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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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knüpft eine Geschichte an, die so fantastisch und unglaublich ist wie ein Märchen. Und die Bücher und Mechaniken, die es dort gibt… sie sind mächtiger und geheimnisvoller, als ihr es euch jemals vorstellen könntet.“
    „Eindeutig verrückt geworden“, nickten einige Rubinsterns. Doch andere glaubten ihm.
    Andri blieb nicht der letzte Rubinstern, der verschwand. Und alle Rückkehrer erzählten dieselben Geschichten: Von einem verborgenen Ort, von Arcanastra, den Büchern. So geht das nun schon seit Jahrhunderten. Keiner weiß, ob dieser Ort wirklich existiert – keiner außer denen, die angeblich dort gewesen sind.
     
    „Und ihr?“, hatte Emily ihre Eltern damals gefragt. „Glaubt ihr daran?“
    Sie hatten beide den Kopf geschüttelt.
    „Es ist einfach nur eine gute Geschichte“, kam als geflüsterte Antwort.
    Doch Emily war überzeugt davon, dass Andri die Wahrheit gesagt hatte. Tief in ihrem Innern fühlte sie, dass es mehr gab als die Welt, die sie kannte. Und dann war da ja noch diese seltsame Mechanik.
    Sie war damals gleich neben dem Familienalbum gelegen. Die Mechanik bestand aus zwei runden Glasscheiben, zwischen denen Zahnrädchen, kleine Bolzen und Drähtchen zu sehen waren. Am silbernen Rand gab es verschiedene Rädchen und Knöpfe. Allerdings hatte die Mechanik eine schlimme Delle, als wäre sie von einem wuchtigen Stoß getroffen worden.
    „Was ist das für ein Gerät?“, hatte Emily von ihren Eltern wissen wollen. Die hatten es stirnrunzelnd hin und her gedreht und ratlos die Schultern gehoben.
    Emily trug die Mechanik seither ständig an einer Kette um den Hals bei sich und schob sie jeweils so unter ihre Kleidung, dass niemand sie sehen konnte. Das kühle Glas und Metall auf der Haut erinnerten sie immer daran, dass sie etwas ganz Besonderes besaß.
    Nachdenklich zog sie die Mechanik unter dem Schlafanzug hervor. Die meisten der Rädchen und Knöpfchen ließen sich wegen der Delle nicht mehr bewegen, doch den kleinsten Knopf konnte Emily mühelos drücken. Auch jetzt tat sie das wieder…
    Und im nächsten Moment begann die Glühbirne in der Lampe über ihr heller und heller zu leuchten, bis sie den letzten Winkel des Dachbodens mit gleißendem Licht ausfüllte.
    Als Emily das Licht nicht mehr aushielt, weil es sie in den Augen schmerzte, drückte sie den Knopf erneut. Gleich darauf dämpfte das Licht ab, bis die Glühbirne wieder in normaler Helligkeit leuchtete.
    Von dem Moment an, in dem Emily entdeckt hatte, was die Mechanik tun konnte, hatte es für sie keinen Zweifel mehr gegeben: Andri hatte die reine Wahrheit gesagt, und dies war eine der Mechaniken, von denen er erzählt hatte.
    Ihren Eltern hatte Emily nichts von ihrer Entdeckung gesagt. Doch an diesem Tag hatte sie sich vorgenommen, dass sie den verborgenen Ort suchen würde. Irgendwann würde sie denselben Weg gehen wie ihr Vorfahre Andri.
    Emily schob die Mechanik unter den Schlafanzug zurück und blätterte wieder durch das Familienalbum. Auf einem der Porträts war Andri zu sehen, ein Junge mit abenteuerlustig blitzenden Augen. Auf den folgenden Porträts der Familie fehlte er jedoch. Eine Weile betrachtete Emily ihren Vorfahren, dann legte sie das Album weg, stand auf und schlenderte zur gegenüberliegenden Ecke des Raumes.
    Dort befanden sich einige Regale mit antiken Büchern und ein Sekretär. Levin Rubinstern verbrachte ebenfalls viel Zeit auf dem Dachboden. Hier ging er seinem Hobby nach: Dem Restaurieren alter Bücher, die er auf Flohmärkten und in Antiquitätenläden aufstöberte. Emily half ihm oft dabei, ein Werk neu zu binden. Ihr Vater hatte ihr sogar beigebracht, wie man Papier schöpfte – die Presse, die man dazu brauchte, stand gleich neben dem Sekretär – und wie man mit altmodischen Federkielen schrieb. Emily erinnerte sich noch an ihre ersten Versuche darin. Kaum hatte man einige Buchstaben geschrieben, musste man die Feder schon wieder in die flüssige Tinte tauchen, und Emilys Blatt hatte schlussendlich mehr Tintenkleckse als Buchstaben aufgewiesen. Es hatte lange gedauert, bis sie im Schreiben besser geworden war.
    Emily blieb vor den Regalen stehen und schaute sich die neusten Bücher an, die ihr Vater aufgetrieben hatte. Endlich aber beschloss sie, sich ihrem Schicksal zu stellen, und ging mit Amethyst im Arm die Treppe hinunter.
    Von ihren Eltern war nichts zu hören.
    „Was glaubst du, haben sie den Brief schon gelesen?“, fragte Emily leise.
    Die Katze schnurrte als Antwort

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