Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
hinten aus, wo ich die Körperwärme der Person in meinem Rücken spürte.
Dann bemerkte ich, wer diese Person war.
Quinn.
6
E r ließ meinen Arm los, sprang zur Seite und wich meinem Tritt aus. Ich drehte mich um. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, ein Schatten, der an diesem hellen Morgen irgendwie deplatziert wirkte. Es reichte, ihn wiederzusehen, schon erwachten meine Hormone. Allerdings mit deutlich weniger Enthusiasmus als normalerweise. Seltsam. »Was zum Teufel tust du hier?«
»Das wollte ich dich gerade fragen.« In den warmen Klang seiner Stimme mischte sich etwas Missmut.
Ich schnaubte leise. »Ich trage mein Partykleid von gestern Abend und komme aus einem Haus, das nicht mein eigenes ist. Dreimal darfst du raten.«
»Oh, das habe ich schon kapiert. Ich frage mich nur, ob du dich einfach nur amüsiert hast oder ob du im Auftrag der Abteilung unterwegs warst.«
»Wenn du nicht auf meine Fragen antwortest, wieso zum Teufel sollte ich dann auf deine antworten?« Vor allem, wenn meine Antwort nur Kummer auslösen würde. Quinn hatte zwar beschlossen, dass er das Rennen nur gewinnen konnte, wenn er daran teilnahm, aber er war alles andere als glücklich darüber, dass ich andere Partner hatte. Insbesondere wenn diese anderen Partner vollkommen Fremde waren.
Ich drehte auf dem Absatz um und ging, bevor er dazu kam zu antworten. Diesen Mist konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen. Ich wollte nur noch nach Hause.
»Warte, Riley.« Wieder ergriff er meinen Arm, doch diesmal war die Berührung zärtlicher, weniger fordernd.
Ich blieb stehen und sah ihn an. »Was?«
Er drehte mich zu sich herum und sah mir intensiv in die Augen. »Bist du in Ordnung?«
Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er hielt mich unmerklich stärker fest. »Klar. Lass mich los.«
Aber das tat er nicht. »Du siehst ausgelaugt aus.«
Ein vages Gefühl von Angst packte mich. »Was?«
»Ich habe gesagt, dass du …«
»Ich weiß, was du gesagt hast, aber was zum Teufel hast du damit gemeint?«
»Dass du aussiehst, als hätte sich jemand von dir ernährt.«
Das Gefühl von Angst verstärkte sich. »Zum Beispiel ein Vampir?«
Er nickte, fasste mit der freien Hand mein Kinn und drehte meinen Kopf vorsichtig von einer Seite zur anderen. »Am Hals sind keine Bissspuren zu sehen. Vielleicht woanders?«
Überall, Baby. Ich befreite mich aus seinem Griff und wich zurück. »Der Mann, mit dem ich zusammen war, war kein Vampir.«
Er runzelte die Stirn. »Bist du sicher?«
»Er ist ein Mensch.«
Sein Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass er mir nicht glaubte. »Erinnerst du dich noch an unseren Flug, bei dem du dich mir aufgedrängt hast?«
Ich verschränkte die Arme. »Du hast dich nicht großartig gewehrt.«
»Nein. Aber ich habe zu viel Blut getrunken, weißt du noch?«
Als ob ich das vergessen könnte. »Und?«
»Kannst du dich erinnern, wie du dich danach gefühlt hast?«
»Kaputt, wackelig.« Ich zögerte. Endlich verstand ich, worauf er hinauswollte. »Er hat kein Blut von mir getrunken, Quinn. Glaub mir das.«
»Blutvampire sind nicht die einzigen Vampire, die es gibt.«
Ich blinzelte. »Nicht?«
»Nein.« Er strich sanft mit seinen warmen Fingern über meine kühle Wange. »Du musst etwas essen und dich anschließend ausruhen. Sofort.«
»Nun, das hatte ich gerade vor, aber irgendjemand hat mich rüde auf der Straße aufgehalten.«
Er lächelte, aber sein Blick wirkte weiterhin besorgt. Und meine Wut darüber, dass er mich bei einer heißen Verabredung mitten in der Nacht hatte sitzen lassen, legte sich ein bisschen. Aber nur ein bisschen.
»Wie wäre es, wenn ich dich zum Frühstück einlade und dich nach Hause fahre?«
Ich musterte ihn einen Moment und schwankte zwischen dem Wunsch, mit ihm zusammen zu sein oder es ihm heimzuzahlen, dass er mich vorgestern Abend einfach im Stich gelassen hatte. »Und was ist mit der Person, der du hierher gefolgt bist?«
Er lächelte. »Ich hätte wissen müssen, dass du es herausfindest.«
»Das war nicht schwer. Wenn du nicht auch gerade herumhurst, gibt es nur eine logische Erklärung, wieso du hier bist. Du bist jemandem gefolgt.«
»Ich hure nicht herum …«
»Ach ja«, unterbrach ich ihn. »Du bist ein Milliardär und musst nicht dafür bezahlen. Deshalb ist es bei dir okay, wenn du mit jedem vögelst, und bei mir nicht.«
Er seufzte, und es hörte sich sehr verzweifelt an. »Müssen wir das hier besprechen? Du musst wirklich
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