Hueter Der Macht
ging mit dem Pferd eine Weile an der Straße entlang, bis die sich verdichtende Dunkelheit ein Vorwärtskommen unmöglich machte. Links neben der Straße befanden sich einige Buchen, und Thomas befand, dass sie als Schutz für die Nacht genügen mussten.
Er zog leicht an den Zügeln, und das Pferd folgte ihm gehorsam, rutschte ein wenig auf der lockeren Erde an der Böschung aus und landete mit einem überraschten Schnauben auf weichem Waldboden. Thomas führte es zu der Baumgruppe, löste den Sattelgurt und nahm ihm den Sattel ab, dann das Zaumzeug und schlang ihm die Zügel um die Vorderbeine, damit es sich während der Nacht nicht zu weit entfernte.
Er versetzte dem Pferd einen Klaps, und der Wallach ging ein paar Schritte weiter und senkte dann den Kopf, um zu grasen.
Thomas zog den Umhang fest um sich – obwohl es Hochsommer war, würde es in der Nacht sehr kalt werden – und suchte sich eine massive Buche, unter der er sich niederlassen konnte, den Rücken gegen den Stamm gelehnt.
Was sollte er tun?
Thomas war sich sicher, dass er in Asterladen nicht viel in Erfahrung bringen würde, und ohne einen ortskundigen Führer würde er nicht herausfinden, wohin Wynkyn de Worde gegangen war. Wenn er es auf gut Glück versuchte, würde er wohl den Rest seines Lebens durch die großen Wälder Deutschlands wandern. Wynkyn hatte sein Geheimnis gut gehütet und sicher dafür gesorgt, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, nicht auf den ersten Blick erkennbar war.
Und nach Asterladen?
England.
Tausend Meilen entfernt, und der Weg dorthin führte durch Kriegsgebiet.
Thomas konnte ein trockenes, humorloses Grinsen nicht unterdrücken. Er besaß zwar die wenigen Goldmünzen, die Etienne Marcel ihm gegeben hatte, doch darüber hinaus fast nichts. Sein Mönchsgewand würde ihn gegen Räuber und Verbrecher oder die Beutezüge entlassener und unbezahlter Soldaten nicht schützen. In der Zwischenzeit musste er durch unwirtliche Gegenden reisen und – noch wichtiger im Augenblick – einen leeren Magen ertragen.
Was immer er dem Pferd über Eicheln erzählt hatte, er verspürte nicht die geringste Lust, wie ein verrückter Nebukadnezar auf der Erde herumzukriechen und nach Nüssen zu suchen.
Er lächelte wiederum, diesmal aufrichtiger, und sah dem Pferd dabei zu, wie es in ein paar Schritten Entfernung glücklich unter einem Baum schnupperte. Nun, morgen würde er frühzeitig nach Asterladen aufbrechen, um eine Mahlzeit bitten und hoffen, dass irgendein müder Bauer aus seinem Nickerchen am Feuer erwachte und sich an einen schlechtgelaunten alten Mönch erinnerte, der ihm einmal begegnet war.
Und dann stellte Thomas plötzlich überrascht fest, dass er trotz seiner Furcht vor dem, was vor ihm lag, auch ein wenig glücklich war. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er das Vagabundenleben vermisst hatte, von der Hand in den Mund zu leben, die täglichen Überraschungen, die ihn in einem fremden Land erwarteten, wachsam zu sein und schnell genug, um einen mordlustigen Banditen zu erstechen, der hinter einem Baum hervorgesprungen war, bevor dieser ihn erstechen konnte.
Thomas rutschte etwas weiter am Baumstamm hinunter und wickelte sich noch etwas fester in sein Gewand.
Am Morgen würde er sich von einem jungen Baum einen dicken Knüppel abschneiden. Dieser würde ihm ebenso gute Dienste leisten wie ein Schwert.
Glücklich, warm und mit seinem Vorhaben für den nächsten Morgen vor Augen schlief Thomas ein.
Er erwachte tief in der Nacht und fragte sich, was ihn wohl geweckt hatte. Er hörte die leisen Geräusche des Pferdes, doch er glaubte nicht, dass er davon wach geworden war. Der Wallach befand sich in einiger Entfernung am Ufer eines kleinen Baches und suchte es nach jungem Gras ab.
Wenn es nicht das Pferd gewesen war, was dann?
Thomas war kalt und furchtbar steif; er konnte sich kaum rühren. Langsam wandte er den Kopf und sah sich suchend um. So weit von jeder Behausung entfernt, konnte es alles sein, von umherstreunenden Katzen bis hin zu etwas wesentlich Finsterem.
Die Nacht war eine wilde Landschaft und von Dämonen bewohnt.
Thomas erinnerte sich plötzlich an den furchtbaren Dämon, der ihn in der Nacht auf dem Brennerpass heimgesucht hatte, und mit einem Mal war er hellwach und blickte wild um sich.
Er hörte, wie das Pferd überrascht schnaubte und dann so rasch zurückwich, wie es seine Fußfessel erlaubte.
Thomas sprang auf und verfluchte sein linkes Bein, das taub geworden war und
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