … viel Schlaf.« Damit verschwand Harvey Smith aus dem Institut und ließ Lea und Mosche verdutzt zurück.
    »Au Mann, den hat es ja erwischt«, bemerkte Mosche.
    »Mir tut er leid. Ich habe mich gerade an ihn gewöhnt, auch wenn er recht kauzig sein kann.«
    »Mal abwarten, wie wir in dem Alter sind. Trotzdem. Es ist schade, dass er jetzt die Flinte ins Korn wirft. Er ist ein wandelndes Lexikon und weiß mehr, als alle Leute, die ich kenne, aber eine Sache zu akzeptieren, die auf den ersten Blick absurd klingt, scheint ihn zu überfordern.«
    »Obwohl er als Wissenschaftler auch diese Fähigkeit besitzen müsste.«
    »Nicht jeder hat alles. Ich, für meinen Teil, finde es spannend, einer Sache nachzuspüren, die vielleicht erst in zwanzig Jahren erfunden wird.« Mosche rieb sich die Hände, als freute er sich auf eine Zeit zahlreicher Entdeckungen, die seinen Pioniergeist beflügeln würden.
    »Freu dich nicht zu früh. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie wir ohne ihn zurechtkommen sollen. Es gibt zwar eine Menge Archäologen in Israel, aber die sind mittlerweile noch verschrobener als Harvey. Wenn ich denen erzähle, dass wir einen Mann aus der Zukunft in einem 2000 Jahre alten Grab gefunden haben, werden sie alle Hebel in Bewegung setzen, um mich von meinem Posten zu entfernen und in einer geschlossenen Anstalt in Vergessenheit geraten zu lassen.«
    Mosche lachte auf.»Da hättest du mit Sicherheit ein ruhigeres Leben. Also: Was wirst du jetzt tun?«
    »Ich werde dort weitermachen, wo ich aufgehört habe, bevor der Professor kam. Jeden einzelnen Knochen vermessen, katalogisieren und abhaken.«
    »Das klingt nicht besonders aufregend.«
    »Ist es auch nicht. Aber was soll ich machen? Das ist nun mal ein Teil meines Jobs.« »Ruf mich an, wenn die Ergebnisse aus Harvard zurück sind. Würde mich schon interessieren, was genau die dort herausgefunden haben.«
    Lea nickte und machte sich an die Arbeit. Sie nahm die Auflistungen hervor und begann mit dem Vermessen jedes einzelnen Knochenfragments.
    Harvey Smith ließ sich am nächsten Tag nicht im Institut blicken, ein Anruf im Hospiz verriet Lea, dass er noch nicht abgereist war. Am dritten Tag gab es noch immer keine Spur von Smith. Lea fing an, sich Sorgen zu machen. Sie mochte den alten Professor mehr, als ihr bislang bewusst war.
    Sie nahm sich vor, nach Harvey zu

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