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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich nun tun soll.«
    »Thomas…«
    Doch Thomas war bereits in der Menge verschwunden und Bertrand blieb alleingelassen in seiner Erregung zurück.
    Heiliger Herr im Himmel wie froh wäre er, wenn er diesen überheblichen Geistlichen endlich loswerden könnte!

Kapitel Acht
     
    Mittwoch in der Osterwoche
    Im einundfünfzigsten Jahr der Regentschaft Eduard III.
    (21. April 1378)
     
    – II –
     
     
     
    Thomas schlenderte ziellos durch das große Gedränge, wandte seine Schritte hierhin und dorthin und versuchte dabei, seine Gedanken zu ordnen.
    Er war in den Orden eingetreten, weil er ein Teil der Kirche werden wollte, jener großen Institution, die mit der Stimme Gottes sprach und die Menschen zur Erlösung führte.
    Thomas hatte gehofft, zugleich auch für die Sünden seiner Vergangenheit büßen zu können und selbst zur Erlösung zu gelangen.
    Doch was er gerade erlebt hatte, bestürzte ihn, obwohl es nur bestätigte, was der heilige Michael über die Kirche gesagt hatte. Wie konnte eine Kirche, die durch Papst Urban vertreten wurde, das Böse abwehren, von dem der Erzengel behauptet hatte, dass es unter den Menschen umging? Und was geschähe, wenn die Kardinäle in Avignon wirklich ernst machten und einen neuen Papst wählten? Würde Urban zurücktreten? Nein, natürlich nicht. Dafür war er zu ehrgeizig.
    Damit würden die Christen von zwei Päpsten angeführt. Thomas schauderte, als er über die Konsequenzen nachdachte. Zwei rivalisierende Päpste, zwei rivalisierende Kirchenorganisationen, zwei päpstliche Kurien, zwei Rangordnungen von Geistlichen… Gütiger Himmel! Die Kirche würde in Stücke gerissen!
    Die gesamte Christenheit würde entzweigerissen und Glaube und Treue gerade zu einer Zeit erschüttert, da nach den Worten des heiligen Michael die Geschöpfe Satans sich mitten unter ihnen bewegten. Herr im Himmel, welche Möglichkeiten ergaben sich für die Diener der Hölle aus einer Spaltung der Kirche? Sie könnte sich nicht mehr um ihre Herde kümmern und sie vor den Versuchungen des leibhaftigen Bösen schützen.
    Bei allen Heiligen, wenn das Böse tatsächlich auf der Erde umging, dann hatte es zweifellos in den letzten Wochen auch den Papstpalast betreten.
    Nun, er konnte nichts weiter tun, als ohne den Segen des Papstes seine Aufgabe zu erfüllen, und ohne die Auskünfte und die Unterstützung, auf die er gehofft hatte.
    »Heiliger Michael«, flüsterte Thomas in der Menschenmenge, »lenke meine Schritte, ich bitte dich!«
    Eine Hand packte seinen Ärmel, und Thomas wäre beinahe gestürzt.
    Er fluchte – und bereute es augenblicklich –, drehte sich inmitten der dichtgedrängten Menschenleiber um, bis sein Blick auf den Mann fiel, der seinen Ärmel fest gepackt hielt.
    »Gütiger Himmel, Tom, bist du es wirklich?«
    Der Mann, der Thomas anstarrte, war etwa fünfunddreißig oder sechsunddreißig Jahre alt. Er hatte ein wettergegerbtes Gesicht, das von tiefen Furchen durchzogen war, ein Kinn mit einer Narbe, die von einem Messer stammte, helle blaue Augen, die von Lachfältchen umgeben waren und feines, rotblondes Haar, das ihm in die Stirn fiel.
    »Ich habe dein Gesicht ohne den schwarzen Bart kaum erkannt, Tom.«
    Thomas blickte den Mann an, einen Moment lang überrascht und verwirrt von dem Gesicht aus einer Vergangenheit, die er nur zu gern hinter sich gelassen hätte.
    »Tom, rede mit mir… oder bist du inzwischen zu stolz, um dich mit alten Freunden abzugeben?«
    »Wat«, sagte Thomas schließlich. »Wat Tyler.« Wat Tyler, der einst während Thomas’ Jugend sein Mentor, fast schon ein Vater für ihn gewesen war. Eine Flut widerstreitender Gefühle durchströmte Thomas: Wut darüber, dass Tyler so jäh aus seiner Vergangenheit auftauchen konnte, obwohl Thomas mit der Vergangenheit doch nichts mehr zu tun haben wollte; ein herzliches Gefühl der Verbundenheit, gleichwohl er sich nur Gott allein verbunden fühlen wollte; und reine, unverfälschte Freude über Wats Anblick nach so vielen Jahren der Verzweiflung.
    Diese letzte Empfindung, die der Freude, kämpfte Thomas nieder, sobald er sie bemerkte. Das konnte er sich nicht leisten. Nicht jetzt, nicht, da Gott ihn so dringend brauchte. Verflucht sollte Wat sein, dass er so unvermittelt vor ihm aufgetaucht war!
    »Ja, Wat Tyler. Herr im Himmel, hier ist nicht der rechte Ort, um sich zu unterhalten – hier ist es so voll, dass man nicht einmal sein Wasser abschlagen könnte! Komm mit… ich kenne da ein Lokal…«
    Und Thomas ließ

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