Hüter des Todes (German Edition)
an, sah weg, sah ihn wieder an. Diese ganze Entwicklung hat ihn aufgewühlt, dachte Logan. Das ist ganz und gar nicht das, was er erwartet hat.
«Wer weiß sonst noch davon?», fragte er.
«March und Christina Romero natürlich. Ein oder zwei andere vielleicht … vielleicht aber auch nicht. Du kennst Stone inzwischen. Und wir bewegen uns nicht gerade auf bekanntem Territorium.»
«Was denkt deine Frau darüber?»
«Es gefällt ihr nicht. Es ist fremdartig und anders und … und furchteinflößend, glaube ich.»
«Warum macht ihr dann weiter? Wenn sie hergebracht wurde, um das Grab zu finden – und es in jedem Augenblick so weit ist –, warum bleibt ihr dann noch hier?»
«Es ist Porter Stones ausdrücklicher Wunsch», antwortete Rush fast noch leiser. «Aus zwei Gründen, denke ich. Erstens haben wir das Grab bis jetzt noch nicht gefunden, und bei seiner Hosenträger-und-Gürtel-Mentalität wird er eine potenzielle Hilfe nicht gehen lassen, bevor er nicht ganz sicher weiß, dass er sie nicht mehr braucht.» Er verstummte.
«Das war erst ein Grund», bemerkte Logan.
Es dauerte eine scheinbare Ewigkeit, bevor Rush endlich antwortete. «Ihre Mission hier wurde geändert, nachdem wir gewisse … gewisse Informationen erhalten hatten.»
«Informationen?»
Rush antwortete nicht. Es war nicht nötig.
«Du meinst den Fluch», sagte Logan. Jetzt redete auch er beinahe im Flüsterton. «Das heißt, dass Narmer – oder wer immer es ist – etwas durch Jennifer gesagt hat? Was?»
Rush schüttelte den Kopf. «Frag mich nicht, bitte. Ich möchte lieber nicht darüber reden.»
Logan überlegte kurz. Das Gefühl von Erregung, von Jenseitigkeit war nicht schwächer geworden, eher im Gegenteil. Also ist Stone ebenfalls verunsichert wegen des Fluchs, dachte er. Es war die einzige Erklärung für die Änderung von Jennifer Rushs Mission, die ihm einfallen wollte. Stone weiß nicht, was ihn erwartet, wenn er das Grab erreicht hat. Er möchte so gut wie möglich vorbereitet sein, um mit jeder Eventualität fertigzuwerden, und er nimmt jede Hilfe an, die er kriegen kann – selbst wenn sie aus dem Jenseits kommt.
«Würdest du mit ihr reden?», fragte Rush unvermittelt. «Bitte.»
Für einen Moment meinte Logan, sich verhört zu haben. «Wie bitte?»
«Würdest du mit Jen über all das reden? Über ihre, äh, Übergänge und ihre Empfindungen und Eindrücke?»
«Warum ausgerechnet ich?», fragte Logan. «Ich kenne sie kaum. Ich bin ihr nur einmal begegnet, und das auch nur kurz.»
«Ich weiß. Sie hat mir davon erzählt.» Rush zögerte. «Es klingt vielleicht merkwürdig, aber ich glaube, sie würde dir vertrauen und sich dir womöglich sogar öffnen. Vielleicht ist es deine ungewöhnliche Arbeit, vielleicht ist es auch nur etwas an deiner Art – du hast einen guten Eindruck hinterlassen.» Er zögerte erneut. «Soll ich dir etwas sagen, Jeremy? Jen redet niemals über ihre Nahtod-Erfahrung. Sie hat noch nie darüber gesprochen. Jeder andere hört überhaupt nicht mehr auf damit, allen zu erzählen, was er erlebt hat. Jennifer hingegen – sie schweigt. Nicht einmal für die statistischen Sitzungen im Center macht sie eine Ausnahme. Oh, wir reden über die neue Gabe, über die sie seither verfügt, wir messen und katalogisieren ihre Fähigkeiten – aber sie spricht nie über das Erlebnis selbst. Ich hatte überlegt, ob … na ja, ob du nicht vielleicht einen Weg findest, mit ihr darüber zu reden.»
«Ich weiß nicht», sagte Logan. «Ich kann es ja versuchen.»
«Ich wünschte wirklich, du würdest es tun. Ich möchte sie nicht noch länger damit bedrängen.» Rush zupfte an seinem Kragen. «Ich mache gute Miene zum bösen Spiel, aber Tatsache ist, ich mache mir Sorgen um sie. Ich kann nicht behaupten, dass es zwischen uns seit ihrem Unfall so glatt gelaufen wäre, wie ich mir das gewünscht hätte, aber ich habe versucht, ihr viel Freiraum zu lassen. Ich kann nur sagen … ich kann nur sagen, wir hatten einmal eine Beziehung, die so eng war, wie man sich das bei zwei Menschen nur vorstellen kann.» Er hielt inne. «Wir lieben uns immer noch sehr, natürlich, aber sie hat, äh, Probleme, so mit der Welt zu interagieren wie früher. Und seit wir hier vor Ort sind … manchmal wacht sie mitten in der Nacht auf, schweißgebadet und am ganzen Leib zitternd. Wenn ich sie frage, was los ist, tut sie es als Albtraum ab. Und jetzt, mit diesen Übergängen, auf denen Stone beharrt …» Er senkte den Blick.
«Ich tue
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