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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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auf einem weißen Ross angeritten kam und eine wunderschöne Frau mit kummervollen Augen rettete.
    Bedauerlicherweise war Stefan Prakenskij kein solcher Mann. Er war vielmehr einer, der Frauen täuschte, sie ins Visier nahm, sie als Werkzeuge für sein Gewerbe nutzte und sie beiseitewarf, ohne sich größere Gedanken darüber zu machen. Er bewohnte nicht einmal dieselbe Welt, in der eine Frau wie Judith lebte. Sie mochte zwar glauben, sie sei kein guter Mensch, aber sie hatte ihm ihre Verletzbarkeit gezeigt, und ein Mann wie Stefan sprang in eine solche Bresche und nutzte sie für seine Zwecke.
    Er machte sich keine Sorgen, Petr Ivanov könnte übermäßiges Interesse an Judith zeigen, da er glauben würde, Stefan benutzte sie dafür, seine angenommene Identität zu festigen und ihn in das Gemeinschaftsleben des Küstenortes einzugliedern. »Ich verstehe. Ich weiß auch nicht, was das zwischen uns ist, Judith«, sagte er, und seine linke Handfläche juckte, bis ihm gar nichts anderes mehr übrigblieb, als sie an seinem Oberschenkel zu reiben, damit er sich nicht lächerlich machte und mit beiden Händen durch die verführerische rote Seide ihre Brüste packte. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Behauptung, die sie aufgestellt hatte, verspürte er das dringende Verlangen, sich die wenigen fehlenden Zentimeter vorzubeugen, um ihre Lippen zu kosten.
    »Ich rechne nicht damit, dass etwas passiert, aber ich glaube Ihnen nicht, dass Sie kein guter Mensch sind. Ich habe einen sechsten Sinn für diese Dinge.« War das Thomas Vincent, der das gesagt hatte? Stefan Prakenskij hätte sich genommen, was er wollte – und er wollte Judith. Dieses Begehren verwandelte sich in etwas sehr Gefährliches.
    Abrupt ließ er einen Arm sinken und trat einen Schritt zurück. Er zwang sich, wieder in die Rolle des schüchternen Thomas zu schlüpfen, da er wusste, dass dieser Mann für sie beide ungefährlicher war.
    Judith Henderson zwang ihn, sein Leben zu bewerten und zu überdenken, was er wollte. Er hatte die ganze Welt gesehen, und auf irgendeiner Ebene hatte er, ohne sich dessen bewusst zu sein, nach etwas gesucht, das seinem Leben einen Sinn verlieh. Er war eine Maschine, ein Apparat, der in den Schatten beheimatet war, und als er sie jetzt ansah, erkannte er, dass er sich immer noch einen kleinen Hoffnungsschimmer bewahrt hatte. Seine Ausbilder hatten seine wahre Persönlichkeit nicht vollständig ausgemerzt. Ein winziger Funke war zurückgeblieben, nicht mehr als ein glimmendes Bröckchen Kohle, aber es war da, vor allen verborgen, und glühte tapfer weiter.
    »Ich bringe Sie zu Ihrem Wagen.« Es war notwendig klarzustellen, dass Thomas Vincent ein Mann war, der eine Frau zu ihrem Wagen oder bis zu ihrer Haustür begleitete und auf ihre Sicherheit bedacht war. Das würde es Stefan gestatten, sie weiterhin vor Ivanov zu beschützen, und wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, diente es auch dazu, noch etwas mehr Zeit in ihrer Gesellschaft zu verbringen.
    »Das ist nicht nötig, obwohl es sicher nett gemeint ist. Sea Haven hat nicht gerade eine hohe Verbrechensquote.«
    »Ich begleite Sie zu Ihrem Wagen«, sagte er mit Nachdruck, wobei ihm ganz egal war, ob das mehr nach Stefan oder nach Thomas klang. Er würde sie nicht allein über die Straße laufen lassen, wenn jede Sekunde eine Kugel in sie einschlagen könnte. »Wo haben Sie geparkt?«
    »Hier in der Straße, ein paar Läden weiter auf der linken Seite.«
    Natürlich hatte sie ausgerechnet dort geparkt. Das hieß, dass sie auf den Turm zugingen, in dem sich Ivanov verschanzt hatte. Stefan sandte ein stummes Stoßgebet zu einem Gott hinauf, an den er nicht glaubte und in den er auch kein Vertrauen setzte. Trotzdem bat er ihn, er möge die Situation akkurat eingeschätzt haben und Ivanov würde nicht abdrücken und ihn jetzt gleich töten. Er lief neben Judith her und seine Blicke glitten aus Gewohnheit unermüdlich über die Dächer und tauchten in all die kleinen Innenhöfe von Gebäuden ein, die in liebevoll ausgestattete Geschäfte führten.
    Er achtete sorgsam darauf, seine Hände frei zu haben, während er über die Straße lief. In einem Abstand von wenigen Sekunden kehrte sein Blick zu dem Turm und den umliegenden Dächern zurück. Das war eine Gewohnheit, und wenn Ivanov ihn durch das Nachtsichtgerät beobachtete, würde er genau dieses Verhalten erwarten.
    In einem kleinen Innenhof, der zu weiteren Geschäften führte, stand leicht zurückversetzt von den

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