Hueter Der Macht
aber…
»Aber zumindest habe ich etwas, mit dem ich handeln kann«, murmelte Philipp, »und er braucht etwas so dringend von mir, dass er bereit ist, mit mir zu reden, um es zu bekommen.«
»Hoheit?«
»Nichts!«, fuhr Philipp den Diener an und scheuchte ihn weg. »Lass mich allein!«
Er beruhigte sich sogleich wieder, als der Mann gegangen war, und betrachtete verträumt sein Spiegelbild.
Sein ganzes Leben war auf diesen Moment ausgerichtet gewesen. Navarra reichte ihm nicht… Philipp wusste, dass er unter den richtigen Umständen und mit etwas Schlauheit auf den französischen Thron gelangen konnte.
Nun stimmten die Umstände und es brauchte nur noch etwas Schlauheit. Johann – der widerwärtige, schwachsinnige alte Mann – befand sich in den Händen der Engländer, die ihn niemals freilassen würden, egal was für Lösegeldforderungen sie stellten, und sein Enkel Karl war so unsicher und unentschlossen, dass man ihn gewiss dazu bringen konnte, sich irgendwann in sein eigenes Schwert zu stürzen.
Den Pfauenkönig Ludwig konnte man völlig außer Acht lassen.
Nachdem er sich erst einmal Johann, Ludwig und Karl vom Hals geschafft hätte, wäre Philipp der nächste Anwärter auf den Thron. Über die ärgerliche Tatsache, dass König Eduard von England ebenfalls ein enger Blutsverwandter von Johann war, konnte man hinwegsehen, denn die Franzosen würden niemals einen englischen König akzeptieren.
Philipp lächelte kalt und wild.
Der französische Thron gehörte ihm. Solange er einen klaren Kopf behielt und stets sein Fähnchen in den Wind hielt.
Draußen bewegte sich etwas und dann war ein Rascheln zu hören, als die Zeltklappe beiseitegeschoben wurde und einer der Wachtposten zögernd den Kopf hereinsteckte.
»Hoheit, ich…«
»Was gibt es?«
»Hier ist ein Abgesandter vom Vorsteher der Kaufleute von Paris, Majestät. Er sieht aus wie ein Mönch…«
Philipp brach in Gelächter aus. Marcel hatte den schwarzen Tom geschickt, um in seinem Namen zu sprechen?
Nun… Marcel wusste sicher, dass er bereits tot war.
»Steht er draußen?«
»Ja, Hoheit.«
Philipp glättete den Samt, wo er über einer Reihe von Nieten in seiner Brustplatte Falten schlug. »Führt ihn herein.«
»Thomas!«, sagte Philipp, als der Mönch eintrat. »Mein Freund! Ich bin so froh, dass du entkommen bist.«
Thomas warf Philipp einen spöttischen Blick zu und verbeugte sich höflich. »Majestät sehen sehr… sehr…«
»Prächtig ist das Wort, nach dem du suchst, Tom. Kein Grund zu zögern.«
Thomas ging etwas weiter bis zur Mitte des Zeltes. Philipp hatte sich wahrhaft stilvoll eingerichtet: ein Bett mit Baldachin stand in einer Ecke, in einer anderen funkelte ein Kohlebecken aus Messing. Reich geschnitzte Zedernholztruhen, auf denen üppig bestickte Stoffe und Tücher lagen, schmückten das Zelt, und dicke Woll- und Seidenteppiche bedeckten seinen Boden, sodass nicht ein Krümelchen Erde oder ein Grashalm die Stiefel von Philipp dem Schlechten berühren konnte.
»Ihr seid gut ausgerüstet«, sagte Thomas. »Als ich durch Euer Lager geführt wurde, habe ich die Anzahl der Soldaten geschätzt, die Ihr hier habt. Wie viele sind es? Mehrere tausend Ritter? Und etwa fünf- oder sechstausend Pikeniere und Bogenschützen?«
»Zweitausendachthundert Ritter«, sagte Philipp, »genauso viele Bewaffnete und achttausend Pikeniere und Bogenschützen.«
»Und dabei seid Ihr gerade einmal vor zwei Wochen aus Karls Kerker befreit worden. Aber Johann oder Karl haben Euch sicher schon so viele Male für irgendwelche erfundenen – oder auch echten – Komplotte gegen ihr Leben eingesperrt, dass Ihr inzwischen Übung darin habt, nach Eurer Freilassung schnell wieder zu Kräften zu kommen.«
Philipp ging – recht anmutig, trotz der Rüstung, die er trug – zu einer Truhe hinüber und ergriff einen Krug und einen Pokal. »Wein?«
»Ja, vielen Dank. Ich habe selbst zwei anstrengende Wochen unter Marcels Obhut hinter mir.«
Philipp reichte Thomas einen Pokal und goss sich selbst einen ein. »Und jetzt hat Marcel dich geschickt, damit du dich für ihn einsetzt.«
Thomas nahm einen Schluck von dem Wein, rollte ihn ein wenig auf der Zunge hin und her und genoss seinen ausgezeichneten Geschmack. Philipp ließ es sich tatsächlich gut gehen. »Marcel«, sagte er schließlich, »hat mich hierhergeschickt, um Euch an die Abmachung zu erinnern…«
Philipp prustete in sein Glas und leerte es dann in einem einzigen Zug.
»… die Ihr mit
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