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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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aufstehen.“
    Emily nickte und stieg die Wendeltreppe hoch in ihr Zimmer. An Schlaf war allerdings noch lange nicht zu denken, dazu war sie viel zu unruhig. Ihr Blick fiel auf das hüpfende Buch, das noch immer angebunden war. Es sah aus, als würde es gerade die dunklen Ecken hinter dem Schrank erkunden… aber natürlich war das eigentlich die Grille, die das Buch auf ihrem Rücken trug.
    Amethyst lag auf dem Bett und beobachtete die kleine Mechanik mit glitzernden Augen.
    „Na, Amy, hast du die beiden gut bewacht?“, fragte Emily und strich ihrer Katze über das Fell. Dann hob sie das Buch hoch. Die Grille drehte den Kopf und beobachtete sie aufmerksam.
    Emily schlug die erste Seite auf. Dort hatte sie am Morgen die Schrift zwischen den Zeilen gesehen…
    Doch da war nichts.
    „Wahrscheinlich nur eingebildet“, murmelte Emily vor sich hin.
    Aber dann holte sie überrascht Luft. Auf einmal war die Schrift zwischen den Zeilen wieder erschienen! Und diesmal blieb sie lange genug dort, dass Emily die Nachricht lesen konnte.
    Ein Datum war hingeschrieben, das beinahe dreißig Jahre zurück lag. Darunter stand:
     
    Liebster
     
    Endlich habe ich eine Möglichkeit gefunden, wie wir uns schreiben können. Dieses Buch wird den Weg zu dir und wieder zurück zu mir finden.
    Die Bücher aus der Bibliothek, nach denen du gefragt hast, habe ich noch nicht besorgen können. Die Hüter sind wachsam, und es ist sehr schwierig, etwas hinauszuschmuggeln.
    Wofür brauchst du all die Bücher wirklich? Ich weiß, du hast mir erzählt, dass du etwas herausfinden willst, dass du die Irrlichter erforschst, um den Menschen helfen zu können… aber jetzt ist Nara von ihnen entführt worden…und was ist mit den Gerüchten über die Gilde, den Geist?
    Ich fürchte, dass du selbst dieser Geist bist, der sich im Moor aufhalten soll. Es passt alles zusammen. Du gehörst zur Gilde, nicht wahr?
    Ich weiß nicht, ob ich dir noch länger helfen kann. Wenn du wirklich für alles verantwortlich bist, was zur Zeit im Moor geschieht, hast du mich belogen. Du hast mir geschworen, dass du niemandem schaden würdest, aber Nara ist verschwunden, und die Irrlichter dringen immer weiter in die Städte vor…
    Liebster, was hast du vor? Schreibe mir bald, ich warte auf deine Antwort.
     
    Atemlos ließ Emily das Buch sinken.
    Das war eine Nachricht an den Geist!
    Vor dreißig Jahren hatte ihm jemand aus Arcanastra geschrieben… ihm sogar geholfen … ihm Bücher aus der Bibliothek gebracht…
    Vielleicht hatte der Geist ja zurück geschrieben? Aufgeregt blätterte Emily durch die Seiten des Buches. Doch entweder gab es keine Antwort, oder das Buch hatte sie noch nicht erscheinen lassen – jedenfalls fand Emily nichts.
    Doch etwas war ihr klar: Die Person, welche diese Nachricht geschrieben hatte, wusste genau, wer der Geist war!
    Wenn man diese Person finden könnte… wenn man sie dazu bringen könnte, zu verraten, wer der Geist war…dann wäre das Geheimnis endlich gelüftet!
    Leider gab es überhaupt keinen Hinweis darauf, wer sie war. Emily wusste nur, dass es eine Frau sein musste, und dass sie vielleicht noch immer in Arcanastra lebte.
    Schlafen konnte sie nach ihrer Entdeckung natürlich erst recht nicht. Also setzte sie sich aufs Fensterbrett und schaute über die nächtliche Stadt. Klar und funkelnd standen die Sterne über ihr. Amy rollte sich schnurrend in ihrem Schoss zusammen.
    Und genau dann, als eine Sternschnuppe über den Himmel strich, erwachte weit im Süden ein Junge, der erst wenigen Menschen bekannt war, von dem auch Emily noch nichts wusste, der jedoch bald großen Einfluss auf das Schicksal dieses Ortes haben würde – ein Junge namens Crispin.

Das Findelkind der Gaukler
    Alles in allem war es ein schrecklicher dreizehnter Geburtstag für Crispin. Er fing schon schrecklich an, denn Ambra weckte den Jungen auf, als es noch stockfinster war.
    „Ich weiß, es ist früh“, sagte sie entschuldigend. „Aber wir müssen noch ziemlich weit fahren bis zur nächsten Stadt.“
    Crispin hätte alles dafür gegeben, noch eine Weile in seinem warmen Bett bleiben zu können, doch er wusste, dass es zwecklos war. Seufzend schlug er die Decke zurück und rieb sich die Augen. Das andere Bett war leer. Demetrio war also bereits aufgestanden.
    Crispin ging durch die winzigen Räume des Wagens. Wie bei allen Gauklern sah er aus wie ein hölzernes Haus auf Rädern. Die Familie zog damit von Stadt zu Stadt, um an verschiedenen Orten

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