Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
Preis, dass du mich dann nie wiedersiehst ?«
Er lächelte. »Du bist ein Werwolf. Du kannst großartigem Sex ebenso wenig widerstehen wie dem Mondwechsel.«
Ich starrte ihn eine Weile an, geschockt, dass er so etwas überhaupt denken konnte. In diesem Moment verabscheute ich nicht nur, was er tat, sondern ich verabscheute ihn.
Das würde nicht lange anhalten, konnte nicht lange anhalten, denn es war nur Wut und kein Hass. Aber seine Worte verletzten mich. Hatte er tatsächlich eine so geringe Meinung von mir, dass er meinte, für einen guten Fick würde ich alle Bedenken über Bord werfen? Glaubte er wirklich, dass ich meine Drohung nicht wahr machte? »Du musst noch eine ganze Menge über Werwölfe lernen, mein Freund. Oder zumindest über diesen einen .«
»Geh nach Hause, Riley. Ruh dich aus und kuriere deine Wunden. Wir sehen uns morgen früh.«
»Nein, du siehst mich verdammt noch mal nicht morgen früh. Oder an irgendeinem anderen verfluchten Morgen.«
»Riley …«
»Fick dich.«
Da ich kaum noch Kraft hatte, drehte ich mich um und ging. Sein Blick brannte ein Loch in meinen Rücken, aber ich drehte mich nicht noch einmal zu ihm um. Ich stolzierte die Straße hinauf, bog um die Ecke und überquerte die Fahrbahn. Ich hatte den Wagen nicht kommen sehen und hörte nur das plötzliche Quietschen der Reifen, als der Fahrer mir auswich. Ein mit Bier abgefüllter Kerl hing aus dem Beifahrerfenster und gab unflätige Bemerkungen von sich.
Ich beschimpfte ihn ebenfalls und verwandelte mich in einen Wolf. Ich war jetzt nicht in der Stimmung für irgendeine Form männlicher Aufmerksamkeit, was nur zeigte, wie tief meine Wut saß. Der Mond war bereits fast voll, und das Fieber hätte meine Reaktion auf den Mann und seine Bemerkungen eigentlich beeinflussen müssen.
Ich ging weiter und wünschte, ich hätte nicht so weit weg geparkt. Meine Nägel klackerten in einem sanften Rhythmus über das Pflaster, der sich mit der pochenden Wut in meinen Adern verband. Vermutlich brauchte ich deshalb ein paar Minuten, bis ich bemerkte, dass der Zwang, nach Hause zu fahren, nicht mehr annähernd so stark war wie zuvor.
Ich blieb stehen.
Fahr nach Hause, fahr nach Hause, fahr nach Hause. Dieses Mantra tönte immer noch durch meinen Kopf und drehte dort seine Runden. Aber dennoch konnte ich den Zwang genau wie die Mondlust scheinbar auf einmal unterdrücken und ignorieren. Wieso?
Ich nahm wieder menschliche Gestalt an. Der Zwang kehrte mit voller Wucht zurück und war genauso stark und heftig wie das Mondfieber, das durch meinen Körper flirrte. Meine Füße bewegten sich vorwärts und tappten, ohne dass ich einen Einfluss darauf hatte, entschieden über das Pflaster. Als ich mich wieder in einen Wolf verwandelte, schienen beide Zwänge erneut nachzulassen.
Aha, aha, aha.
Mir hatte zwar noch nie jemand gesagt, dass das Fieber in Wolfsgestalt abnahm, aber das war in gewisser Weise logisch. Werwölfe schliefen nicht miteinander, solange sie in Wolfsgestalt waren. Es galt zumindest als respektlos, wurde oft als Erniedrigung empfunden und schlimmstenfalls sogar als Vergewaltigung. Wenn man seinen Partner respektierte, paarte man sich nicht in Tiergestalt. Das war ein ungeschriebenes Gesetz, das jeder Wolf kannte, egal ob jung oder alt.
Welcher vernünftige Werwolf sollte im Übrigen das Mondfieber anders als durch die altbewährte, menschliche Art der Paarung lindern wollen?
Doch wie viele Leute wussten wohl, dass man auch die Kraft eines Vampirzwangs durch einen Gestaltwandel schwächen konnte? Quinn hatte den Befehl, nach Hause zu gehen, tief in mein menschliches Gehirn gepflanzt, aber in meinem Wolfspelz verwandelte sich dieser Befehl anscheinend in etwas, das man vielleicht nicht vergessen, aber zumindest ignorieren konnte.
Das war sehr praktisch zu wissen, wenn es auch in Bezug auf Quinn keine Rolle mehr spielte. Er hatte nichts mehr in meinem Leben verloren, ob er es glaubte oder nicht.
Bei dem Gedanken fluchte ich innerlich. Auf ihn, auf meine Arbeit und auf das Schicksal im Allgemeinen. Verflucht, wieso konnte nicht einmal etwas glatt laufen?
Ich konnte mich in einer Beziehung mit so einigem arrangieren. Verdammt, das hatte ich schließlich bewiesen, als ich es derart lange mit einem so arroganten, egoistischen Mistkerl wie Talon ausgehalten hatte. Quinn konnte genauso sein, sogar noch viel schlimmer, aber er konnte andererseits ein hinreißend fürsorglicher und zärtlicher Mann sein, mit dem man viel Spaß
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