Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
unbedingt wieder zu Kräften kommen.«
Ich blieb stur stehen, wo ich war. »Und was ist mit dem Mann oder der Frau, der du gefolgt bist?«
»Ich glaube, mein Zielobjekt wird den Großteil des Tages verschlafen. Sie mag die Nacht lieber.«
Woher wusste er das? Hatte er vielleicht selbst doch ein bisschen gehurt? »Und dein Zielobjekt befindet sich derzeit in dem Haus, aus dem ich gerade gekommen bin?« Sollte der Schnarcher etwa eine Frau gewesen sein?
»Ja.« Er zögerte. »Jetzt verstehe ich. Warst du mit dem Mann aus, der das Haus bei Sonnenaufgang verlassen hat?«
»Ja.«
»Der war irgendwie merkwürdig.«
»Was du nicht sagst«, murmelte ich und machte mich auf den Weg zu meinem Wagen. Quinn lief dicht neben mir her, so als hätte er Angst, ich könnte jede Sekunde umfallen. Ich war zwar wackelig auf den Beinen, aber so wackelig nun auch wieder nicht.
»Er hat sich wie ein Mensch angefühlt, aber er hatte irgendetwas Übersinnliches an sich, als wäre er noch etwas anderes.« Er musterte mich von der Seite. »Wie war der Sex mit ihm?«
Ich hob eine Braue. »Wie war der Sex für dich?«
»Ich habe seit Tagen keinen Sex mehr gehabt.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Gut, letzte Woche war ich mit dieser fantastischen Rothaarigen zusammen …«
»Die immer noch ziemlich wütend ist, dass du sie neulich Abend hast sitzen lassen, und die nicht mehr verarscht werden will.«
Er sah mir kurz in die Augen, dann wandte er den Blick ab. Sein Lächeln verschwand, und er setzte sein Vampirgesicht auf. »Ich tue das alles, um dich so gut wie möglich zu schützen, Riley.«
»Trotzdem stecke ich nach jedem deiner Versuche anscheinend noch tiefer in der Patsche. Du musst lernen, mir zu vertrauen, Quinn.«
Kurz zuckte ein überraschter Ausdruck über seine starre Miene. »Das tue ich.«
»Nein, das tust du nicht. Jedenfalls nicht blind.«
»Riley, du darfst dich nicht so in Gefahr bringen.«
»Und du darfst keine Geheimnisse vor mir haben, wenn du ernsthaft zu meinem Leben gehören willst.« Ich fischte meine Schlüssel aus der Tasche. »Also, beantworte meine Frage. Hattest du Sex mit der Frau, der du heute Nacht gefolgt bist?«
Sein Lächeln wirkte eine Spur bitter, was ich nicht verstand. »Nein, das hatte ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil das vollkommen falsch wäre und ich nicht auf die Art von Sex stehe, die sie bevorzugt.«
»Wieso wäre das falsch? Und hast du früher mit ihr geschlafen? Oder ihr dabei zugesehen?«
»Nein, und nein.« Er nahm mir die Schlüssel aus der Hand, führte mich auf die andere Seite des Wagens und half mir auf den Beifahrersitz. »Es wäre falsch, weil ich sie verabscheue.«
»Woher weißt du dann, auf welche Art von Sex sie steht?«
»Ich verfüge über ein gutes Vorstellungsvermögen.« Er schlug die Tür zu, ging zum Fahrersitz und stieg ein. Nachdem er den Wagen gestartet hatte, fügte er hinzu: »Sie besitzt einen Sexclub.«
»So eine Art Werwolfclub?«
»Nein. Ein Bestrafungszentrum.«
Ich hob erstaunt die Brauen. »Du meinst, sie lässt sich dafür bezahlen, dass sie einem den Hintern versohlt?«
»Das ist denen viel zu harmlos. Es geht um Folter, Demütigung und Leid. Sie wollen das Gefühl absoluter Aussichtslosigkeit haben, dass sie nicht fort können, sich nicht wehren können.«
»Gibt es wirklich Leute, die bei dem Gefühl kommen ?«
»Einige schon.«
»Nun, jeder, wie er’s mag.« Diese Art von Sex entsprach zwar nicht meinem Geschmack, aber deshalb sah ich nicht abfällig auf jene herunter, die auf so etwas standen. Verdammt, ich wusste, wie sich das anfühlte. Ich verschränkte die Arme und blickte auf die Straße. »Wieso bist du der Peitschenschwingerin gefolgt?«
Er sah mich an. »Wieso hast du mit dem Menschen gevögelt?«
»Quinn, beantworte zur Abwechslung einfach meine Frage.«
Wieder lächelte er. »Ich suche die Person, die die Dämonen herbeiruft und kontrolliert. Diese Typen werden generell von finsteren Gefühlen angezogen. Ich bin der Frau gefolgt, weil ihr einer von drei Clubs in Melbourne gehört, die auf diese Art von Bedürfnissen spezialisiert sind. Ich beobachte, mit wem sie in Verbindung steht.«
Er log. Oder zumindest sagte er mir nicht die ganze Wahrheit. Ich wusste nicht, wieso ich so sicher war, wusste nicht, ob es Intuition oder bloß meine schlechte Erfahrung mit ihm war, aber egal warum, ich war sicher, dass es noch mehr Gründe gab, wieso er dieser Frau gefolgt war.
»Könnte sich dein Dämonenmeister nicht
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