Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Gehirnmasse getroffen hatte. Es hätte sofort tot sein müssen. Aber das war es nicht, denn es war kein gewöhnliches Tier. Das hatte ich im Eifer des Gefechtes kurz vergessen.
Der Hund schüttelte den Kopf, das Blut spritzte durch den Raum, tropfte auf die Schutzsteine und verdampfte blitzartig. Dann sprang er auf und überwand den geringen Abstand zwischen uns. Wieder versuchte ich, ihm auszuweichen, aber diesmal musste er irgendwie damit gerechnet haben, denn er änderte mitten in der Luft die Richtung. Sein Körper stieß gegen meinen und drängte mich mit unglaublicher Wucht nach vorn.
Ich krachte mit dem Gesicht zuerst gegen die Wand, brach mir die Nase und riss mir die Lippe auf. Ich blutete stark, der metallene Geschmack füllte meinen Mund und krampfte meinen Magen bedrohlich zusammen. Für eine Sekunde wurde alles rot, und ich wusste nicht, ob es Blut oder die wütende Energie der Schutzsteine war. Ich stieß mich von der Wand ab und spürte den Angriff des Hundes mehr, als dass ich ihn sah. Ich warf mich flach auf den Boden und rollte mich zur Seite, um mich im letzten Augenblick an die Steine zu erinnern. Ich stützte mich mit einer Hand ab und kam knapp vor dem Schutzkreis zum Halten, während ich zugleich mit dem Messer in die Luft stieß. Als das Wesen über mich hinwegsegelte und die surrende Schutzwand aus Energie nur knapp verpasste, schlitzte ich ihm mit der Silberklinge den Bauch auf. Schwarzes Blut quoll aus der Wunde und spritzte auf mein Gesicht und meine Arme. Es brannte wie Säure.
Ich krabbelte fluchend davon und an den Steinen entlang, wobei ich sie wie eine Wand benutzte, um meinen Körper von einer Seite her zu schützen. Der Strom surrte über mein Gesicht, die warnenden Blitze aus roten Flammen schossen durch die Dunkelheit und verliehen dem Raum einen wütenden Ausdruck.
Dass ich ihm den Magen aufgeschlitzt hatte, schien den Hund überhaupt nicht zu stören, wobei ich nicht weiß, wieso ich etwas anderes erwartet hatte, nachdem selbst das Messer in seinem Gehirn ohne Wirkung geblieben war. Während ich so dastand und das Wesen anstarrte, das seinerseits mich anstarrte, wurde mir bewusst, dass ich diesen Kampf niemals gewinnen konnte. Nicht so. Der Hund war zu schnell und zu stark. Und er war ein Dämon und nicht in seinen Möglichkeiten begrenzt wie ein Lebewesen.
Dieses Wesen reißt mich in Stücke, bevor ich überhaupt nur in die Nähe seines Nackens komme.
Dann setze die Kraft der Steine gegen es ein.
Ist dann nicht unsere Hexe gewarnt, dass etwas vor sich geht?
Ja, aber wenn du es nicht schaffst, seinen Kopf abzutrennen, bleibt uns wenig anderes übrig.
Okay. Ich holte tief Luft und sprang seitlich zu der Grenze. Der Hund griff mich an, kaum dass ich mich bewegt hatte, und schlug mit seinen gefährlichen Klauen nach mir. Ich duckte mich und wich im letzten Moment aus, aber das Wesen erwischte meinen linken Ärmel und riss mir die Haut auf. Das war egal, denn es konzentrierte sich mehr auf mich als darauf, wo es hinging, und genau das war meine Absicht. Das Wesen stieß gegen die Energiewand, und die Steine reagierten sofort. Rotes Feuer loderte auf, umgab den Höllenhund mit einem wirbelnden glühenden Flammenkessel und verbrannte ihn in weniger als ein paar Sekunden, bis nichts mehr von ihm übrig war, noch nicht einmal Asche, die leblos auf den Boden fiel.
Ich stieß die Luft aus und war dankbar, dass die Steine offenbar nicht zwischen gut und böse unterschieden. Das schien mir sinnvoll. Es war wahrscheinlich einfacher, den Kreis vor allen Eindringlingen zu schützen, als einen diskriminierenden Zauber anzuwenden. Wenn das überhaupt möglich war. Der Höllenhund ist tot und weg.
Ich spürte Erleichterung über die telepathische Verbindung fließen. Bist du okay?
Ich setzte mich auf und machte eine Bestandaufnahme. Die Wunde an meinem Bein war am schlimmsten, die Klauen des Wesens hatten sich tief in meine Haut gebohrt und drei blutige Schnitte auf meinem Oberschenkel hinterlassen. Es tat verdammt weh.
Die Schnitte an meinem Arm waren nicht weniger blutig oder schmerzhaft, aber wenigstens hatte der Hund mit seinen Krallen nur wenig Haut erwischt. Das verheilte schnell. Meine Lippe und meine Nase taten weh, waren aber nebensächlich.
Der Mistkerl hat mich ein paarmal erwischt.
Dann reinige die Wunden mit dem heiligen Wasser, bevor du die Gestalt wandelst. Wunden von Dämonen können eitern und heilen ansonsten nicht.
Selbst bei einem Werwolf?
Nur weil Werwölfe
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