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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Gebiet, ganz gleich, um welche Fundstücke es sich handelt. Wenn wir erst einmal das Alter der Leichen kennen, wissen wir bereits mehr als die Hälfte.«
    Lea beendete ihre Ausführungen und verließ die Besprechung durch die Schleuse, um sich der weiteren Analyse der Skelette zuzuwenden. Sie trug einen sterilen Kittel, Mundschutz und Handschuhe, als stünde sie vor der Operation an einem lebendigen Objekt. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie vorsichtig das die Leichen bedeckende, ebenfalls sterile Tuch abnahm und mit Ehrfurcht die Überreste der augenscheinlich männlichen Leichen betrachtete.
    Die Stewardess ging mit elegantem Schritt den Gang zwischen den Sitzreihen entlang, als gälte es, das Casting für eine Modelkarriere zu gewinnen. Ihr Rock spannte an ihrem knackigen Hintern, als sie sich zu einem älteren Herrn herabbeugte, der mit kalkweißer Gesichtsfarbe in seinem Sitz kauerte und hoffte, die unerträglich lange Flugzeit ohne ein erneutes Erbrechen zu überstehen.
    »Kann ich noch etwas für Sie tun?«, fragte sie.
    »Ein Wasser bitte. Nur ein Mineralwasser«, entgegnete der mitleiderregende Passagier in Reihe zwölf.
    Die hübsche Flugbegleiterin drehte sich zu ihrem Servicewagen um und entfernte den Drehverschluss der Flasche. Sie reichte dem Mann das Mineralwasser. »Ich habe mal gehört, dass warme Cola und Salzstangen helfen sollen«, versuchte sie halbherzig, dem Professor in seiner misslichen Lage Hilfe anzubieten.
    »Danke, aber ich brauche nur meine Tabletten. Irgendwann müssen sie doch mal wirken, … sofern keine weiteren Turbulenzen mehr kommen.«
    »Sie haben es bald geschafft. In circa einer Stunde werden wir in Tel Aviv landen.«
    Der Professor wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn, und ein erleichtertes Seufzen kam aus der Tiefe seiner Seele hervor. Er hatte einen friedliebenden Charakter, aber Fliegen hasste er aus vollem Herzen.
    Vor weniger als 24 Stunden hatte er das eingehende Fax von Lea Weizmann zunächst nur überflogen, um es dann aufgeregt gründlich zu studieren. Um sich von der Übelkeit abzulenken, rief er sich noch einmal den genauen Wortlaut des Schriftstücks ins Gedächtnis: … haben drei Skelette geborgen, vermutlich männlichen Geschlechts, die etwa auf die Zeit zwischen 50 vor Christus und 350 nach Christus datiert werden können. Zwei der Skelette weisen eindeutig Spuren ihrer Hinrichtungsart auf. Es sind Nagelreste in den Fersenbeinen und eindeutige Löcher in den Handgelenken zu sehen. Beiden Leichen wurden die Schienbeine gebrochen. Der dritte Leichnam weist keinerlei Kreuzigungsspuren auf, gibt jedoch Rätsel in Bezug auf sein Alter und seine Herkunft auf. Die Analyse des Kopfes und des Gebisses beinhaltet eklatante Widersprüche, die ihre Anwesenheit dringend erforderlich machen! Nur soviel: Er kann nicht zur selben Zeit gestorben sein wie die beiden anderen, obwohl er im selben Bankgrab gelegen hat. Bewahren Sie bitte absolutes Stillschweigen und nehmen Sie den nächsten Flieger nach Israel. Dieser Fund wird Sie endgültig berühmt machen!
    Smith lehnte sich im Sessel zurück und genoss die einsetzende Wirkung der zwei Tabletten, die er zehn Minuten zuvor geschluckt hatte. Schon oft war er zu verschiedensten Ausgrabungsstätten gerufen worden, am häufigsten nach Ägypten, und jedes Mal hatte man ihm einen sensationellen Grabfund oder Ähnliches versprochen. Mit den Jahren hatte er gelernt, die Spreu vom Weizen zu trennen, und war nicht mehr jeder Bitte um Hilfe nachgekommen. Seine Lehr- und Forschungstätigkeit füllte auch so schon eine 70-Stunden-Woche mühelos aus.
    Aber als er das Fax von Lea Weizmann in den Händen gehalten hatte, fühlte er sich innerlich sofort gedrängt, ihrem Wunsch nachzukommen. Er delegierte die Änderungen des Lehrplanes an seine Sekretärin, führte drei, vier Telefonate und buchte den nächsten Flug nach Tel Aviv. Dieser Fund wird Sie endgültig berühmt machen , wiederholte er in Gedanken. Fast wäre er beleidigt gewesen, denn wenn es einen Namen gab, den namhafte Wissenschaftler in Sachen archäologischer Kompetenz anführten, dann war es seiner. Was also könnte es geben, seinen Bekanntheitsgrad noch weiter zu steigern? Vermutlich war sich die junge Leiterin der IAA über seinen weltweit anerkannten Ruf nicht im Klaren.
    Endlich setzte die Maschine sanft auf dem Rollfeld auf, und die Fluggäste applaudierten dem Piloten. Nach vielen Stunden beinahe regungslosen Ausharrens waren alle froh, sich bewegen zu

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