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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Bericht an dich. Und außerdem geht es dich nichts an, ob ich jemanden habe. Du hast meinen Bruder getötet und das werde ich dir niemals verzeihen. Verschwinde aus meinem Haus.«
    Er trat vor und packte ihre Oberarme, um sie unsanft zu schütteln. All die Stärke, die sie irrtümlich für weltmännisches Selbstvertrauen gehalten hatte, war in Wirklichkeit etwas Teuflisches, das unter der Oberfläche lauerte. Er war ein Mann, der sehr wenig empfand. Da ihre Gefühle so stark waren, weiteten sie sich auf alle in ihrer Nähe aus – darunter auch auf ihn. Er wollte diese Gefühle wieder haben und bildete sich ein, sie enthielte ihm seine Emotionen vor, indem sie es sich nicht erlaubte, ihn zu lieben. Judith verstand jetzt, dass Jean-Claude kalt war und dass ihm die Fähigkeit fehlte, Kontakt zu anderen Menschen herzustellen.
    Als junge Frau, die keinerlei Erfahrung hatte, hatte sie den Mann bewundert und geliebt, für den sie ihn gehalten hatte – eine Phantasiegestalt, die sie in ihrem Kopf heraufbeschworen hatte. Er hatte sich in dieser Liebe und Bewunderung gesonnt, weil er ihre Projektion so stark empfunden hatte, aber sowie sie fort gewesen war, war er wieder zu diesem kalten, gefühllosen Mann geworden, dem jeder moralische Kompass fehlte.
    »Ich werde mich nicht mit dir streiten, Judith, jedenfalls nicht dann, wenn du derart unvernünftig bist. Wo ist unser Gemälde?«
    Die Frage überrumpelte sie. Das sah Jean-Claude wieder mal ähnlich. Ihr war nie aufgefallen, wie oft er ein Gespräch abrupt beendet und ihr das Gefühl gegeben hatte, jung und dumm zu sein, und wie oft er sie manipuliert hatte, um seinen Willen zu bekommen.
    »Welches Gemälde?«
    »Du hast unser Gemälde mitgenommen. Das von unserer Begegnung. Ich habe dieses Gemälde geliebt und du hast es auch geliebt. Es war das Einzige, was du mitgenommen hast. Sogar deine Kleidung hast du zurückgelassen.«
    Für einen Moment kehrte dieser entsetzliche Moment zurück, in dem sie der Wahrheit ins Auge gesehen hatte, dass sie einen Killer geliebt hatte. Sie hatte das Gemälde mitgenommen, weil sie jung und albern und derart verliebt in einen so reichen und raffinierten Franzosen gewesen war. Sie dachte, sie würde sich immer an das tragische Ende ihrer Liebesbeziehung erinnern, wenn sie das Gemälde ansah – und dann hatte er ihren Bruder ermorden lassen. Damit war dieses Gemälde ihr Erzfeind geworden. Im Lauf der letzten fünf Jahre hatte sie ihren Hass, ihre Wut und ihren Kummer auf diese Leinwand verströmt.
    »Ich habe es übermalt. Der Anblick war mir unerträglich.«
    »Du herzloses Miststück. Dieses Gemälde hat mir etwas bedeutet.« Er schlug ihr so fest ins Gesicht, dass sie hinfiel.
    Der Angriff kam so schnell und so unerwartet, dass Judith im ersten Moment nicht wirklich verstand, was passiert war. Dann schien ihre Wange zu explodieren, ein heftiger Schmerz, der ihr die Zähne und das Auge herauszureißen schien, und sie begriff, dass er sie geschlagen hatte. Wut loderte in ihr auf und erschütterte sie bis ins Mark. Sie trat nach ihm, als er sich über sie beugte. Ihr Fuß traf gegen sein Schienbein und er stieß fauchend Flüche aus. Judith rollte sich herum, weil sie versuchen wollte, unter dem Tisch Schutz zu suchen, doch er holte mit seinem Fuß, der in einem Stiefel steckte, nach ihr aus und knallte ihn so fest in ihre Rippen, dass die Luft aus ihrer Lunge entwich. Ehe sie sich davon erholen konnte, packte er ihr Haar mit beiden Händen und riss sie daran hoch.
    »Hör auf, Judith«, zischte er. »Hast du mich verstanden? Du hörst sofort damit auf, oder ich schlage dich bewusstlos, und dann nehme ich dieses Haus auseinander, bis ich das Gemälde finde. Und dich nehme ich mit, egal, ob du bei Bewusstsein oder bewusstlos bist. Du kannst es dir aussuchen.«
    Judith nickte und rang um Luft. Sie zwang ihren Körper, ihr zu gehorchen. »Sag mir, was dir an diesem Gemälde so wichtig ist, Jean-Claude.«
    »Ich habe dort etwas versteckt, was ich brauche. Etwas sehr Wichtiges. Wo zum Teufel ist das Gemälde?«
    Judith schloss kurz die Augen. Sie wusste genau, wovon er sprach. Nicht einmal dann, als Stefan diesen Microchip erwähnt hatte, hatte sie es erfasst, doch jetzt wusste sie es. Ihr Bruder hatte diese Leinwand für sie gespannt. Er war der erste Mensch gewesen, der ihr jemals gezeigt hatte, wie man das machte, und sie hatte die Leinwand mitgenommen, als sie nach Paris gegangen war, mit der Absicht, ihm als Zeichen ihrer Anerkennung ihr

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