Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Frankreichs wohlbekannt. Der Ruf Eurer Familie eilt Euch voraus, Mönch.«
    »Ich gehöre jetzt zur Familie Gottes«, sagte Thomas leise und erwiderte Marcels Blick, »und nicht mehr zu meiner weltlichen.« Er bedauerte nun, dass er seinen Familiennamen genannt hatte und konnte sich Wat Tylers Gelächter über seine Erwiderung vorstellen, dass er zur Familie Gottes gehöre.
    Marcels Blick wurde weicher und um seine Mundwinkel zuckte es. »Dann würde ich Euch raten, das so oft wie möglich zu wiederholen, wenn Ihr Euch meinem Heimatland nähert, Bruder Thomas. Ich habe gehört, die Engländer planen wieder einen Angriff auf Frankreich.«
    Marcels Grinsen wurde breiter. »Ein vollkommen aussichtsloses Unterfangen, natürlich. Ich zweifle nicht daran, dass König Eduard innerhalb weniger Wochen Eure… die englische Armee mit eingezogenem Schwanz wieder gen Heimat führen wird. Also«, er schlug mit der Hand auf den Tisch, »Ihr wollt mit uns nach Norden reisen?«
    »Wenn Ihr es gestattet, Meister Marcel. Ich habe nur wenig Geld, um Euch zu entlohnen für…«
    »Ach«, Marcel winkte ab. »Wenn Ihr aus Rom kommt, verfügt Ihr gewiss über viele Neuigkeiten, die Ihr uns berichten könnt. Das wird Entlohnung genug für uns sein. Ich habe gehört, im Papstpalast hat es Zwistigkeiten gegeben.«
    Thomas’ finsteres Gesicht sprach Bände. »Ja. Es wird aber eine Weile dauern, Euch alles zu erzählen.«
    »Nun, dann…« Marcel ließ den Blick über seine Gefährten gleiten. »Sollen wir diesem englischen Hundesohn von einem Mönch…«, das Grinsen auf seinem Gesicht nahm seinen Worten jeden beleidigenden Ton, »erlauben, mit uns nach Norden zu reisen? Hm? Giulio? William? Christoffel? Johann brauche ich gar nicht erst zu fragen. Der Junge freut sich immer über ein neues Gesicht und gute Gespräche.«
    Als die anderen Männer nickten, wandte sich Marcel wieder Thomas zu. »Dann ist es entschieden! Ihr reist mit uns nach Norden. Wir brechen vor Morgengrauen auf, und wir reisen schnell. Habt Ihr ein Pferd?«
    »Ich habe ein Maultier, das…«
    »Ein Maultier?«, sagte Johann. »Ein Maultier! Guter Mönch, kann sich Euer Orden nicht wenigstens ein braves Pferd leisten, auf dem Ihr reiten könnt?«
    »Wir sind ein bescheidener Orden, Johann. Wir brauchen keine prachtvollen Rosse. Ein Maultier reicht mir aus.«
    »Aber es reicht uns nicht aus«, sagte Marcel. »Ihr könnt Euer Maultier im Kloster des Ordens hier in Florenz zurücklassen, Bruder Thomas, und auf einem unserer überzähligen Pferde reiten.«
    »Ich…«
    »Keine Widerrede. Ich kann mich nicht von einem lahmenden Maultier aufhalten lassen. Besonders jetzt nicht«, fuhr er leiser fort, »da uns eine Invasion bevorsteht. Ich muss so schnell wie möglich nach Paris zurückkehren. Ich muss…«
    »Ihr werdet auf einem Pferd reiten, Bruder Thomas«, sagte Marcoaldi bestimmt und seine dunkelbraunen Augen musterten ihn aufmerksam.
    Thomas gab nach. »Wie Ihr wünscht. Ich danke Euch für Eure Hilfe.« Im Stillen dankte er Gott für Seine Hilfe. Er zweifelte nicht daran, dass Marcels Angebot, ihn auf einem wertvollen Pferd reiten zu lassen, ein Geschenk des Himmels war.
    »Gut«, sagte Marcel. »Steht Euer Maultier draußen? Ich werde einem meiner Männer auftragen, es zum Kloster zu bringen. Es ist recht weit von hier entfernt, und vielleicht wollt Ihr lieber die Zeit hier mit uns verbringen. Johann, sag Pietro, er soll die Habe des Mönchs heraufholen – ich bezweifle, dass er viel bei sich hat – und dann das Maultier zum Kloster bringen.«
    »Selbstverständlich.« Johann stand auf und verließ das Zimmer.
    »Wenn Ihr nun mit uns beten würdet, Bruder?«, sagte Marcel.
    Thomas schlief rasch ein, gewärmt von den dicken Decken und Laken des Bettes und den Körpern der beiden Biermanns, mit denen er es teilte. Das war wahrer Luxus; seit vielen Jahren hatte er nicht mehr so behaglich geschlafen.
    Er seufzte, drehte sich herum und sank in noch tieferen Schlaf.
    Er träumte.
    Plötzlich zuckte er zusammen und schrak hoch.
    Gesichter umringten das Bett – die Biermanns waren verschwunden –, die Fratzen des Bösen. Es waren sechs oder sieben vielleicht: mit Hörnern, Bärten, Schweineschnauzen und Katzenaugen.
    Und doch waren sie seltsam schön.
    Sie starrten ihn an und ihre Augen funkelten, als sie merkten, dass er wach war.
    »Thomas«, sagte einer von ihnen, seine Stimme tief und melodisch. »Thomas?«
    »Hinweg!«, schrie Thomas, versuchte sich aufzurichten und

Weitere Kostenlose Bücher