Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
Vom Netzwerk:
keine abrasiven Stoffe zermahlen, Calciummangel und Stresssymptomatik.«
    Lea und Mosche sahen sich an und hätten fast laut losgelacht. »Stresssymptomatik?« wiederholte Lea. »Das sieht er an den Zähnen?«
    »Ich knirsche auch mit den Zähnen, wenn ich Stress habe«, sagte Mosche, als wollte er den Professor verteidigen.
    »Nein, das ist hiermit nicht gemeint. Der Mann hat nicht mit den Zähnen geknirscht. Er hatte keinerlei Schlifffacetten oder Abrasionen an seinem Zahnschmelz. Es funktioniert anders.« Smith überflog einige Sätze und lieferte die Erklärung. »Nach einigem Durchfragen bin ich in der Uni an eine nette junge Zahnärztin geraten und ich habe sie zu einer Methode namens ›Zahnzementanalyse‹ befragt. Sie sagte, sie beschäftige sich seit drei Jahren damit und war überglücklich, dass sich ein Professor für ihre Arbeiten interessiert. Ich habe ihr nicht gesagt, wofür ich es genau brauche, und so habe ich mir in kurzer Zeit das nötige Hintergrundwissen angeeignet, dass ich heute für Wagners Ausführungen benötige. Er hat mir bereits am Telefon von dieser Technik erzählt, doch vor ein paar Tagen war ich nicht mehr aufnahmefähig für weitere abstruse Erkenntnisse.« Smith blätterte in den Unterlagen herum. »Jedenfalls arbeiten auch Wissenschaftler in der Paläodemografie. Das ist die Analyse historischer Bevölkerungen mittels Erforschung des Zahnzements, und ich habe mir gedacht, es könne nicht schaden, noch was dazuzulernen.«
    Mosche legte die Stirn in Falten und fragte sich, was nun kommen würde. Gleichzeitig bewunderte er den Professor, dessen Wissensdurst im Alter noch nicht gestillt war.
    »Also fangen wir an.« Smith rieb sich die Hände, was er immer tat, wenn er sich auf einen Vortrag vorbereitete. »Der Zahnzement ist eine sehr dünne Schicht, die die Zahnwurzel umhüllt und im Laufe des Lebens etwas dicker wird. Nur ganz wenig, versteht sich. Wir sprechen hier von 100 – 200 Mikrometern. Man kann die Zunahme des Wurzelzementes mit Jahresringen von Bäumen vergleichen. Wagner und seine Kollegen haben also eine ganz dünne Scheibe des quergeschnittenen Zahnes unters Mikroskop gelegt und sich das Ganze mit 400-facher Vergrößerung angesehen.«
    Mosche wurde neugierig. »Und? Was haben sie gefunden?«
    Smith hob die rechte Hand und zügelte damit Mosches Ungeduld. »Die Technik heißt ›Tooth Cementum Annulation‹, kurz TCA und liefert erstaunliche Hinweise auf die Ernährungsgewohnheiten des betreffenden Menschen. Sie glauben, dass sie damit Rückschlüsse auf den Lebensstil machen können.«
    Nun fing Lea an zu lachen. »Ich möchte nicht wissen, was man in meinem Wurzelzement alles lesen könnte.«
    Der Professor blieb ernst. »Du glaubst mir wohl nicht? Hier steht, dass unser Toter eine überwiegend ausgewogene Ernährung genossen hat, jedoch zu wenig Vitamine. Man könnte sagen, er hat sich von Kantinenessen oder von Fast Food ernährt. Er soll seelischen Stress gehabt haben, meinte Wagner sogar, soll zu wenig geschlafen haben und war 58 Jahre alt, plus-minus zwei Jahre.«
    »Donnerwetter. Ziemlich beeindruckend, was heutzutage alles möglich ist. Jetzt müssen die uns nur noch sagen, wie der Typ hieß und was er hier wollte«, flachste Mosche.
    Smith nickte. »Du hast absolut recht. Das sind tatsächlich unsere nächsten Fragen: Wer war der Tote, und was wollte er hier? Wollte er ursprünglich wieder in seine Zeit zurückkehren und warum hat er es nicht getan, bevor er umgebracht wurde? Das, meine lieben Freunde, wird die Kernfrage sein: Warum wurde er getötet?«
     
    ***
     
    Dr. Roulet zog den grünen Mundschutz unters Kinn und streifte die OP Handschuhe ab. »Ich bin mir sicher, dass dieser Mann und Ihr Onkel mit ein und derselben Waffe getötet wurden.« Grassetti und Huber nickten. »Sehen Sie schon einen Zusammenhang, Huber?«
    »Nein, leider nicht. Ich muss gestehen, dass ich noch keinen blassen Schimmer habe, wo ich ansetzen soll. Der Typ …« Er zeigte auf die Leiche vor sich, »… war ein Deutscher. Harald Bukowski. Wir haben die deutschen Behörden informiert. Vielleicht haben die eine Spur.«
    »Nun, ich bin kein Krimifan, aber wenn Herr Burgner vom Dieb der Lanze erstochen wurde, könnte das hier nicht ein Mittäter gewesen sein? Jemand, den man zum Schweigen bringen musste? Stellen Sie sich vor, der Dieb der Lanze hatte einfach keine andere Waffe bei sich, um sich seines Komplizen zu entledigen. Könnte doch sein, oder nicht?« Roulet zuckte mit den

Weitere Kostenlose Bücher