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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Pacelli mehrfach, er möge die Lanze doch bitte zurückgeben, sie sei nicht gut für ihn und schon gar nicht für die katholische Kirche. Er war aber so vernarrt in dieses wirklich kunstfertige Stück, dass er es so bald nicht mehr hergeben wollte. Nun, den Rest der Geschichte kennen sie ja vermutlich. Der Krieg nahm seinen Lauf, und Pacelli wies mich eines Tages aus dem Vatikan. Er konnte es nicht mehr ertragen, dass ich ihn fortwährend anflehte, sich von der Lanze zu trennen. Ich wurde ihm zu unbequem. Er sagte, ich solle schweigen oder ich müsse den Vatikan verlassen. Und da ich nicht geschwiegen habe, musste ich gehen. Man versetzte mich hierhin aufs Land. Zunächst wohnte ich noch einige Jahre oben bei den Brüdern und führte ein abgeschiedenes Leben. Aber auch in diesen Jahren hatte ich noch Kontakt zum Vatikan. Ich habe Pacelli Briefe geschrieben – unzählige Briefe. Er antwortete nie. Eines Tages aber kam ein offizielles Schreiben vom Vatikan.«
    »… dass Sie als Mitglied der katholischen Kirche nicht länger erwünscht sind?« schloss Huber.
    Montesi nickte und sah Raphaela tief in die Augen. »Somit war ich exkommuniziert, konfessionslos, aber nicht ohne Glauben. Das sicher nicht«, fügte er hastig hinzu, als sei dieser Nachsatz für ihn sehr wichtig. »So zog ich aus dem Kloster aus und in dieses Haus ein.«
    »Was hat Pacelli mit der Lanze gemacht? Wo ist sie heute?«
    »Dieses Geheimnis, lieber Commissario, hat Pacelli mit ins Grab genommen. Er hat sie irgendwo im Vatikan versteckt. Denken Sie daran, wie viele geheime unterirdische Gänge und Gewölbe es dort gibt. Ich glaube, er empfand für die Lanze eine Art Hass-Liebe. Er wird ihre dunkle Macht gespürt haben und hätte sie deshalb lieber meiden sollen – und doch war er auch von ihr fasziniert.« Montesi machte eine kleine Pause und dachte nach. »Wenn Sie mich fragen: Es wäre für die Welt besser, wenn keiner der beiden die Lanze aus Wien in die Finger bekommen würde, weder der Vatikan noch diese ominöse Bruderschaft.«
    In dem Augenblick schellte Hubers Handy, und er fuhr zusammen. Er fühlte sich gewaltsam aus den Erzählungen des Paters herausgerissen. Auf dem Display erschien die Nummer seines Chefs.
    »Huber.«
    »Falkner hier. Wo stecken Sie gerade? Ich versuche schon seit geraumer Zeit, sie zu erreichen, aber offensichtlich waren Sie in einem Funkloch.« Huber warf einen Blick auf die kleinen Balken auf seinem Display, die die geringe Stärke des Empfangssignals anzeigten.
    »Was gibt es denn so Wichtiges, Chef?«
    »Die deutschen Behörden wurden von dem Autoverleih in Frankfurt benachrichtigt. Sie wissen schon, der Wagen mit den Blutspuren auf der Haube.«
    »Ja, natürlich erinnere ich mich.«
    »Der Angestellte, der den Wagen an den unbekannten Fremden mit dem netten Pseudonym ›H. Himmler‹ verliehen hat, hat den Mann auf dem Umschlag des neuen ›Spiegel‹ wiedererkannt. Das ist unser Mann. Er heißt Richard Schneider und wohnt in der Platanenallee in Frankfurt. Wir haben sofort die Kollegen aus Deutschland dort hin gebeten, doch der Vogel war ausgeflogen.«
    Huber unterbrach ihn. »Er war hier, Falkner. Schneider war vor Kurzem in der Toskana bei einem alten Mönch. Er heißt Montesi und wird auch in diesen Tagebüchern erwähnt.«
    Falkner brüllte durchs Telefon, weil die Verbindung schlechter wurde. »Was könnte Schneider jetzt vorhaben, Huber?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass er zurück nach Deutschland fliegt. Checken Sie doch mal die Buchungen in Rom.« Das Gespräch brach endgültig ab.
    Huber steckte das Handy wieder weg und blickte in die fragenden Augen Raphaelas. »Ich fürchte, wir müssen los. Schneider wurde in Frankfurt identifiziert. Er hat einen Mercedes ausgeliehen und mit Blutflecken auf der Haube zurückgebracht. Da es mitten in der Nacht war, hat er diese Spuren offensichtlich übersehen oder sie für nicht so wichtig gehalten.« Huber wandte sich an Montesi. »Es ist das Blut zweier Menschen, die er wahrscheinlich auf dem Gewissen hat – und das bedeutet auch, dass er die Lanze aus der Schatzkammer gestohlen hat.«
    Montesi fasste sich an den Kopf. »Ich habe sofort gespürt, dass mit diesem Mann etwas nicht stimmt. Er hatte eine tiefe, gerade erst verheilte Wunde am Zeigefinger.« »Na und?«, fragte Huber. »Ist das etwas Besonderes?«
    »In der Regel nicht, aber einige Mitglieder der SS hatten dieselbe Wunde. Es war ein spezieller Aufnahmeritus, den man vollziehen musste, wenn man zum

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