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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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verschwunden, und an seiner Stelle wurde Stefan Prakenskij zu dem, was er war: ein Jäger. Und er war tatsächlich auf der Jagd und vollkommen in seinem Element. Er warf seine Verkörperung eines brillanten, aber schüchternen Geschäftsmannes vollständig ab und ging zügig vor, um den Spieß umzudrehen und seinen Jäger zu jagen. Er fühlte, wie sich seine Lunge ausdehnte und etwas Animalisches sich aus den verschlungenen Knoten in seinem Bauch befreite.
    Die Minuten vergingen langsam, eine Sekunde nach der anderen. Der Himmel verdunkelte sich wieder, als die schnell ziehenden Wolken den Mondschein verdeckten. Nicht einmal die weite Fläche des Meeres konnte verhindern, dass die Dunkelheit von Grau zu Tintenschwarz überging. Der Wind schwoll zu einem Heulen an, ließ dann wieder nach und sandte in einem Anfall von Wut Böen vom Meer her.
    Stefans Augen glitten unablässig über die Dächer und suchten sie nach all den Stellen ab, an denen sich ein Scharfschütze mit unverstelltem Blick auf die Hauptstraße verbergen konnte, doch sie kehrten immer wieder zu dem Turm zurück. Es gab etliche Wassertürme in der Ortschaft, die meisten von ihnen umgebaut, um sie für andere Zwecke zu nutzen, aber der an der Hauptstraße bot den besten Ausblick über die Straßen und die Gebäude. Von dort aus gab es nur wenige uneinsehbare Stellen und an einer von ihnen kauerte Stefan. Er war vollkommen sicher, dass Ivanov sich in diesem Turm aufhielt.
    Minuten vergingen. Hier war eindeutig Geduld gefragt, etwas, das Stefan besser als die meisten Menschen beherrschte. Seine Atmung verlangsamte sich, sein Herzschlag und sein Körper wurden ruhig und warteten sprungbereit. Wenn er Ivanov tötete, würde das mittelfristig einige Probleme nach sich ziehen, aber Lev würde vorerst in Sicherheit sein und möglicherweise auch Ilja – zumindest, bis die Brüder Zeit hatten, sich umzuorganisieren und den anderen die Nachricht zukommen zu lassen, dass sie möglicherweise mit einer Säuberungsaktion zu rechnen hatten. Wenn sie sich zusammenschlössen, würden die Prakenskij-Brüder einen furchteinflößenden Feind abgeben, und jeder, der Jagd auf sie machte, würde das wissen.
    Der Himmel wurde noch dunkler, als ein weiterer Windstoß brodelnde schwarze Wolken vor den wenigen verbliebenen Sternen auseinanderjagte. Etwas bewegte sich vor diesem dunklen Himmel. Eine Gestalt schlich die Leiter des Wasserturms zum zweiten Stock hinunter, ein rascher Abstieg, und verzog sich schnell in den Schatten des dunklen Tanks, wo Stefan sie für einen Moment aus den Augen verlor. In diesem Sekundenbruchteil wurde Stefan klar, dass Ivanovs Instinkte ihn plötzlich gewarnt hatten und auf Hochtouren liefen und er wusste, dass sich das Blatt gewendet hatte – dass Stefan sich seiner Gegenwart bewusst war und jetzt Jagd auf ihn machte.
    Er richtete sich sofort auf, sprang auf den Zaun, der die Rückseite des Gebäudes umgab, rannte darüber und achtete sorgsam darauf, nicht über die Pfosten zu stolpern, die herausragten. Der Weg über die Latten war im Dunkeln verdammt schmal. Ein weiterer grimmiger Windstoß riss Laub von den Bäumen und ließ die wirbelnden Blätter über seinem Kopf und seinen Schultern fallen, und er sprang auf das schräge Dach des Gebäudes, das an den Zaun grenzte. Es war ein weitläufiges Gebäude mit einer Dachkonstruktion auf mehreren Ebenen. Er landete auf der tieferen und wäre fast auf dem glitschigen grünen Moos ausgerutscht, das sich durch den ständigen Nebel und Dunst vom Meer her dort gebildet hatte. Offenbar konnte die Sonne diesen Teil des Dachs nicht erreichen und es war schwierig, Halt zu finden.
    Auf dem Dach darüber hörte Stefan schnelle Schritte. Der Neigungswinkel des höheren Dachs war steiler, doch Ivanov überquerte es wie eine Katze, mit langen Schritten und weit vor ihm; er sprang bereits auf das Dach des langen, schmalen, zweistöckigen Souvenirladens. Stefan erhaschte einen Blick auf den Killer, als er über dieses Dach flitzte.
    Stefan raste über das moosbedeckte Dach und sprang auf das nächste Gebäude. Die Dachschräge war beträchtlich und er konnte von dort aus, wo er herkam, nicht den Weg einschlagen, den Ivanov genommen hatte, und ihn gleichzeitig einholen. Daher war er gezwungen, nicht über den First, sondern über die Schräge zu rennen, was einen guten Gleichgewichtssinn erforderte, doch wenn seine Beute glaubte, ihn damit abhängen zu können, dann irrte sie sich. Er flitzte über das untere Ende

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