Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
hört sich eher wie Letzteres an.«
»Wieso fühlt er sich dann an wie ein Mensch?«
»Das weiß ich nicht. Das dürfte nicht sein.«
»Wenn er ein Emovampir wäre , könnte er dann einen normalen Blutvampir überwältigen? Einen, der kein Baby mehr ist?«
»Im Allgemeinen nicht. Emovampire sind mehr Energiewesen als körperlich.«
Nun, Jin war eindeutig ein körperliches Wesen. »Wie kann ich mich davor schützen, dass er von meinen Gefühlen frisst?«
»Das kannst du nicht. Du musst nur darauf achten, dass du dich zwischen den Treffen erholst und etwas isst. Je reichhaltiger, desto besser, dann füllen sich deine Energiespeicher schneller.«
Deshalb hatte Jin mich gestern Nacht offensichtlich mit klebrigem Schokoladenkuchen gefüttert. »Obwohl er nur meine Gefühle aus mir heraussaugt, muss ich essen, um wieder zu Kräften zu kommen? Genau wie bei einem normalen Vampir?«
»Ich fürchte. Aber bei Emovampiren ist man oft ein paar Stunden danach gefühlsmäßig noch etwas angeschlagen.«
Diese Phase musste ich verschlafen haben, denn als ich Jins Haus verlassen hatte, fühlte ich mich okay. »Was geschieht, wenn ich nicht esse und mich stärke? Kann das gefährlich werden?«
»Nun, er kann dich so sehr aussaugen, dass du nicht mehr in der Lage bist, dich körperlich zu verteidigen, aber anders als ein Blutvampir kann er dich durch sein Saugen nicht töten.« Er zögerte. »Versuch an Haarproben zu kommen. Wir führen ein paar Tests durch und sehen, womit wir es genau zu tun haben.«
»Er will mich heute Abend anrufen. Dann sehe ich, was passiert.« Ich überlegte einen Moment. »Hast du entziffern können, was in dem Ring steht?«
»Noch nicht. Es handelt sich um irgendwelche Hieroglyphen. Wir versuchen, etwas Passendes zu finden.«
»Gibt es etwas anderes Interessantes in Coles Bericht?«
»Ja, du hast am Tatort ziemlich genervt. Nicht, dass das etwa eine Überraschung wäre.«
»He, ich habe lediglich Fragen gestellt. Der muss an seiner Einstellung arbeiten.« Und brauchte eine anständige Portion Werwolfsex. »Wie ist Dunleavy eigentlich gestorben?«
»An einer Herzattacke.«
Ich hob die Brauen. »Wirklich?«
»Die erste Attacke hat ihn während des Häutens ereilt, die tödliche nach elf.«
Das war, als ich sein Haus betreten hatte. Der arme Mann hatte wahrscheinlich gedacht, Gautier wäre zurückgekommen, um die Sache zu Ende zu bringen. »Wann ist die Frau gestorben?«
»Gegen acht. Das heißt, dass Gautier mit irgendetwas dort weggekommen sein muss, das ihn vor der Sonne geschützt hat. Selbst wenn die alte Frau von nebenan nichts gesehen hat.«
»Von der Logik her stimme ich dir zu. Aber ich habe das Gefühl, dass noch mehr dahintersteckt.«
»Hast du versucht, Klarheit über dein Gefühl zu bekommen ?«
»Ich kann nichts klären, das so unklar wie ein Gefühl ist.«
»Doch, das kannst du. Du musst es nur üben.«
»Ich muss schlafen. Vor allem, wenn du willst, dass ich heute Abend mit Jin ausgehe.«
»Nimm dir den Tag über frei, aber lass dein Telefon eingeschaltet, falls ich dich erreichen muss.«
»Abgemacht.«
Ich legte auf und ging zurück ins Haus. Der Geruch von Haselnusskaffee hing in der Luft, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. »Du warst auf meinen Besuch vorbereitet.«
Er nickte, während er ein paar Pfannkuchen auf einen Teller legte. »Es ist der einzige Grund, weshalb ich überhaupt etwas Essbares im Haus habe. Das ist normalerweise nicht der Fall.«
Ich setzte mich auf einen Hocker und legte die Arme auf die Arbeitsplatte. »Dann ist es eine Weile her, seit du eine Frau hierher eingeladen hast?«
Er legte Eier und Speck dazu, schob den Haufen über die Theke und sah mir in die Augen. »Ich habe noch nie zuvor eine Frau hierher eingeladen.«
Ich hob erstaunt die Brauen, während eine unerklärliche Wärme meinen Körper durchströmte. »Noch nie?«
»Noch nie.«
»Wow.« Ich nahm Messer und Gabel in die Hand. »Danke. Was für eine Ehre.«
Sein Lächeln war erfüllt von einer warmen Herzlichkeit, und noch einmal erwachten meine Hormone schwach zum Leben. Hoffentlich war der Fall Jin bald abgeschlossen. Es gefiel mir überhaupt nicht, welchen Einfluss er auf mein Sexualleben ausübte. Normalerweise wäre ich nach einem solchen Lächeln über die Theke gesprungen.
»Zumindest kannst du jetzt nicht mehr sagen, dass ich nicht etwas von mir zeige.«
Ich wollte darauf hinweisen, dass es sich hierbei nur um sein Haus handelte, wenn es auch sein Heiligtum
Weitere Kostenlose Bücher