Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
in den seltsamsten Momenten.
»Ich werde immer beachten, was dir wichtig ist«, sagte er mit gesenkter Stimme in diesem beinah samtigen Tonfall, den sie zu lieben gelernt hatte. »Wenn ein Mann nichts in seinem Leben hat, das etwas wert ist, und auf einmal einen Schatz findet, dann hütet er ihn mit allen Mitteln. Ich besitze zahlreiche Begabungen, mein Engel, und dich glücklich zu machen wird mein oberstes Ziel sein.«
Sie betrachtete ihn über ihre heiße Schokolade hinweg. Sein Gesicht war wieder im Schatten. Ihr war schon aufgefallen, dass er oft in den Schatten saß, und wahrscheinlich würde er es immer tun. Etwas an dem, was er sagte, ließ sie frösteln, und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken, doch sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, woran es lag.
»Manchmal bist du ein bisschen beängstigend, Thomas.« Sie probierte den Namen aus. Da sie ihn jetzt als Stefan kannte, schien Thomas nicht ganz zu ihm zu passen, aber sie würde es lernen, damit zu leben, ebenso wie auch er es lernen würde.
»Ich habe nichts dagegen, wenn du dich manchmal ein bisschen fürchtest, Judith. Du bist eine Frau, die einen Mann um ihren kleinen Finger wickeln könnte.«
Sie brach in schallendes Gelächter aus. »Ich schwöre es dir, ich habe gerade erst gedacht, du hättest mich um deinen kleinen Finger gewickelt.«
Er zog an ihrem Haar, bis sie einen spitzen Schrei ausstieß. Dann führte er die Strähnen an seinen Mund. »Zum Glück macht dir Sex Spaß. Jedes Mal, wenn ich sehe, dass ein Streit bevorstehen könnte, werde ich dich besinnungslos küssen.«
Ihr war nicht ganz wohl bei seiner ruhigen Aussage, denn sie enthielt eine Spur zu viel Wahrheit. Er konnte sie nämlich tatsächlich besinnungslos küssen. Sie vergaß ihren eigenen Namen, wenn er sie küsste. »Davor werde ich mich hüten müssen.«
Daraufhin lächelte er und ihr Herz machte einen Freudensprung. Er lächelte nicht oft, nicht dieses echte Lächeln, das sich, wie jetzt, in seine Augen einschlich. »Du hast keinen Grund zur Sorge, mein Engel. Du bist die einzige Frau auf Erden, die es schafft, mich jede Selbstbeherrschung verlieren zu lassen. Ich glaube, wir haben beide gute Chancen, einander abzulenken.«
»Ich muss schon sagen, du kochst die beste heiße Schokolade, die ich je getrunken habe. Was ist da drin?«
»Das ist ein russisches Hausmittel, das beim Einschlafen hilft. Du hast ein heißes Bad genommen und trinkst jetzt eine heiße Schokolade, und du hast mein Versprechen, dass ich dich bis zum Morgen durchschlafen lasse.«
»Und welche Uhrzeit wäre das?«, fragte Judith schelmisch.
Er grinste sie an. »Tja, was das betrifft, habe ich mich noch nicht endgültig entschieden. Du bekommst nicht genug Schlaf und ich muss aufhören, so selbstsüchtig zu sein.«
Judith trank noch einen großen Schluck von der Schokolade und betrachtete die Sterne über ihren Köpfen. »Ich glaube, beim letzten Mal war ich es, die dich geweckt hat. Du lagst so sexy da und ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Daher finde ich, geht das auch auf dein Konto.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Deine Logik entzieht sich mir restlos. Wenn ich schlafe, bin ich nicht dafür verantwortlich, dass ich sexy aussehe.«
Judith lachte wieder, dieses leise, melodische Geräusch, das Stefan aufhorchen ließ und ihn an zart klingende, perfekt gestimmte Windspiele erinnerte. Als er auf ihrem Balkon saß, über ihren Köpfen die Sterne funkelten und unter ihnen ihr Meer aus weißen Siebensternen wogte, stellte er fest, dass er vollkommen zufrieden war. Er wusste, dass Judith sich Sorgen machte, er würde ihr gemeinsames Leben langweilig finden, aber er fühlte sich zum ersten Mal, seit er ein kleiner Junge war, zu Hause. In Worten ließ sich nicht ausdrücken, was es bedeutete, ein echtes Zuhause zu haben. Er empfand es als den Inbegriff von Freiheit, auf einem Balkon zu sitzen und den Wind in seinem Gesicht zu fühlen, während Dunst vom Meer her angekrochen kam.
»Als ich ein kleiner Junge war, haben wir uns in unserer Wohnung aneinandergeschmiegt, das Feuer brannte und mein Vater lag ausgestreckt auf dem Sofa, den Kopf auf dem Schoß meiner Mutter. Ich erinnere mich noch an die Liebe, die auf seinem Gesicht stand, als er meine Mutter angesehen, ihre Hand genommen und gesagt hat: »›Das ist ein goldener Moment, mein Liebling.‹ Zu der Zeit wusste ich nicht, was das hieß, aber es hat sich mir eingeprägt, weil er sie so angesehen hat, mit einem so
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