Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Namen, und falls er Zeit hat, wird er…«
    »Falls er Zeit hat?«
    »Thomas, Ihr seid ein unbedeutender Mann innerhalb der Hierarchien der Kirche. Andere werden vor Euch sein, viele andere, mit weitaus wichtigeren Rängen.«
    »Aber nicht mit einem wichtigeren Auftrag«, murmelte Thomas.
    »Haltet Ihr Euch für Christus?«, zischte Bertrand. »Glaubt Ihr, Ihr seid der Retter der Christenheit?«
    »Ich spreche mit der Stimme des…«
    »Ihr seid immer noch ein einfacher Mann«, sagte Bertrand. »Vergesst das nicht!«
    Thomas presste ärgerlich die Lippen zusammen. Er war von Gott auserwählt, was immer Bertrand auch sagen mochte. Doch konnte er jetzt nicht mit dem Prior darüber streiten.
     
     
    Der Raum war voller Menschen, diese waren jedoch sehr viel reicher gekleidet und mit Edelsteinen geschmückt als die Menge, die sich auf den Straßen drängte.
    Bertrand und Thomas traten schweigend ein und verneigten sich vor Urban, der – in seinen Gewändern und Juwelen – steif auf dem Papstthron saß, der sich auf einem kleinen Podest vor dem Altar der Kapelle befand.
    Ihr Eintreten bemerkte er nicht.
    Die beiden Mönche flüsterten einem Bediensteten direkt neben der Tür ihre Namen zu. Dieser schrieb sie nieder und reichte den Zettel einem Botenjungen, der ihn zwei reich gekleideten Sekretären brachte, die an einem Tisch zur Linken des Papstes saßen. Bertrand und Thomas gesellten sich zu einer Gruppe Benediktinermönche in der Mitte der Kapelle, in der Nähe eines Grabes, das der Jungfrau Maria geweiht war. Von dieser Stelle aus konnten die beiden Männer alles gut sehen und hören.
    Auf der rechten Seite des Papstes saßen drei Kardinäle. Die drei, die geblieben waren, dachte Thomas, und er fragte sich, warum sie hiergeblieben waren, während alle anderen nach Avignon abgereist waren. Papst Urban, ein hünenhafter Mann Ende fünfzig, der seine Amtsgewänder mit offensichtlichem Unbehagen trug, saß ungeduldig da, während einer der Kardinäle ihm ernst etwas zuflüsterte.
    »Ach was!«, sagte Urban plötzlich, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und spuckte aus.
    »Das ist meine Antwort auf König Johanns Vorschlag!«, sagte er und furzte.
    Das Erschrecken in der Kapelle war beinahe greifbar. Körper versteiften sich, Gesichter erbleichten.
    Grinsend griff Urban nach einem edelsteinverzierten Pokal mit Wein auf einem Seitentisch. Er leerte ihn mit vier geräuschvollen Schlucken, während ihm der Wein am Kinn herablief, und knallte den Pokal auf den Tisch zurück.
    »Aber Heiliger Vater«, sagte der Kardinal, »der französische König hat einen gerechten Vorschlag gemacht.«
    »Einen Vorschlag, den ihm Eure Mitverschwörer eingeflüstert haben«, erwiderte Urban. »Ich bezweifle, dass der alte Mann den Unterschied zwischen einer Frauenbrust und der Zitze einer Eselin erkennen würde, geschweige denn, was gerecht ist und was nicht.«
    Der Kardinal lehnte sich zurück und warf den anderen beiden einen Blick zu. Seine Finger trommelten eine Weile auf die Armlehne seines Stuhls.
    »Niemand bezweifelt, dass das Konklave unter ungebührlicher Einmischung stattgefunden hat«, sagte er.
    Urban brüllte und sprang auf. »Ich werde nicht zurücktreten!«, schrie er.
    Bertrand beugte sich zu Thomas vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich fürchte, wir sind zu einem höchst unpassenden Zeitpunkt eingetroffen.«
    Thomas sagte nichts, doch sein Gesicht war starr vor Wut. Die Kardinäle hatten diesen ungehobelten Bauern zum Papst gewählt?
    Urban stieg von dem Podest herab, ging zu einem Wachmann hinüber, nahm dem überraschten Mann seinen Speer aus der Hand und ging zu den drei Kardinälen zurück.
    Er warf den Speer vor die Füße des Kardinals, mit dem er gesprochen hatte.
    Dieser schien unbeeindruckt.
    »Selbst wenn die Kardinäle tausend Speere auf meine Kehle richten – ich werde nicht zurücktreten!«, rief Urban. »Ich bin ein rechtmäßig gewählter Papst und ich werde nicht zurücktreten!«
    »Dann bleibt uns nichts anderes übrig«, sagte der Kardinal gelassen. »Die Kardinäle werden in Avignon ins Konklave treten und sie werden die Wahl, die hier in Rom stattgefunden hat, für ungültig erklären. Sie werden einen rechtmäßigen Papst wählen. Ihr seid…«
    »Glaubt ja nicht, dass Ihr und Eure Gefährten«, Urban wies auf die anderen beiden Kardinäle, »mit abstimmen werdet. Ich denke eher, Ihr werdet die nächsten Monate in Sack und Asche in irgendeinem abgelegenen Kloster verbringen, von Wasser und Brot leben

Weitere Kostenlose Bücher