Hueter Der Macht
ihm getroffen habt.«
»Ja, ja. Ich helfe ihm und seinem Pöbel, und er verhilft mir zum Thron.«
Thomas sagte nichts, sondern wartete.
»Natürlich«, sagte Philipp und lächelte, »muss sich kein Prinz an eine Abmachung halten, die er mit einem Mörder und Verräter getroffen hat, nicht wahr?«
Thomas lächelte nun ebenfalls und leerte seinen Pokal. »Was wollt Ihr also tun?«
»Ich werde tun, was ich tun muss.«
»Lasst mich sehen, ob ich erraten kann, was Ihr tun müsst. Auf dem Weg in Euer Lager habe ich eine Eskorte gesehen, die auf Euch wartet. Sie war reich geschmückt, und das nicht nur mit Euren Farben und Wappen… sondern auch mit…«
»Mit denen meines lieben Cousins Karl! Wie aufmerksam du bist.«
»Ihr reitet zu ihm, um mit ihm zu verhandeln.«
»Ganz recht. Ich reite zu ihm, um ihm vorzuschlagen, dass wir uns für eine gewisse Zeit verbünden, gegen unsere beiden gemeinsamen Feinde – Marcel und seinen Pöbel und die Engländer.«
»Ah. Ich glaube, ich verstehe. Gemeinsam werdet Ihr Paris zu Fall bringen – wie ich gehört habe, hat Karl eine ansehnliche Streitmacht vor der Ostmauer der Stadt versammelt, und Paris kann Euch beiden nicht gleichzeitig standhalten. Und wenn Ihr erst einmal Paris in Eurer Gewalt habt…«
»Dann werde ich die Lage neu überdenken«, sagte Philipp. »Wie jeder gute Prinz es tun sollte.«
Thomas lachte leise. »Wie jeder gute und ehrgeizige Prinz es tun sollte. Aber ich bin froh, Philipp, dass Ihr Marcel niederschlagen wollt. Er…«, Thomas zögerte, sein Gesicht verfinsterte sich, und Philipps Augen wurden schmal, während er ihn beobachtete, »er hat mich mit seinen Vorstellungen von den ungebildeten, niederen Massen, die gegen den Adel aufbegehren, erschreckt. Ordnung hat ihr Gutes, und unsere Ordnung ist gut. Ihr, die Prinzen und Barone, beschützen diejenigen, die für Euch das Land bestellen, und wir, die Priester und Mönche, nähren und schützen ihre Seelen. Zu glauben, dass…«
»Mich brauchst du davon nicht zu überzeugen, Tom. Ich glaube von ganzem Herzen an die allumfassende Macht von Adel und Geistlichen. Aber ich sehe, dass du immer noch besorgt bist.«
»Es geht nicht nur um Marcel, Philipp. Die Mächte der Finsternis weilen unter uns, und Marcel stellt nur einen kleinen Teil von ihnen dar. Ich habe in Rom mit einem Soldaten gesprochen, und in England gibt es einen abtrünnigen Geistlichen, die beide von derselben Sache geredet haben: die Ordnung der Gesellschaft zu stürzen – eine Ordnung, die von Gott geschaffen wurde! Heiliger Herr im Himmel, Philipp, wollen sie etwa die Hand beißen, die sie füttert und umhegt?«
»Ich dachte«, murmelte Philipp und wandte sich ab, »es seien die Hände der ungebildeten Massen, die uns ernähren. Aber…«, er wandte sich wieder Thomas zu, »… um zu wichtigeren Dingen zurückzukehren. Es ist gut, dass du hier bist, denn du kannst mir einen großen Dienst erweisen.«
Thomas hob fragend die Augenbrauen.
»Ich werde mich mit dem hübschen Knaben Karl verbünden, aber…«
»Aber Ihr glaubt, dass es noch vielversprechendere Verbündete gibt.«
»Ja. Ich war stark beeindruckt, dass es dem schwarzen Prinzen gelungen ist, Johanns fünfzigtausend Mann zu besiegen. Jetzt hat er König Johann und Frankreich als Geiseln. Der Dauphin kann und wird das Lösegeld nicht zahlen, und auch die Forderungen, die der Prinz stellt, kann er nicht annehmen.«
»Was fordert er denn?«
Philipp grinste. »Dein Prinz von Wales hat Mut, Tom. Er wird einmal ein großer König werden. Von England, versteht sich. Nun zu seinen Forderungen. Zunächst einmal soll Karl ein Lösegeld von 700 000 englischen Pfund zahlen…«
»Gütiger Himmel! Kein König auf Erden verfügt über ein solches Vermögen!«
»… aber, bevor der schwarze Prinz den Tattergreis seinem Enkel zurückgibt, sollen Karl und Johann ein Friedensabkommen unterzeichnen, das den schwarzen Prinzen zu Johanns Erben bestimmt und nicht Karl! Somit wird der schwarze Prinz nicht nur um 700 000 Pfund reicher, sondern auch Thronfolger, wenn Johann stirbt. Und das wird nicht mehr lange dauern, wenn ich daran denke, wie Johann aussah, als ich ihm das letzte Mal begegnet bin.«
»Und Karl?«
»Karls Leben wird verschont, er erhält irgendeinen hübschen Titel und wird tief in den Süden verbannt, wo er sein Leben in sinnlosem Luxus verbringen kann.«
Thomas dachte darüber nach. Karl würde den Bedingungen womöglich ohne viel Federlesen zustimmen. Er wirkte nicht
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