Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
haben konnte. Wir hatten es gut zusammen, zumindest wenn er sich nicht gerade wie ein Mistkerl benahm.
Aber wenn ich etwas nicht ausstehen konnte, waren es Partner, die versuchten, mich mit Gewalt zu etwas zu zwingen, was sie wollten. Das konnte ich einfach nicht akzeptieren.
Und diese Grenze hatte Quinn heute Abend überschritten, selbst wenn er nur psychische Kraft und keine körperliche Gewalt angewandt hatte.
Er wusste sehr gut, was ich empfand. Ich hatte ihn mehr als einmal gewarnt. Jetzt musste ich diese Worte in die Tat umsetzen. Ich musste . Wenn nicht, würde er rücksichtslos über mein Leben hinwegtrampeln. Wenn man einem Vampir den kleinen Finger reichte, nahm er gleich die ganze Hand. Quinn hatte wieder einmal bewiesen, wie viel Wahrheit in diesem Sprichwort steckte.
Verflixt, wieso musste er mich zwingen? Wieso konnte er mich nicht einfach meine Arbeit machen lassen, egal ob das gefährlich war oder nicht? Das Leben an sich war gefährlich, der Tod konnte einen jederzeit und überall ereilen. Er konnte mich nicht einfach in Watte packen, auch wenn er das offenbar glaubte. Ich war nicht der Frauentyp, der gern rund um die Uhr verhätschelt wurde. So war ich nicht, selbst wenn ich kein Wächter gewesen wäre. Wenn er sich das in einer Beziehung wünschte, dann verfolgte er die falsche Fährte.
Wo wir gerade von Fährte sprechen, ich hatte noch etwas zu erledigen.
Ich ignorierte die überwältigende Traurigkeit und den tiefen, dunklen Schmerz, der sich ganz in der Nähe meines Herzens festgesetzt hatte, drehte um und lief zurück zu Jins Haus.
Quinn stand nicht mehr vor der Haustür, sondern hatte ein paar Häuser weiter in einem dunklen Garten Posten bezogen. Ich trottete auf der anderen Straßenseite entlang, hielt mich dicht an den geparkten Wagen und versteckte mich in ihrem Schatten. Eigentlich hatte ich nicht wirklich Angst, von ihm entdeckt zu werden. Schließlich hielt er nach dem Bösen Ausschau und nicht nach einem Wolf. Außerdem bezweifelte ich, dass er überhaupt auf die Idee kam, ich könnte mich seinem Zwang widersetzen.
Als ich nah bei Jins Haus war, positionierte ich mich zwischen zwei Autos, duckte mich tief in die Dunkelheit und wartete. Um diese Uhrzeit war nicht viel Verkehr, aber die Nacht war alles andere als ruhig. Hinter mir gingen Leute ins Haus, betätigten Toilettenspülungen und schalteten Lichter ein und aus. Lachen schallte durch die Nacht, und irgendwo in der Ferne waren Musik und das Wummern von Bässen zu hören. Beinahe hätte ich mit den Pfoten den Rhythmus mitgeklopft.
Quinn rührte sich nicht. Ich ebenso nicht.
Die Zeit verging. Der Mond erreichte seinen höchsten Stand und begann langsam zu sinken. Ich schlug die Vorderläufe übereinander und rückte die Hinterläufe zurecht, um eine bequeme Position zu finden. Das kalte, harte Pflaster linderte meine Schmerzen nicht gerade.
Es war ungefähr drei, als endlich ein Wagen vor Jins Haus hielt. Aber es war nicht Jin. Die Beine, die unter der Autotür hervorlugten, gehörten eindeutig einer Frau, ebenso wie der blumige Duft, der zu mir herüberwehte.
Die Autotür wurde zugeschlagen, und zum Vorschein kam eine kleine Blondine mit ziemlich hohen Absätzen, hochgekrempelten Jeans und einem lilafarbenen bauchfreien Top. Sie war leicht übergewichtig, sah jedoch absolut hinreißend aus. Ihre Schlüssel klirrten unüberhörbar, und etwas silbern Glänzendes fing meinen Blick. An dem Schlüsselbund baumelten zwei Buchstaben – MF. Maisie Foster? Wenn sie das war, sah sie überhaupt nicht aus, wie ich mir eine Hexe vorgestellt hatte.
Sie trat durch das Tor zu Jins Haus und ging die Stufen hinauf. Ich blickte zu dem Gebäude, neben dem Quinn sich versteckt hielt, und zuckte vor Schreck zusammen.
Er war weg.
Ganz und gar.
Aber ich hatte nichts gesehen oder gehört, und sein Wagen parkte immer noch in der Straße.
Wie konnte er verschwinden, ohne dass ich davon etwas mitbekommen hatte? Er verfügte zwar über Vampirgeschwindigkeit, aber selbst wenn er sich schneller als eine Gewehrkugel bewegt hatte, hätte ich etwas bemerken müssen. Hätte die Flamme seiner Lebenskraft sehen müssen.
Ich schaltete auf Infrarotsicht, sah mich skeptisch um und suchte nach einem Zeichen von ihm. Wieso sollte er die ganze Zeit auf Maisie warten und dann weglaufen? Das ergab überhaupt keinen Sinn.
Dann stieg mir der vertraute Geruch von Sandelholz und Männlichkeit in die Nase. Quinns Geruch.
Er war noch da, auch wenn ich ihn
Weitere Kostenlose Bücher