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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Wahnsinn und Tod zu seinem ewigen Tempel geworden sind.›»
    Sie legte den Bogen zurück auf ihren Schreibtisch. Für einen Moment sagte keiner von beiden ein Wort.
    «Was für eine nette Gutenachtgeschichte», bemerkte Logan schließlich.
    «Ist es nicht prachtvoll? Nur ein blutdurstiger Tyrann erster Klasse wie Narmer konnte sich so etwas ausdenken. Obwohl, wenn ich es genau bedenke, seine Frau Neithotep wäre auch dazu imstande gewesen. Sie haben zusammengepasst wie die Faust aufs Auge.» Christina schüttelte den Kopf.
    «Neithotep?», fragte Logan.
    «Sie war ein ganz besonderes Früchtchen. Eine von jenen Psychopathinnen, die im Blut von hundert Jungfrauen badeten. Narmer brachte sie aus Skythien mit. Sie stammte selbst aus königlichem Geschlecht.» Christina Romero wandte sich der Fotografie zu. «Wie dem auch sei, was den Fluch angeht … es ist der längste, der mir je begegnet ist. Und es ist bei weitem der detaillierteste Fluch. Sie erinnern sich an die Zeile mit dem schwarzen Gott der tiefsten Unterwelt?»
    Logan nickte.
    «Beachten Sie, dass dieser Gott nicht mit Namen genannt wird. Nicht einmal Narmer – selbst ein Gott – hat es gewagt. Gemeint ist jedenfalls An’kavasht – ‹Der, Dessen Gesicht Nach Hinten Gewandt Ist›. Ein Gott des Albtraums und des Bösen, vor dem sich die frühen Ägypter zu Tode fürchteten. An’kavasht wohnte ‹Draußen, in der endlosen Nacht›. Wissen Sie, was mit Draußen gemeint ist?»
    «Nein, weiß ich nicht», sagte Logan.
    «Damit ist der Sudd gemeint.» Sie wartete, bis er ihre Antwort verdaut hatte. Dann nahm sie die beiden Bögen, rollte sie zusammen und legte sie zurück in den Aktenschrank. «Innerhalb von fünfzig Jahren oder so machte das steigende Wasser des Sudd jede Geheimhaltung überflüssig. Der Sumpf übernahm es, die Grabstätte zu verbergen.» Sie blickte Logan an. «Und wissen Sie, was? Ich glaube nicht einmal, dass sich Narmer sonderlich um Geheimhaltung bemüht hat. Vergessen Sie nicht, er wurde als Gott verehrt, und nicht nur in zeremonieller Hinsicht. Wer so dumm ist und sich am Grab eines Gottes zu schaffen macht, fordert seinen Zorn geradezu heraus. Narmer hatte eine Armee von Toten – und seinen Fluch –, die ihn beschützten. Niemand, nicht einmal der dreisteste Grabräuber, hätte es gewagt, einen solchen Fluch heraufzubeschwören.»
    «Was ist das für eine Geschichte mit den drei Toren?», fragte Logan.
    «Die Tore sind die versiegelten Türen eines Königsgrabs. Daraus lässt sich schließen, dass Narmers Grab drei Kammern besitzt – drei Hauptkammern jedenfalls.»
    «Und dieser Fluch ist der Grund dafür, dass ich hier bin?»
    «Es gab eine Reihe von – wie würde March es gleich nennen? – anomalen Ereignissen, seit wir mit der Arbeit begonnen haben. Ausrüstung, die plötzlich versagt. Geräte, die verschwinden und an der falschen Stelle wieder auftauchen. Eine ungewöhnlich hohe Anzahl merkwürdiger Unfälle.»
    «Und Menschen, die anfangen, Gespenster zu sehen», fügte Logan hinzu.
    «Das würde ich so nicht sagen. Sie werden nervös, ja. Unruhig. Demoralisiert vielleicht. Verstehen Sie, es ist schlimm genug, hier draußen im Nichts zu sein, mitten im menschenfeindlichsten Sumpf des gesamten Planeten … und dann auch noch diese seltsamen Ereignisse … Sie wissen, wie Gerüchte ihren Lauf nehmen. Wie dem auch sei, jetzt, wo Sie hier herumstochern, werden sich die Leute bestimmt bald wieder beruhigen.»
    Herumstochern. Es schien Logan, als sei Christina Romeros anfängliche Skepsis – wenn nicht sogar offene Feindseligkeit – wieder zurückgekehrt.
    «Also bin ich als Regenmacher hier», sagte er. «Ich bin möglicherweise zu nichts nütze, aber es ist tröstlich zu wissen, dass ich vor Ort bin.» Er sah sie an. «Wenigstens weiß ich jetzt, wo ich stehe. Danke für Ihre Aufrichtigkeit.»
    Sie lächelte, doch es war kein sonderlich freundliches Lächeln. «Haben Sie ein Problem mit Aufrichtigkeit?»
    «Oh, ganz und gar nicht. Sie kann sehr erfrischend sein, gelegentlich sogar geradezu erleuchtend. Zum Beispiel, was Sie betrifft.»
    «Was soll mit mir sein?», fragte sie scharf. «Sie wissen überhaupt nichts über mich!»
    «Ich weiß eine ganze Menge über Sie, obwohl ein Teil davon, wie ich zugeben muss, nicht mehr als Spekulation ist.» Er hielt ihrem Blick stand, ohne sich eine Regung anmerken zu lassen. «Sie waren das jüngste Kind Ihrer Familie. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre älteren Geschwister Jungs

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