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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Jahre altes Skelett mit Implantaten im Kiefer auf sie. Doch Petrov wusste nicht, was seine vier Zuhörer verband und begann, sich über die Ungeduld zu wundern.
    »Zeit, Zeit, Zeit. Was ist schon Zeit? Eine ewige Strömung flussabwärts in nur eine Richtung?«, fragte er pathetisch. »Nein, sicher nicht! Ich sagte es schon, sie ist relativ. Sie hat Schleifen und Verästelungen, Verzweigungen und … Abkürzungen. Hätten Sie mich ausreden lassen, wüssten Sie die Antwort schon. Stellen Sie sich vor, dieses Band, von dem ich gesprochen habe, hängt ganz weit durch, und dahinter ist noch ein Band; und dann eine Schlaufe. Und nun geben Sie Acht! Theoretisch ist alles ganz einfach. Sie müssen es nur schaffen, mit Überlichtgeschwindigkeit zwischen diesen Bändern hin und her zu springen, dann reisen Sie mühelos in der Zeit zurück. Für den Betreffenden vergehen dabei nur Sekunden. Ich weiß, Sie glauben, ich spinne.« Petrov tippte sich mit dem Finger an die Stirn. »Kommen Sie mit. Ich werde es Ihnen zeigen.«
    Während andere Mitarbeiter auf ihren motorbetriebenen Mikrorollern an ihnen vorbeisausten, ging Petrov so schnell, dass er sie beinah eingeholt hätte. Sie rannten fast durch die große Halle, gingen um die gläserne Kuppel herum und beobachteten auf ihrem Weg zahlreiche Männer, die ihre Arbeiten verrichteten. Der Weg dauerte knapp zehn Minuten. Bei normaler Schrittgeschwindigkeit hätten sie die doppelte Zeit gebraucht. Lea schmunzelte bei diesem Gedanken und dachte: Zeit ist relativ zu ihrer Geschwindigkeit.
    Dann betraten sie eine weitere Halle, die zwar nicht so groß wie die Erste war, doch auch beträchtliche Maße hatte. Sie war annähernd leer, bis auf einen langen dünnen Pfahl, der in der Mitte stand und die gewölbte Decke berührte. Der Stab war von unzähligen dicken Drähten umwickelt und wirkte auf Mosche wie eine gigantische Kupferspule. Petrov sah sich nicht ein einziges Mal nach den anderen um. Seine Gedanken waren schon bei einem seiner Experimente.
    Eine letzte Tür öffnete sich – und sofort drangen Geräusche von Tieren an ihre Ohren: Jaulen und Gewimmer, Kläffen und Gezeter. Zu ihrer großen Überraschung war dieser Raum eher klein und erinnerte an einen Zoo. Verschiedene Käfige standen dicht aneinander. Die Rasse der Tiere schien gleichgültig zu sein, doch es fiel auf, dass sie nach aufsteigender Körpergröße geordnet waren. Physikalisch gesprochen, nach ihrer Masse. Die Tiere schienen völlig normal zu sein, waren vielleicht ein wenig aufgeregt in Anbetracht der Besucher, wirkten aber keineswegs verstört oder verängstigt.
    Petrov blieb stehen und drehte sich um. »Noch halten Sie mich für einen Tierfreund. Der gute alte Petrov, werden Sie denken, doch nach der nächsten Tür werden Sie ihr Urteil revidieren.« Er ging weiter und alle folgten ihm.
    Nachdem sie das Tierlabor durchquert hatten, betraten sie einen Raum, der an einen medizinischen Sezierraum erinnerte. Es stank fürchterlich darin, und auf den Tischen lagen zehn bis fünfzehn tote Tiere. Von einem Frosch über eine Ratte, eine Katze und einen Hund bis hin zu einem Affen. Im krassen Gegensatz zu dem vorigen Raum war es hier totenstill. Was die Zuschauer entsetzte, war nicht die Tatsache, dass die Tiere nicht mehr lebten und zum Teil obduziert worden waren. Was den Anblick zu fürchterlich machte, war, dass sie bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren.
    Smith fasste sich als Erster und trat langsam an einen der Tische heran. »Die sind nicht von Geburt an in diesem Zustand, oder?«, fragte er mühsam und wandte sich ab, da er spürte, wie ihm übel wurde.
    Petrov betrachtete seine Gäste eine Weile und studierte ihre Reaktionen. »Wären Sie nicht so ungeduldig gewesen, hätte ich Sie behutsam darauf vorbereitet. Ich komme also gleich zum Punkt, um Ihre Neugier zu befriedigen.« Smith nahm die Hand wieder von seinem Mund weg und starrte Petrov an. Der genoss es, nun endlich das Geheimnis lüften zu können. »Liebe Gäste, diese Tiere sind definitiv in der Vergangenheit gewesen, nicht sehr lange, aber sie sind da gewesen!« Petrov sprach diese Worte für seine Verhältnisse sehr langsam und bedächtig aus, als wolle er größten Wert darauf legen, dass kein Wort verloren ging und man ihm unbedingt Glauben schenkte.
    »Sie waren völlig gesund, als wir sie auf die Reise geschickt haben, doch leider hat keines der Tiere die Rückkehr überlebt – und alle waren verstümmelt. Die Organe waren nicht mehr da, wo sie

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