Hüter des Todes (German Edition)
Elite stets behauptet, Boadicea hätte den Tod durch römische Legionen gefunden, entweder in Exeter oder vielleicht auch in Warwickshire. Aber es war Ihre Dissertation – in welcher Sie argumentieren, dass sie diese Schlachten überlebte und mit vollen Ehren bestattet wurde –, die mich nach Pembridge führte», berichtete Stone weiter.
«Basierend auf den mutmaßlichen Bewegungen römischer Suchtrupps weit abseits der Watling Road», ergänzte Logan. «Nun, ich schätze, ich sollte mich geehrt fühlen.» Er war beeindruckt von Stones Gründlichkeit.
«Aber ich habe Sie nicht hergebeten, um über Pembroke zu reden. Ich wollte lediglich, dass Sie begreifen, worauf Sie sich einlassen.» Stone beugte sich vor. «Ich habe nicht vor, Sie einen blutigen Eid schwören zu lassen oder etwas ähnlich Melodramatisches.»
«Das freut mich zu hören.»
«Abgesehen davon, gehe ich natürlich davon aus, dass jemand, der auf Ihrem Gebiet arbeitet, vertrauenswürdig und verschwiegen ist.» Stone lehnte sich wieder zurück. «Haben Sie schon einmal den Namen Flinders Petrie gehört?»
«Sie meinen den Ägyptologen? Er hat das Neue Königreich bei Tell el-Amarna entdeckt, richtig? Und unter anderem auch die Merenptah-Stele.»
«Das ist richtig. Sehr gut.» Stone und Rush wechselten einen bedeutsamen Blick. «Dann wissen Sie wahrscheinlich auch, dass er zu der seltensten Sorte von Ägyptologen gehörte. Er war ein wahrer Gelehrter, gesegnet mit einem grenzenlosen Wissensdurst. Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als alle anderen hektisch nach Schätzen gruben, suchte er nach etwas Beständigerem: Wissen . Er liebte es, von den bekannten Grabungsstellen – den Pyramiden und den Tempeln – abzuschweifen und weit nilaufwärts nach Tonscherben und Stücken von Piktogrammen zu suchen. Er machte die Ägyptologie in vielerlei Hinsicht zu einer respektablen Wissenschaft und sprach sich entschieden gegen Plünderungen und schludrige Dokumentation aus.»
Logan nickte. Bis jetzt hatte Stone ihm nichts Neues erzählt.
«Im Jahre 1933 war Sir Flinders Petrie der Grandseigneur der britischen Archäologie, geadelt vom König. Er hatte angeboten, dem Royal College of Surgeons seinen Kopf zu vermachen, sodass sein einzigartiges Genie bis in alle Ewigkeit studiert werden konnte. Als er in den Ruhestand ging, zogen er und seine Frau nach Jerusalem, wo er seine letzten Jahre zwischen den alten Ruinen verbringen konnte, die er so sehr liebte. Damit endet die Geschichte.»
Für einen kurzen Moment kehrte Stille ein. Dann zog Stone die schmuddelige Brille hervor, fummelte einen Moment daran herum und legte sie auf den Tisch.
«Nur dass sie in Wirklichkeit nicht damit endet. Weil Petrie im Jahr 1941 – nach Jahren des beschaulichen Ruhestands – Jerusalem ganz abrupt in Richtung Kairo verließ. Er informierte keinen seiner früheren Kollegen an der British School of Archeology über seine neue Expedition – und es besteht nicht der geringste Zweifel, dass es eine Expedition war. Er engagierte nur das absolute Minimum an Mitarbeitern – zwei oder höchstens drei, und auch das vermutlich nur wegen seines fortgeschrittenen Alters und seiner Gebrechlichkeit. Er stellte keinerlei Anträge auf Fördermittel – wie es scheint, hat er mehrere seiner wertvollsten Artefakte verkauft, um die Reise zu finanzieren. Nichts von alledem war typisch für Petrie – am merkwürdigsten von allem jedoch war seine große Eile . Er war stets für seine besonnene, vorsichtige und wissenschaftliche Arbeit bekannt gewesen. Doch diese Expedition nach Ägypten, während Nordafrika tief in den Wirren des Krieges steckte, war das genaue Gegenteil von Besonnenheit. Die Reise erscheint im Rückblick eher überstürzt, ja geradezu verzweifelt.»
Stone verstummte, um einen Schluck aus der winzigen Kaffeetasse zu nehmen. Für einen Moment schwebte das Aroma von qahwa sada in der Luft.
«Wohin genau Petrie reiste – und warum –, wurde nie bekannt. Bekannt wurde, dass er fünf Monate später nach Jerusalem zurückkehrte. Allein, alle Mittel erschöpft. Er wollte nicht verraten, wo er gewesen war. Die Aura von Verzweiflung blieb, doch die Reise hatte seinen bereits gebrechlichen Leib noch mehr geschwächt. 1942, nicht lange nach seiner Rückkehr, starb er in Jerusalem, allem Anschein nach, während er Geld für eine weitere Expedition nach Ägypten aufzutreiben versuchte.»
Stone stellte die Tasse auf den Tonuntersetzer und sah Logan an.
«Nichts davon steht in den
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