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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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denen neben den Bankgeschäften auch Tuchmanufakturen in Florenz gehörten, in Angriff zu nehmen war.
    Schließlich sank der alte Mann in seine Kissen zurück. Er bedeutete ihnen, dass die Unterredung ihn über alle Maßen angestrengt hatte. Doch bevor er sie aus dem Zimmer entließ, ermahnte er sie noch mit dem Abschiedsgruß, der bei ihnen zur Tradition geworden war und sich auch als Warnung in jedem guten Handbuch eines Bankiers fand: »Vergesst nicht, meine Söhne: Ein Wechselgeschäft ist wie ein Vogel im Flug. Deshalb packt schnell zu …«
    »… denn es kommt nicht zurück!«, vollendeten Cosimo und Lorenzo die Warnung wie aus einem Mund, bevor ihr Vater den Satz beenden konnte.
    Ihr Vater bedachte sie mit einem zufriedenen Lächeln, hob flüchtig die faltige Hand und sank dann mit geschlossenen Augen in sein weiches Lager zurück.
    Im Vorraum trennten sich die Brüder. Cosimos Rundgang über das Landgut stand an, eine lieb gewordene Gewohnheit, die er nicht missen wollte. Wenig später war er auf den gepflegten Gartenwegen in Richtung der Wirtschaftsgebäude unterwegs und winkte einigen der Arbeiter zu, die schon mit ihrem Tagwerk begonnen hatten.
    Er dachte darüber nach, was ihr Vater vorgeschlagen hatte. Er selbst hatte auch schon einige Neuerungen in ihren Unternehmen eingeführt, die in dieselbe Richtung zielten. Dazu gehörte, dass den Filialleitern Auslagen ersetzt wurden und sie einen erheblich höheren Prozentsatz des Gewinns erhielten, als ihnen nach ihrem eingebrachten Kapital eigentlich zugestanden hätte. Das sollte sie motivieren, satte Gewinne zu machen. Im Gegenzug hatte er sie dazu verpflichtet, in der Stadt zu wohnen, wo die Filiale ihren Sitz hatte. Aber es gab sicherlich noch mehr, was sich verbessern ließ, um die Stellung des Hauses Medici zu sichern und zu stärken.
    Er sah hinüber zu den Weinbergen und folgte dem vertrauten Weg entlang der Reben und schließlich entlang des Flusses. Die Morgenluft war noch frisch und kühl, obschon sie von der Hitze des Tages kündete. Cosimo tat einen tiefen Atemzug. Wie würde er diese Schönheit und Stille missen, wenn sie tatsächlich morgen schon in die Stadt zurückkehrten.
    Er kreuzte die Hände auf dem Rücken und schritt munter voraus, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, dass dies der Septembermorgen war, an dem er ermordet werden sollte.

7
    S eit sich der östliche Himmel über dem Mugello rotgolden verfärbt hatte, lagen Sandro, Ricco und Luca bäuchlings hinter einem niedrigen Gestrüpp aus Zistrosen und dicht stehenden Farnen, das auf der Kuppe des Hügels nahe des Flusslaufes zwischen hohen Pinien wucherte.
    Noch in der dunklen Nacht hatten sie ihren Beobachtungsposten bezogen. Angespannt spähten sie zwischen dem Gesträuch hindurch und hinunter auf den sandigen Pfad, über den ihr Opfer auf seinem allmorgendlichen Spaziergang zum Fluss kommen musste.
    »Tod und Teufel, wo bleibt der Kerl denn nur?«, stieß Ricco flüsternd hervor und warf zum wiederholten Mal einen Blick nach Osten. Die Sonne stand schon eine Handbreit über den Bäumen. »Er ist doch sonst nicht so spät.«
    »Er wird schon kommen, und wenn nicht, versuchen wir es eben morgen«, meinte Luca. Seine Augenlider zuckten nervös. »Vielleicht hat er heute einen anderen Weg gewählt.«
    »Blödsinn!«, schnaubte Ricco unwillig. »Er hat bisher jeden Morgen seinen Rundgang gemacht und dabei immer diesen Pfad hier zum Fluss herunter genommen!«
    Sandro scharrte mit den Füßen im Sand. Er wünschte, er könnte aufspringen und sich bewegen. Das Warten und die Ungewissheit, ob auch wirklich alles nach Plan verlief, zerrten an seinen Nerven. Er leckte sich über die trockenen Lippen und verscheuchte eine Fliege, die sirrend um seinen Kopf kreiste. »Möchte bloß wissen, wem so viel daran gelegen ist, dass dieser Mann sein Leben aushaucht«, murmelte er und warf Ricco einen fragenden Blick zu.
    »Fang bloß nicht wieder damit an! All diese stinkreichen Pfeffersäcke haben sich in ihrem Leben bestimmt mehr Feinde gemacht, als ein streunender Köter Flöhe in seinem Fell sitzen hat! Außerdem hat es dich nicht zu interessieren.«
    »Tut es aber«, sagte Sandro.
    »Und warum?«, fragte Ricco scharf und bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick. »Willst du vielleicht hinterher bei unserem Auftraggeber noch mehr als die fünf Goldflorin herausschlagen?«
    »Ich bin doch nicht lebensmüde!«
    »Warum bist du dann so wild darauf, seinen Namen zu erfahren?«
    »Um meiner eigenen

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