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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Schneider das Taxi, ohne ein Trinkgeld zu geben. Er eilte in die Schalterhalle und sah sich um. Die Worte des kräftigen Mannes, dessen Griff noch an Richards Kehle schmerzte, hallten in seinem Kopf nach: Wir werden immer bei Ihnen sein, auch wenn Sie uns nicht sehen. Er drängelte sich zwischen wartende Touristen hindurch und sah jedem ins Gesicht. Wie sollte er wissen, ob ihm jemand folgt? Wenn alle Mitglieder von »THE Lu« aussahen wie die drei Gäste am Morgen, wäre es leicht, sie auszumachen, doch dem war nicht so.
     
    In einem abgedunkelten Raum saßen sich zwölf Männer an einem runden Tisch gegenüber. Zwölf, wie die Anzahl der Jünger Jesu. Die Konturen ihrer Gesichter und ihrer Körper waren schwer zu erkennen, eine Kutte verhüllte den größten Teil davon. Konturen ließen erahnen, sie schienen sich alle ähnlich zu sein.
    Einer der sieben, der sich durch eine weiße Kutte von den anderen, die schwarz gekleidet waren, unterschied, ergriff das Wort. »Wie weit seid ihr mit Schneider gekommen?« Seine Stimme klang entschlossen. Er sah drei der Männer mit stechendem Blick an.
    Lennigan antwortete zögerlich: »Es war klar, dass es mit ihm nicht leicht sein würde. Er hat jahrelang eine erfolgreiche Firma geleitet. Er lässt sich kaum einschüchtern.«
    »Das interessiert mich nicht. Sag mir, wo die Lanze ist?« Der weiß Vermummte schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Er hat sie versteckt.« Lennigan suchte Rat in den Augen seiner Freunde. »Die beiden haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt, aber … sie haben nichts gefunden.«
    »Ist er sich nicht darüber im Klaren, welche Macht wir haben? Weiß er nicht, dass wir ihn ruinieren können?«
    »Doch, ich denke, dass er das weiß«, bestätigte Lennigan, »aber es scheint ihn nicht besonders zu stören. Er reagierte anders, als wir vermutet haben. Völlig untypisch. Er lässt sich nicht erpressen. Und er scheint keine Angst vor uns zu haben.«
    Der Anführer brummelte. »Behaltet ihn im Auge. Ich will diese Lanze haben! Was hat er jetzt vor?«
    »Er sagte, er wolle ein paar Tage Urlaub machen. Er hat vor ein paar Tagen seinen Vater unter die Erde gebracht.« Die drei Ordensbrüder, die Schneider besucht hatten, sahen sich an und nickten.
    »Pah, sein Vater. Bleibt in der Nähe seines Hauses, falls er früher zurückkommt. Wir können uns keine Verzögerungen mehr erlauben. Es hängt zu viel davon ab. Ihr hättet euch die Lanze schnappen sollen, unmittelbar als er aus Wien zurückkam. Wie konnte euch nur solch ein Fehler unterlaufen?«
     
    Die Runde der seltsamen Gestalten wurde aufgelöst. Ein jeder verschwand in einer anderen Richtung.
     
    ***
     
    Der Flug nach Rom dauerte knapp zwei Stunden. Schneider ging von einem Ende des Flugzeugs zum anderen und schaute sich die Passagiere genau an. Er versuchte den Eindruck zu vermitteln, als suche er einen mitreisenden Bekannten. Als er halbwegs sicher war, dass sich keine verdächtige Person unter den Passagieren befand, setzte er sich auf seinen Platz und bestellte ein Glas Champagner, in der Hoffnung, dass sich seine Zuversicht wie ein entflogenes Täubchen zu ihm zurückgesellen würde.
    Die Maschine landete, und Schneider war froh, den kleinen Flughafens Roms in Chiampino und nicht den größeren in Rom-Fiumicino gewählt zu haben. In Chiampino war alles überschaubar, und man bekam sein Gepäck ohne nennenswerte Verzögerung. Nachdem er seinen Koffer vom Band gezogen hatte, machte er sich sofort auf den Weg zum Schalter der Autovermietung. Er konnte es nicht erwarten, loszufahren und von diesen Menschenmengen wegzukommen. Er hatte eine große Limousine von Frankfurt aus gechartert und seinen richtigen Namen für die Anmeldung benutzt. Es erschien ihm albern, das Spielchen mit dem falschen Namen ein zweites Mal zu treiben.
    In freudiger Erwartung ließ er sich über die Landstraßen Italiens treiben. Rom, die dreitausend Jahre alte Stadt am Tiber. Er war auf dem richtigen Weg, das spürte er, und er meinte damit nicht nur den schwarzen Asphalt, auf dem sein Wagen dahinglitt. Vor allem war er auf die Begegnung mit diesem alten Mann gespannt. Es hatte ihm imponiert, mit welcher Achtung sein Vater von Montesi gesprochen hatte, und in seiner Fantasie formte sich ein Bild: ein großer, braungebrannter Mönch mit vollem grauen Haar und einem langen wallenden Bart. Eingehüllt in eine braune oder schwarze Kutte mit einer weißen Kordel vor dem beleibten Bauch. Als er dieses innere Bild betrachtete,

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