Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
und den farbigen Anstrich strahlte das gesamte Haus eine großzügige warme und friedliche Atmosphäre aus, die sich einfach … richtig anfühlte. Dieser Eindruck wurde durch die verwohnten, aber sehr bequemen Möbel verstärkt.
»Herrlich.« Ich trat an das hintere Fenster. Sein Garten erstreckte sich bis hinunter zum Flussufer des Yarra. Die Aussicht war einfach unglaublich. Wäre nicht das ein oder andere Dach zu sehen gewesen, hätte man sich einbilden können, ganz allein in der Wildnis zu sein.
»Was möchtest du zum Frühstück haben?«, fragte er aus der Küche. »Pfannkuchen? Eier mit Speck?«
Ich sah zu ihm hinüber und lächelte. »Bin ich gefräßig, wenn ich beides will?«
»Ja.« Er zog eine Bratpfanne unter der Arbeitsplatte hervor und machte sich an die Arbeit. Ich sah zu und genoss es, einem hinreißenden Mann beim Kochen zuzusehen, dann löste ich mich von seinem Anblick und sagte: »Ich muss Jack anrufen. Wie ist der Empfang hier draußen?«
»Im Haus gibt es kein Telefon. Wenn du dein Mobiltelefon benutzen willst, gehst du besser nach draußen.«
Er warf mir einen Schlüssel zu. Ich stellte meine Handtasche auf einen Stuhl, griff mein Telefon und schloss die Tür auf. Draußen schien die Sonne durch die Bäume, und die Luft war ziemlich kühl. Aber irgendwie entschädigte die Ruhe des Ortes für jegliche Kälte.
Ich ging an das andere Ende der Veranda, lehnte mich an das Geländer und rief Jack an.
»Schön, dass du zu deinen schlechten Gewohnheiten zurückgekehrt bist«, sagte er anstelle einer Begrüßung.
»Erwarte keine Wunder, Chef. Vor allem nicht, wenn ich mich so für die Abteilung aufgerieben habe.« Was absolut der Wahrheit entsprach. Mein Hinterteil tat immer noch weh. Ich gab ihm einen kurzen Überblick über die Ereignisse und fragte: »Habt ihr schon mehr über Karen Herbert herausgefunden?«
»Wir haben keine Spur von ihr. Sie wird seit einigen Tagen bei der Arbeit vermisst. Aber bei dem, was wir momentan zu tun haben, hat ihr Fall derzeit keine Priorität.«
Was hieß, dass er sich erst um sie kümmern würde, wenn sie irgendwo tot aufgefunden wurde. Mistkerl. »Was ist mit Gautier?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Glaubst du, dass er damit zu hat, dass auf einmal so viele Babyvampire auftauchen, und würde er so etwas tun, nur um uns zu ärgern?«
»Wahrscheinlich.«
»Habt ihr herausgefunden, wie er es geschafft hat, nach Sonnenaufgang das Haus zu verlassen?«
»Dazu brauchte er nur einen Lieferwagen mit verdunkelten Scheiben.«
»Wenn ein Lieferwagen dort gewesen wäre, hätte die alte Schachtel von nebenan ihn gesehen und erwähnt. Das hat sie aber nicht, also war keiner dort.« Ich schwieg einen Moment. »Nach der Art zu urteilen, wie man sie getötet hat, müssen Dunleavy und seine Freundin etwas wirklich Wichtiges gewusst haben. Hat die Personenüberprüfung irgendetwas ergeben?«
»Nein. Aber auf den Überwachungsbändern aus dem Cattle Club ist zu sehen, dass Trudi und Jin ein paar Mal zusammengearbeitet haben. Vielleicht hat sie etwas gehört, das nicht für ihre Ohren bestimmt war.«
Vielleicht. Aber das würden wir niemals erfahren. Ich kratzte nervös an einem Stich an meinem Bein. »Ich habe noch etwas Seltsames für dich, Chef. Wie kann Jin, der als Mensch registriert ist und sich wie ein Mensch anfühlt, einen Vampir überwältigen?«
»Das weiß ich nicht.« Er zögerte, und ich konnte beinahe hören, wie sein Gehirn arbeitete. Es war nicht schwer zu erraten, woran. Schließlich sagte er: »Aber ich glaube, du musst dich weiter mit ihm treffen und es herausfinden.«
»Na, das ist aber eine Überraschung.«
Er schnaubte leise. »He, du hast zugegeben, dass du dich amüsiert hast.«
»Das ist nicht der Punkt. Hinter seinen sexuellen Vorlieben steckt mehr, Jack. Um ihn herum ist eine seltsame Energie. So etwas ist mir noch nie begegnet.«
»Fühlt es sich gefährlich an?«
»Nein. Aber …« Ich zögerte und war nicht sicher, ob ich diese seltsame Mischung aus Unbehagen und Lust, die Jins Energie bei mir auslöste, richtig beschreiben konnte. »Ich bin ein Werwolf, Jack. Wenn ich Sex mit einem Menschen hatte, darf ich mich nicht so wackelig fühlen wie heute morgen.«
»Es sei denn, er ist ein Emovampir.«
»Du meinst, er ernährt sich von Emotionen?« Das hatte Quinn vermutlich gemeint, als er sagte, dass es noch andere Vampire als Blutvampire gäbe.
»Ja. Manche ernähren sich von Freude, andere von Leid. Manche mögen eine Mischung. Jin
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