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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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Moor zu spazieren…“
    Er ging zur Bahn und hielt die Tür auf. Nacheinander stiegen die Kinder ein. Dann schlug Shaddock die Tür zu, und die Bahn setzte sich in Bewegung.
    „Oje, war der wütend“, seufzte Emma.
    „Er hat ja Recht“, meinte Miki. Er sah so mitgenommen aus, als wäre er selbst von dem Irrlicht hypnotisiert worden. Finn räusperte sich.
    „Tut mir leid, Emily“, sagte er aufrichtig. „Ich dachte wirklich, es könnte funktionieren. Ich habe dich rufen hören und auch das Irrlicht gesehen, aber auf einmal war es verschwunden. Und weil du das Seil losgelassen hast, habe ich dich nicht mehr gefunden. Also bin ich zurück zu den Schienen gelaufen und dann zum Bahnhof. Zum Glück hat das Irrlicht dich danach auch hergeführt. Wir sahen einen Schimmer zwischen den Bäumen, und als wir da ankamen, lagst du bewusstlos auf dem Boden.“
    „Schon gut“, antwortete Emily erschöpft. Sie war einfach nur erleichtert, heil aus den Fängen des Irrlichts entronnen zu sein.
    „Übrigens“, fiel ihr nach einer Weile ein, „da gibt es uralte, verlassene Häuser im Moor. Dort hat das Irrlicht mich angegriffen.“
    „Die Ruinen der Goldenen Stadt“, nickte Finn.
    „Und seit wann wohnt da keiner mehr?“, fragte Emily.
    „Ist schon ewig her“, sagte Emma.
    „Irgendwas habe ich dort gesehen…“ Emily versuchte angestrengt, sich zu erinnern. Was war da gewesen?
    „Du hast etwas gesehen? Den Geist vielleicht? Oder Linus?“, fragte Emma aufgeregt.
    „Nein“, sagte Emily nachdenklich. „Keinen von beiden. Aber ich kann mich einfach nicht genau erinnern.“
    „Ich habe nichts bemerkt“, meinte Finn. „Aber vielleicht fällt es dir wieder ein.“
     
    Am Bahnhof von Arcanastra stand Ilja und schaute die Freunde mindestens so grimmig an wie Mr. Shaddock.
    „Hätte Besseres zu tun, als euch nach Hause zu bringen“, brummte er. „Von mir aus könnten leichtsinnige Kinder wie ihr alleine sehen, wo sie bleiben.“
    Sie nahmen die Bahn und gingen zuerst zu Sophias Haus.
    „Beeil dich“, rief Ilja vom Zaun her, während Emily hektisch nach dem Hausschlüssel suchte. Als sie in jeder Tasche vier Mal nachgesehen hatte, sagte sie verzweifelt:
    „Ich kann den Schlüssel nicht finden.“
    „Ist nicht mein Problem“, brummte der Wächter. „Dann weck eben deine Großtante auf.“
    Wo war der Schlüssel, überlegte Emily, während sie zaghaft an die Tür klopfte. Sie hatte die Haustür abgeschlossen, dann hatte sie den Schlüssel in die Manteltasche gesteckt, daran konnte sie sich genau erinnern…
    Emilys Magen fühlte sich auf einmal so an, als wäre ein Klumpen Eis hinein gefallen. Sie musste den Schlüssel im Moor verloren haben, und sie würde ihn nie wieder finden, selbst wenn sie wochenlang nach ihm suchen würde.
    „Oh nein“, murmelte sie.
    Im nächsten Moment öffnete ihre Großtante die Tür in einem Morgenrock, der Emily an einen Weihnachtsbaum erinnerte. Der Stoff war grün mit bunten Kreisen darauf, und glitzernde silberne Fäden waren an die Ärmel genäht. „Emily?“, murmelte sie verschlafen und schaute verwirrt von ihrer Großnichte zu Ilja.
    „Na dann, gute Nacht“, rief der Wächter und ging davon. Emma, Miki und Finn winkten Emily zu, dann folgten sie ihm.
    „Was ist denn los? Warum bist du nicht im Bett?“, fragte Sophia. Sie bemerkte nicht, dass eine Maus hinter einem Blumentopf hervor huschte und interessiert an ihren Pantoffeln knabberte.
    „Das… ist eine längere Geschichte“, sagte Emily. Ihre Großtante blinzelte.
    „Dann lass uns reingehen“, schlug sie vor. „Hier ist es viel zu kalt.“
    Natürlich erzählte Emily ihr nicht alles. Das hüpfende Buch ließ sie weg, und auch vom verlorenen Schlüssel sagte sie nichts.
    „Dummes Kind“, schimpfte Sophia und schüttelte den Kopf, als Emily zu Ende erzählt hatte. „Wenn ich daran denke, was alles hätte passieren können…“
    Vorwurfsvoll schaute sie Emily an. Dann begannen ihre Augen zu glänzen, und im nächsten Moment drückte sie ihre Großnichte so heftig an sich, dass Emily kaum mehr Luft bekam.
    „Versprich mir, nie wieder etwas so Gefährliches zu tun“, schniefte Sophia.
    „Ja. Versprochen“, antwortete Emily dumpf und versuchte einen Silberfaden von Sophias Morgenrock wegzupusten, der sie in der Nase kitzelte.
    Die Uhr im Wohnzimmer schlug zwei Uhr. Sophia schob Emily ein Stück von sich weg und wischte sich über die Augen.
    „Jetzt aber ins Bett. Du musst schon bald wieder

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