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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Nr. 1 wurden ebenso entnommen wie verschiedene Skelettteile und die Handwurzel der Leiche Nr. 2. Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass diese beiden Männer einer Hinrichtung durch Kreuzigung zum Opfer gefallen waren. Davon zeugten auffällig viele Hinweise, zumal die Kreuzigung eine der beliebtesten Tötungsarten der damaligen Zeit war.
    Smith hatte sich den Mundschutz bis tief unter die Augen gezogen und hielt seinen Blick auf den Schädel des Toten Nr. 3 gerichtet. »Wir können diesem Toten kein Knochenstück aus der Maxilla entnehmen. Es ist undenkbar, seinen Oberkiefer zu zerteilen, nur um das Alter des Menschen zu bestimmen. Bevor wir nicht wissen, ob er ein Jude war oder nicht, dürfen wir nur in begrenztem Maße Hand an ihn anlegen. Daher schlage ich vor, dass wir in seinem Fall den ganzen Schädel verschicken.«
    »Er hat aber auch im Unterkiefer Keramikinlays. Wäre es nicht sinnvoll, die gleich mit untersuchen zu lassen?« fragte Lea Weizmann den Professor.
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein. Ich glaube ohnehin, dass die Kollegen in Harvard aufgrund des Schädels und unserer bisherigen Auswertungen zu dem Schluss kommen werden, dass dieser Tote aus der Neuzeit stammt. Man wird ihn in die Höhle geschmuggelt haben. Davon bin ich fest überzeugt, auch wenn Mosche anderer Meinung ist. Vor zweitausend Jahren hatte noch niemand ein sogenanntes Implantat in seinem Kiefer, das brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Die Radiokarbonmethode dient nur dazu, genau das zu bestätigen, und um zu beweisen, dass wir es hier mit einem Verbrechen zu tun haben, das vor wenigen Jahren stattgefunden hat und nun zufällig aufgedeckt wurde. Es gilt eigentlich nur noch herauszufinden, auf welche Weise der Tote in das Grab der beiden anderen hineingeschafft worden ist. Und dann müsste die örtliche Kriminalpolizei verständigt werden. Sie wissen schon …«
    Lea betrachtete den Professor, und er tat ihr beinah leid. Die Widersprüchlichkeit der Befunde machte ihm zusehends zu schaffen. »Ich verstehe, dass Ihnen dieser Fund Kopfzerbrechen bereitet. Aber warten wir erst einmal die Ergebnisse aus Harvard ab, dann können wir die Kripo doch immer noch verständigen.«
    Smith kratzte sich am Kinn. »Ja, Sie haben recht. Haben Sie sich um den Metalldetektor gekümmert?«
    »Liegt im Kofferraum.«
    »Gut. Dann sollten wir sehen, dass wir hier fertig werden. Ich kann es kaum erwarten, die Höhle zu erforschen.«
    »Versprechen Sie sich nicht zu viel. Ich habe schon in aufregenderen Höhlen gegraben.«
    »Trotzdem, ich muss sie sehen. Vermutlich gibt es für alles eine ganz natürliche Erklärung.« Insgeheim hoffte er, dass bei den vorangegangenen Analysen etwas übersehen worden war, das den entscheidenden Hinweis auf ein Hineinschmuggeln des Toten Nr. 3 in die Höhle beweisen würde. Dieser noch unauflösliche Widerspruch zwischen einem 2000 Jahre alten Grab und einer Leiche aus dem 20./ 21. Jahrhundert verursachte eine unerträgliche Spannung.
    Nach zwei weiteren Stunden waren die Proben zum Abtransport bereit. Jetzt hieß es warten: Hinflug - Untersuchung - Rückflug. Vor einer Woche war nicht mit Ergebnissen zu rechnen. Angesichts der Ungeduld des Professors eine kleine Ewigkeit.
    Der weiße Nissan hielt unmittelbar vor dem abgesperrten Gelände. Ein Wachmann in Uniform näherte sich dem Fahrzeug, die Waffe im Anschlag. Lea zückte ihren Ausweis und verließ den Wagen, woraufhin die Tür ächzend ins Schloss fiel und den nahen Verfall des japanischen Wagens ankündigte.
    »Weizmann. Lea Weizmann und das ist Professor Smith aus den USA.«
    Der Wachmann schaute sich die Papiere ohne Eile an und gab dann den Besuchern mit einem wortkargen Nicken zu verstehen, dass sie passieren dürften.
    »Nicht besonders freundlich«, bemerkte Smith und drehte sich noch einmal zu dem mürrischen Wächter um.
    »Die Presse macht uns alle verrückt. Jeder pfiffige Reporter ist auf der Suche nach einer Schlagzeile, die ihm Ruhm und Ehre bringt. Und wenn die Leute erst einmal wissen, wen oder was wir hier gefunden haben, ist hier im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle los.«
    Smith stapfte langsam den Hügel hinauf und dachte über diese Redewendung nach. Die Hölle los. Ge’Hinnom . Die Gehenna . »Sie haben recht. Diesmal passt diese Floskel ausnahmsweise, obwohl ich nicht gern von ihr Gebrauch mache. Wenn man sich in dieser wunderschönen Umgebung umsieht, möchte man sie eher für die Überreste des Paradieses halten, anstatt sie mit der

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