Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
hinuntergelaufen sein, und der Angestellte des Autoverleihers hat die Polizei angerufen.«
»Ja? Und?«
»Die Spurensicherung hat zwei verschiedene Blutgruppen gefunden, und jetzt raten Sie mal welche?« Huber verstummte am anderen Ende. »Burgners und Bukowskis?« Raphaela wurde hellhörig.
»Bingo, Huber.«
»Wer hat den Wagen gemietet?«
»Tja, das ist das Problem. Es wurde auf den Namen H. Himmler gemietet. Muss ein Witzbold gewesen sein.«
»Keine Kreditkartennummer oder Ähnliches?«
»Nein, der Typ war persönlich da und hat so viel Bargeld dagelassen, das man dafür den Wagen hätte kaufen können. Er brauchte außer dem Namen keine Adresse angeben. Der Angestellte konnte nicht wiederstehen bei so einem Trinkgeld. Doch als er dann das Blut auf der Haube gesehen hat …«
»Was heißt das jetzt konkret, Chef? Sie wollen mir doch nicht ernstlich sagen, dass ich mit meiner alten Mühle nach Frankfurt fahren soll.«
»Kommen Sie erst mal her. Es gibt noch etwas Interessantes, aber das muss ich Ihnen beiden hier zeigen.«
»Woher wissen Sie, dass Frau Grassetti bei mir ist?«
»Ich habe es vermutet. Ich bin Bulle, schon vergessen?« Huber grinste und drückte die Stopptaste. »Das war es mit unserem Kaffeepäuschen. Der Chef will uns sehen.« Er lud Raphaela auf Staatskosten ein und hielt ihr sogar die Wagentür des Toyotas auf. »Vielen Dank«, sagte sie kokett und stieg ein.
Falkner wartete ungeduldig. »Wir können den Kerl aus Frankfurt ja schlecht nach Wien zum Verhör bitten.«
»Warum machen das nicht die Kollegen aus Deutschland? ´Ist doch gar nicht mehr unser Fall?«
»Na ja, genaugenommen … einer der Toten war ein Österreicher und einer ein Deutscher…, der wiederum auf österreichischem Boden ums Leben gekommen ist. Wessen Fall ist das nun, hm?«
Huber presste die Lippen zusammen. »Na schön, fahr’ ich eben hin.«
Raphaela sah ihn an. »Ich habe eigentlich nichts Besseres vor, also, wenn Sie meine Hilfe brauchen … Sie wissen doch, ich könnte den Mörder identifizieren.« Sie vergrub ihre Hände in ihren Jeanstaschen und zuckte mit den Schultern. Huber sah zu Falkner. »Sie müssen wahrscheinlich in Frankfurt übernachten.« Huber und Grassetti nickten. »Kein Problem, Chef. Was wollten Sie uns eigentlich zeigen?«
Falkner drehte sich zu seinem Schreibtisch um und nahm die deutsche Zeitschrift »Spiegel« in die Hand. »Hier, frisch aus der Presse. Ich habe Ihnen davon erzählt. Ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang gibt, aber interessant finde ich es schon.« Falkner blätterte in der Zeitschrift herum und erreichte den Anfang einer mehrseitigen Reportage. »Erinnern Sie sich noch an die angeblichen Hitler-Tagebücher im ›Stern‹? April 1983. Ganze sechzig Bände voll.«
Huber nickte. Dass sich die Tagebücher als Fälschungen erwiesen, war seinerzeit in ganz Österreich Gesprächsthema und Anlass zu beißendem Spott gewesen.
»Diese hier sollen echt sein.«
Huber nahm den ›Spiegel‹ aus Falkner Hand entgegen und begann zu lesen. Er erinnerte sich an den Film ›Schtonk‹ und konnte die angekündigte achtteilige Artikelserie nicht wirklich ernst nehmen. Es ging um Tagebücher eines gewissen Karl Wilhelm Schneiders, der angeblich die Biografie von Heinrich Himmler zwischen 1939 und 1942 geschrieben hatte. Das war ein echter Knaller für die Medien. Huber las vor:»Der Verfasser der Tagebücher ist vor kurzem verstorben, aber sein Sohn hat die Tagebücher zur Veröffentlichung freigegeben.« Der Polizist schaute aus dem Fenster. »Wo sehen Sie einen Zusammenhang?«
Raphaela schaltete sich ein. »Na, weil in kurzer Zeit der Name Himmler zwei Mal gefallen ist und auch die Lanze erwähnt wird.«
»Genau«, bemerkte Falkner anerkennend und warf Huber einen strafenden Blick zu. »Es schadet ja nicht, der Sache nachzugehen.«
»Wäre ja wohl ein bisschen zu einfach, gleich beim ersten Kandidaten Glück zu haben«, raunte Huber.
Es klopfte an der Tür und wenige Sekunden später trat ein weiterer Beamter ein. »Chef?«
Falkner wandte sich um.
»Sie glauben nicht, wer mich gerade angerufen hat.« Huber, Falkner und Frau Grassetti sahen den Beamten an. »Der Pressesprecher des Papstes aus Rom persönlich. Sie möchten ihn bitte unverzüglich zurückrufen.«
Falkner versteifte sich. »Aus dem Vatikan?« Er musste unwillkürlich schlucken. »Hat er gesagt, was er wollte?«
»Nein, nur das es dringend sei und oberste Priorität habe.«
Falkner verließ den Raum und
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